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Fragen an Illustratoren: Lukas Bischoff

Wie war dein Einstieg in die Branche und was war dein erster Job?

Schon in früher Kindheit hatte ich, dank meiner Eltern, einen Einblick in die kreative Welt und durfte mich selbst darin versuchen. So entstand eine unterbewusste Vorliebe, welche sich während meiner Schulzeit weiter herauskristallisierte. Den Drang zeichnen zu lernen und mich näher mit Komposition, Konzept und gestalterischen Hintergründen zu befassen, hat mich dazu gebracht eine Mediengestalter-Ausbildung zu beginnen. Da mir jedoch jegliche technischen Kenntnisse wie das Arbeiten mit branchenüblichen Grafikprogrammen gänzlich fehlten, war dieser Schritt nicht ganz einfach.

Während der Ausbildung habe ich dann gemerkt, dass es mir vergleichsweise leicht fällt, grafische Bildwelten zu erschaffen und meine Kreativität effektiv und kontrolliert einzusetzen. Der begonnene Lernprozess wurde später mit dem Beginn meines Studiums im Bereich Kommunikationsdesign an der Fachhochschule Trier vorgesetzt.

Gegen Ende der Ausbildung und mit Anfang der Studentenzeit kamen die ersten Anfragen bezüglich grafischer Arbeiten und Illustrationen, welche ich dankend annahm um auch in der Wirtschaft erste Erfahrungen zu sammeln. In genau diesem Lernprozess befinde ich mich noch immer und möchte ihn auch nach meinem Diplom weiter fortsetzen.

Arbeitest du hauptsächlich als Illustrator oder hast du noch andere Schwerpunkte und falls ja, welche?

Als reiner Illustrator habe ich mich noch nie gesehen, eher als Grafiker der auch einen illustrativen Schwerpunkt besitzt. Natürlich weist dieses Gebiet eine besonders hohe Priorität auf, jedoch habe ich das Thema »Zeichnen und Illustration« immer als eines von vielen betrachtet. Für mich kommt kein Gebiet in der Gestaltung aus, ohne dabei ein anderes zu beeinflussen oder beeinflusst zu werden. Aus diesem Grundsatz heraus kommt auch der Antrieb sich möglichst breit zu fächern, um je nach Bedarf auf Grundwissen zurückzugreifen und es je nach Notwendigkeit auszubauen. Generell bin ich ein großer Freund davon, interdisziplinär zu arbeiten um neue Verknüpfungen herzustellen- ein Vorteil, der oft auch neue Wege bereitet.

Typografie, 3-D, Charakterdesign, Storyboard und Konzeption sind Fächer in denen ich mich neben der Illustration heimisch fühle, ohne eins davon als absoluten Schwerpunkt nennen zu wollen. In Zukunft möchte ich im Bereich Bewegtbild mehr Erfahrung sammeln, da ich dort noch verhältnismäßig wenig vorzuweisen habe.

Auf welchen Themenbereich hast du dich spezialisiert? Wie würdest du deinen Stil beschreiben? Mit welchen Techniken arbeitest du?

Diese Frage beantworte ich am besten so, wie ich auch häufig Entschlüsse fasse – mit dem Umkehrschluss. Ich weiß, dass ich z.B. als Kinderbuch-Illustrator eher ungeeignet bin, da mir die liebliche Ausstrahlung in meinen Arbeiten recht schwer fällt. Ich arbeite gerne reduziert, schlicht und auf den Punkt. Einen Stil würde ich mir noch nicht zuschreiben. Das wäre so kurz vor Ende des Studiums vermessen, da ich ständig neue Sachen ausprobiere und viel experimentiere.

Mit den Arbeitsmethoden halte ich es wie mit den Schwerpunkten, sehr breit gefächert. Von traditionellen Bleistiftskizzen bis hin zu gerenderten 3D-Grafiken wähle ich die Technik je nach Aufgabenstellung aus.
Ein gute Idee sollte nicht von einer Technik abhängig gemacht werden, dass würde sie zu sehr einschränken. Ich möchte erst eine Idee entwickeln und dann darauf mit einer passenden Technik und der bestmöglichen Umsetzungsweise reagieren.

