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Eine Wechselbeziehung zwischen Natürlichkeit und Künstlichkeit in unserem Lebensraum
Früher war die Natur weitgehend eine Wildnis, mit unüberwindbaren Hindernissen, die den Menschen Angst einflößte. Durch die Entstehung und Entwicklung von Kultur veränderte sich auch ständig der Bezug des Menschen zur Natur. Durch menschliches Eingreifen in die Natur und die entstehende Herrschaft des Menschen über die Natur verschwand im Laufe der Zeit auch der Bezug zu ihr immer mehr aus unserer Lebenswirklichkeit.
Spricht man heute von Natur und Kultur, spricht man von Grenzen, Grenzüberschreitungen und Grenzverwischungen. Die eindeutige Trennung zwischen Natur, als die unberührte Umgebung, und Kultur, als die in Form gebrachte Umwelt, scheint heute kaum mehr möglich. Der Mensch als Teil der Natur und Kultur steht zwischen den Welten von Natürlichkeit und Künstlichkeit. Die Natur wurde von der Kultur zu einem Konsumgut transformiert. Sie ist produzierbar und für uns selbstverständlich geworden. Aber was ist Natur heutzutage überhaupt noch? Und in welcher Beziehung stehen wir Menschen zur Natur?
Der Ausgangspunkt dieser Arbeit war das Interesse an dem Natürlichen und Künstlichen sowie die Wahrnehmung und die Beschäftigung des Menschen mit der eigenen und seiner umgebenden Natur. Ziel der Arbeit war es, dem Betrachter die Welt zwischen Natürlichkeit und Künstlichkeit in unserem Lebensraum zu verbildlichen. Der Betrachter soll möglichst einfach die Grenze zwischen diesen Welten wahrnehmen können. Die Idee war es, eine Verbindung zwischen dem Bezugsverlust zur Natur und der intensiven Abhängigkeit des Menschen von der Natur zu visualisieren. Die ständige Wechselbeziehung zwischen natürlicher und künstlicher Umgebung wurde zum Untersuchungsgegenstand. Entstanden sind einzelne Ausstellungsexponate als Sammlung und als Haupkommunikationsmittel ein Ausstellungskatalog als Sammelwerk.
Aus dem Katalog: „Natur. Natur. Natur. Natur. Natur. Natur. Na, welche Bilder hat dieser Begriff gerade bei Ihnen im Kopf ausgelöst? Womöglich die gleichen, wie bei den meisten von uns modernen Menschen. Den Nachmittag im liebevoll gepflegten Schrebergarten, natürlich unkrautfrei. Den Campingurlaub im klimatisierten Wohnmobil, selbstverständlich mit Dusche und Satellitenfernsehen. Die wunderschöne Strandbucht in Thailand, aber bitte mit Strandbar und Taxi. Das ist ganz natürlich. So natürlich wie unnatürlich. Denn wenn wir uns über Natur unterhalten, geht es in den seltensten Fällen um die ursprüngliche Natur. Vielmehr meinen wir das moderne Naturverständnis. Die vom Menschen gezähmte, kultivierte Natur.”
Abschlussarbeit von Jens Mittelsdorf. Betreuung durch Prof. Nora Gummert-Hauser und Dipl. Des. Thomas Klefisch