Design made in
Germany
Design
Jobs

Fragen an Illustratoren: Gisela Goppel

Wie war dein Einstieg in die Branche und was war dein erster Job?

Ich habe ursprünglich Textildesign an der Universität der Künste in Berlin studiert und war während meines Studiums für ein halbes Jahr in Barcelona um dort Illustration zu studieren.
Im Anschluss habe ich eine Saison als Illustratorin für ein Trendbook in Palma de Mallorca gearbeitet. Zurück in Berlin habe ich ein Praktikum bei der Illustratorin Tina Berning gemacht und bin später in der Ateliergemeinschaft geblieben. Dabei habe ich sehr viel über den Arbeitsalltag einer Illustratorin gelernt. Über den Bilderklub, einen Blog von fünf Berliner Illustratoren (www.bilderklub.de) habe ich meine ersten Aufträge als selbständige Illustratorin bekommen.

Arbeitest du hauptsächlich als Illustratorin oder hast du noch andere Schwerpunkte und falls ja, welche?

Ich arbeite hauptsächlich als Illustratorin.

Auf welchen Themenbereich hast du dich spezialisiert? Wie würdest du deinen Stil beschreiben? Mit welchen Techniken arbeitest du?

Ich bewundere die Arbeit von Reportagefotografen und Bildjournalisten wie Robert Frank, Walker Evans, August Sander, Henrie Cartier-Bresson, Helen Levitt, weshalb mich auch die Darstellung von Menschen so interessiert. Dabei finde ich Mode als Ausdruck und Zuordnung einer bestimmten Zeit, eines sozialen Millieus spannend – was zur Folge hat, dass ich meist für die Themen Menschen, Mode und Beauty gebucht werde. Mein Stil ist geprägt durch starke Linien, Farben und Kontraste: Ich arbeite mit Tusche, Bambusfedern, Ton-, Transparent-, und Seidenpapier. Während meines Textildesignstudiums bei der japanischen Designerin Masayo Ave habe ich eine experimentell-assoziative und haptische Arbeitsweise entwickelt, die ich in meiner Arbeit als Illustratorin beibehalten habe.

Digital oder Analog?

Meistens eine Mischung. Oft beginne ich analog und bearbeite und collagiere die Zeichnung dann noch digital.
Vor allem bei Auftragsarbeiten, bei denen man mitunter schnell Änderungen machen muss, ist das digitale Arbeiten sehr hilfreich.

Gibt es ein Objekt, ein Thema, das für dich besonders schwer zu zeichnen ist?

Ich bekomme manchmal Anfragen die ich nicht so gerne bearbeite,  zum Beispiel Yoga Übungen für Frauenmagazine.

Wie ist dein Arbeitsprozess für eine Illustration?

Ich bekomme direkt vom Kunden oder über meine Agentur eine Anfrage, woraufhin wir das Timing und das Budget festlegen. Im zweiten Schritt folgt dann ein genaueres Briefing und ein erstes Layout – das ist je nach Job sehr unterschiedlich. Bei Aufträgen aus dem Bereich Editorial habe ich meist viel Spielraum, um mir selbst Gedanken zu einem Thema zu machen. Werbekunden dagegen haben zusammen mit der dazwischen geschalteten Werbeagentur meistens schon eine genaue Vorstellung einer Bildidee entwickelt.
Die erste Skizze, die ich erstelle, ist in der Regel schon stark ausgearbeitet; kommen Korrekturwünsche, ergänze oder verändere ich die Illustration.

Was passiert, wenn einem Kunden deine Illustration überhaupt nicht gefällt?

Das versuche ich natürlich  zu vermeiden. Ich kläre so gut es geht vorab, was der Kunde erwartet und weshalb er mich gebucht hat und wie viel experimentellen Freiraum er mir zugesteht. Darüber hinaus bitte ich ihn, mir eine Auswahl von Illustrationen zusammenzustellen, die ihm gefallen. Falls das letztlich nicht ausreicht, versuche ich herauszufinden, wo das Problem liegt, und mache dann einen neuen Vorschlag. Korrekturwünsche darf man nicht persönlich nehmen – oft liegt das Problem in der Kommunikation und nicht an der Qualität der Illustration.

Welche Tipps kannst du jemandem geben, der Illustrator werden möchte?

Man muss lernen, sich selbst einzuschätzen, und wissen, für welchen Markt man arbeiten will. Will man Auftragsarbeiten oder lieber eigeninitiierte Projekte machen? Auch ist es wichtig, sich stetig weiter zu entwickeln und sein Repertoire zu erweitern, sei es durch Ausstellungen oder freie Projekte. Sonst läuft man Gefahr sich zu wiederholen.
Am Anfang ist es sicher auch am besten in einer Ateliergemeinschaft zu arbeiten. Man hilft sich gegenseitig, gibt sich Feedback und hat die Möglichkeit gemeinsame Projekte zu starten.

Wie gewinnt man als Illustrator Kunden?

Hilfreich sind Publikationen, Ausstellungen, Blogs – ganz klassisch kann man auch bei Agenturen und Redaktionen mit seiner Mappe vorstellig werden.

Wie siehst du den Stand der Illustration in Deutschland?

Durch meine Agenturen in Amerika und Japan habe ich Einblick in den dortigen Markt: Illustration hat in Deutschland eine vergleichsweise geringe Anerkennung und Verbreitung. In Amerika ist der Illustrator auch »artist« und genießt oft eine ungleich höhere gestalterische Freiheit.
Vor allem der Kinderbuchmarkt in Deutschland ist konservativ, wenngleich es Grund zur Hoffnung gibt: Gerade in Berlin sprießen neue spannende Verlage und  Magazine aus dem Boden, die mit tollen Illustratoren zusammenarbeiten.

Wo ist für dich der Unterschied zwischen Kunst und Illustration?

Diese Diskussion wird bezeichnenderweise vor allem in Deutschland geführt – es gibt Illustratoren, die inspirierende, spannende Arbeit machen, und die ich durchaus als Künstler bezeichnen würde. Ich denke, das ist vor allem eine Frage der Qualität der Arbeit.

Gisela Goppel
http://giselagoppel.de/

Interviewserie mit Fragen von Nadine Roßa und Patrick Marc Sommer

Adler-Logo