Digital oder Analog?

Ich mag beides. Wie in der vorangehenden Frage bereits beschrieben, reagiere ich gerne auf eine Idee und passe daraufhin auch meine Technik an. Eine Vorliebe, die während meines Studiums entstand liegt darin, analoge und digitale Prozesse zu vereinen. Die Mischung aus Analogem mit Digitalem und das Ausspielen der vorhandenen Vor- und Nachteile sehe ich als besonders spannend an. Das Endergebnis behält durch den händischen Einfluss seine Persönlichkeit, ist aber durch die digitalen Möglichkeiten in vielen Fällen deutlich schneller und einfacher umzusetzen.

Gibt es ein Objekt, ein Thema, das für dich besonders schwer zu zeichnen ist?

Niedliche und liebliche Themenwelten liegen mir nicht. Mir fehlt der persönliche Draht, um mich tief genug hinein zu versetzen. Eine Zeichnung spiegelt immer auch ein stückweit die Persönlichkeit und den Charakter ihres Erschaffers wieder. Meine Person ist nicht niedlich genug…

Wie ist dein Arbeitsprozess für eine Illustration?

Im vergangenen Jahr habe ich mich intensiv mit dem Thema Effizienz und Produktivität auseinander gesetzt. Wie gestalte ich meine Prozesse am besten, um ein qualitativ hochwertiges Ergebnis zu erzielen, ohne dabei unnötig Zeit zu verlieren?
Als Ergebnis ist eine deutlich längere Planungsphase entstanden, in der ich schon im Vorfeld versuche Fehlerquellen und Schwachstellen zu überdenken.

An erster Stelle steht immer der Kunde und seine Wünsche. Diese werden in einem Gespräch möglichst genau definiert. Bei persönlichen Arbeiten versuche ich für mich selbst eine Art Briefing zu erstellen, an dem ich mich orientieren kann. Sobald alle groben Eckdaten feststehen, beginne ich in alle möglichen Richtungen zu denken und so viele Ideen wie möglich zu sammeln. Erst jetzt lege ich Vorgaben und Ideen nebeneinander und gleiche ab, was umsetzbar ist. In einigen Fällen schließt sich das Gesamtpaket aus, aber dennoch lässt sich die Grundidee gebrauchen. So wird der Ideenfindungsprozess an dieser Stelle schon deutlich kreativer, als er normalerweise ist.

Aus den vorhandenen Ideen suche ich mir nun diejenigen aus, welche in meinen Augen das größte Potential besitzen und mache mich daran ein detailliertes Konzept dazu auszuarbeiten. Es entsteht ein feststehendes Grundgerüst, welches garantieren soll, dass Umsetzung und Idee nicht zu weit auseinander driften. Dennoch besteht genug Freiraum um das Gerüst mit Experimenten und freiem Arbeiten aufzufüllen, was die Arbeit für mich deutlich angenehmer und spannender gestaltet.

Nach der verhältnismäßig langen Konzeptphase, in der ich viele Prozesse im Kopf durchspiele um einen optimalen Ablauf zu simulieren, beginne ich mit Skizzen und ersten Entwürfen. Diese werden in unzähligen Schleifen verbessert, korrigiert, erweitert oder ganz verworfen.

Die ersten vorzeigbaren Ergebnisse bespreche ich dann mit dem Kunden, um sicher zu gehen, dass alles in gewünschten Bahnen läuft und das Endprodukt nicht den Erwartungen widerspricht. Nach erfolgreicher Abnahme, beginnt die Feinabstimmung und Finalisierung, welche in der Umsetzung oftmals die meiste Zeit verschlingt. Am Ende sollte dann ein zufriedener Kunde stehen und ein Grafiker der zufrieden den Tag beendet.

Was passiert, wenn einem Kunden deine Illustration überhaupt nicht gefällt?

Diesen grafischen Supergau versuche ich durch eine rege Kommunikation und mehrfachen Austausch von Zwischenschritten abzusichern. Natürlich lässt es sich dennoch nicht immer vermeiden. Sollte es dann doch soweit kommen, analysiere ich den Projektverlauf und versuche aus den Fehlern für das nächste Projekt zu lernen.

Welche Tipps kannst du jemandem geben der Illustrator werden möchte?

Spaß an der Arbeit, Durchhaltevermögen und nie den Mut verlieren. Die Illustrationsszene ist voll von überragenden Talenten. Ein Suchbegriff genügt und man bekommt mehr gute Zeichnungen zu sehen, als man an einem Tag verarbeiten kann. Diese Menschen sind Leidensgenossen, Konkurrenten und Motivationsfaktor in einem. Eine Tatsache, die deutlich macht, wie hart der Markt umkämpft ist und wie viel Zeit und Energie nötig ist um sich zu etablieren.

Ich persönlich habe versucht mir neben der Illustration noch weitere Möglichkeiten aufzubauen. Zum einen, da ich nicht gerne für längere Zeit nur in einem Bereich tätig bin und zum anderen, um etwas Druck von den Schultern zu nehmen. Nur diesen einen Weg zur Auswahl zu haben bedeutet auch genau diesen Weg bestreiten zu müssen, auch auf die Gefahr hin dabei zu scheitern. Ein Risiko das viele Illustratoren auf sich nehmen, was ich sehr beeindruckend finde.

Wie gewinnt man als Illustrator Kunden?

Da ich sehr vielseitig unterwegs bin, kann ich nur für mich sprechen. Ich habe viele Kunden und Agenturen über die Zusammenarbeit in anderen Bereichen kennengelernt. Das Internet und Empfehlungen von bereits bestehenden Partnern spielen auch eine große Rolle. Ich bezeichne das gerne als Netzwerk. Habe ich ein Projekt, welches ich selbst nicht oder nur teilweise in voller Qualität umsetzen kann, vermittle ich gerne an Bekannte, von denen ich weiß, dass sie hervorragende Arbeit leisten. Ebenso bekomme ich Projekte bei denen sie auf meine Kenntnisse zurückgreifen möchten. Ein gut funktionierendes Hin und Her, mit Vorteilen auf beiden Seiten.

Wie siehst du den Stand der Illustration in Deutschland?

Ich habe nicht das Gefühl, dass die Wahrnehmung der Menschen in Deutschland, was Grafik, Typografie und Illustration angeht, in den letzten Jahren besonders zugenommen hat. Durch die allseits vorhandene Technik, wie Digitalkameras und Grafikprogramme auf jedem Rechner, wird jeder zu einem kleinen Grafiker und so wird die Arbeit der Professionellen gerne unterschätzt. Jedoch genau dieser Punkt treibt Kunden zunehmend dazu wieder auf hochwertige illustrative Umsetzung zurückzugreifen. Ein Trend, der zuletzt in der Werbung sichtbar wurde. Der Drang nach mehr »Persönlichkeit«, welcher in analogen Illustrationen unverkennbar zu finden ist, lässt für die Zukunft hoffen.

Wo ist für dich der Unterschied zwischen Kunst und Illustration?

Kunst entsteht nach meiner Definition aus freien Stücken heraus und findet den Antrieb beim Künstler selbst. Illustration ist in erster Linie eine Umsetzung einer Vorgabe oder die Auseinandersetzung mit einem bestehenden Problem. Kunst stellt hingegen selbst das Problem und macht ihre eigenen Regeln, was bei der Illustration nur selten der Fall ist.

Lukas Bischoff
http://www.artill.de

Interviewserie mit Fragen von Nadine Roßa und Patrick Marc Sommer

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