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Jessica Hische about the designer’s responsibility

Photo: Nadine Roßa

Englisch

Last weekend a lively American stirred up the stage of TYPO Berlin, literally said. Despite of her German surname, she is anything but »Made in Germany« but we will make an exception as we had the opportunity to conduct a little interview with her.

Everyone liking typography and illustration at the same time (like me), can’t get around Jessica at the moment. She has led the art of lettering to perfection, claiming at the same time that lettering or calligraphy have nothing in common with it. Jessica greatly values the work of type designers, as she knows from her own experience, how difficult it is to create typefaces. For this reason, she points out, it ist especially important to appreciate and to support them. “Type design is the most underestimated discipline in design” she states.

The calculation she draws up is simple: If fonts are not paid for, the font designer will not have the means of developing further great typefaces. For this reason each and all designers carry the responsibility of enabling type designers to continue making typefaces. “Buy fonts!” Hische demands. The problem, due to Hische are often type designers themselves, as most of them are timid creatures. Only few have the guts to talk about their creations in public. But talking type is ever so important, for many users of typefaces lack an eye for detail or simply don‘t realize what to take care of when designing. It lays in the hands of designers and type designers to encourage the practice of good type and good design.

It is generally helpfull to compare oneself to oneself, she explains. One moves on with time, gets better and starts to dislike elder own projects. Challenge helps the personal development and allows a designer to gain experiences, that turn to be important when it comes to sell oneself. “You sell your experience to your customer and that explains your cost per hour.

Costumer relations being one of the reasons that inspired her for »Should I work for free«, Hische is never tired to point out that the only person ever to work for for free is ones mother. Many (potential) customers have no idea on the value of design and how much work goes into it. Not malicious intent but lack of information often causes conflicts. Designers have to accept responsibility to explain the underlying principles for good design that justify its price.

I turn tables then and ask: If it was your daughter: Would you want her to work on something for days and earn 300$ with it, or not get paid at all?

This is what Hische teaches her students (she herself graduated only six years ago): Nobody should work for free. She condemns plattforms like 99designs. Their approach is a lazy one, not appreciating the value of design. “They claim that, people offering projects there cannot afford working with decent designers. This approach is complety wrong because it devaluates design. It spoils customers into believing that design processes always work like this.” Jessica believes that most of the designers working for these plattforms are staff at some agencies filling gaps between jobs, trying something new or students seeking to fill their portfolio. “If they want to do that, they should at least work for charity, that’s at least people that deserve it.

Freelancing has fundamentally changed Jessica’s approach. She has turned to buying products of small manufacturies that invest a lot of enthusiasm into their goods because she acknowledges how much work is behind it.”Freelancing has sort of turned me into a more responsible designer as well as consumer. I‘m much more aware of other designers‘ achievements.” For non-creatives it is not always easy to understand how much effort is behind design, because they are not accustomed to the field. “There is a face behind every product and it is noteworthy to get to know it.

The basic rule is: “Support designers so that they can make a living of what they love most. Buy their products if you like them. Otherwise it kills creativity!”.

And right she is.

Übersetzung/Translation: Sabine Gruppe von Fontshop

Deutsch

Letztes Wochenende wirbelte eine quirlige Amerikanerin über die Bühne der TYPO Berlin und das kann man durchaus wörtlich nehmen. Obwohl sie alles andere als »Made in Germany« ist – trotz deutschem Nachnamens – gehe ich an dieser Stelle mal fremd, denn wir hatten die Möglichkeit mit ihr ein kleines Interview über Design und Verantwortung zu führen.

Wer gleichzeitig Typografie und Illustration mag (wie ich), kommt an Jessica eigentlich nicht vorbei, denn sie hat die Kunst des Lettering perfektioniert, die nach ihrer Aussage nichts mit Kalligrafie oder Schriftdesign zu tun hat. Gleichzeitig schätzt Sie die Arbeit von Schriftdesignern sehr, vor allem weil sie aus eigener Erfahrung weiß, wie schwierig sie ist. Deswegen, so hebt sie hervor, sollte man besonders Schriftdesigner würdigen und vor allem unterstützen. »Schriftdesign« so sagt sie »ist die am meisten unterschätzte Design-Disziplin.«
Und die Rechnung dazu ist ganz einfach: Wenn man Schriften nicht kauft, fehlen dem Schriftdesigner in Zukunft die Möglichkeiten, neue tolle Schriften zu entwerfen. Daher ist es auch eine Verantwortung aller Designer, dafür zu sorgen, dass Schriftgestalter genau das tun können. »Buy Fonts!« sagt sie. Das Problem dabei sind manchmal die Type-Designer selbst, denn sie sind laut Jessica scheue Wesen. Nicht jeder hat das Zeug, auch über seine Arbeit zu reden, dabei ist gerade das so wichtig, weil viele Leute eben nicht das Auge fürs Detail haben oder einfach nicht wissen, worauf sie bei Design achten sollen. Also liegt es in der Verantwortung von Designern und Schriftgestaltern genau das zu fördern.

Grundsätzlich ist es hilfreich, sich zu vergleichen, vor allem mit sich selbst, sagt sie. Man entwickelt sich im Laufe der Zeit weiter, wird besser und findet dann eigene ältere Sachen meist nicht mehr gut. Nur die Herausforderung bringt einen persönlich weiter und verschafft dem Designer zudem Erfahrungen, die wiederum wichtig sind, wenn es daran geht sich selbst zu verkaufen. »Denn diese Erfahrung ist es, die man dem Kunden verkauft und die deine Stundensätze rechtfertig.«

Das war auch einer der Gründe, der sie zu »Should I work for free« inspiriert hat, was man, laut ihrer Aussage, nur für die eigene Mutter machen sollte. Denn viele (potenzielle) Kunden wissen gar nicht, was Design wirklich wert ist und wie aufwändig es ist. Das ist noch nicht mal unbedingt böse Absicht, es fehlt ihnen schlicht an Verständnis dafür. Und dort setze die Verantwortung von Designern an: Sie müssen Kunden erklären, was hinter gutem Design steckt und was Stundensätze und Preise rechtfertig.
»Ich drehe dann den Spieß meist um«, sagt sie, »Ich frage die Kunden dann: Wenn es um Ihre Tochter ginge, würden Sie wollen, dass sie an etwas für Tage arbeitet und dann nur 300$ dafür bekommt oder gar nicht bezahlt wird?«

Genau das bringt sie auch ihren Studenten bei (obwohl selbst erst vor sechs Jahren graduiert, unterrichtet sie bereits selbst), denn niemand sollte umsonst arbeiten. Daher machen sie auch Plattformen wie 99designs sehr sauer. »Deren Herangehensweise ist eine sehr bequeme, sie behaupten, dass dort Leute Projekte anbieten würden, die sich sonst keine richtigen Designer leisten können. Das ist ein völlig falscher Ansatz, weil es den Stellenwert von Design herab setzt. Es verzieht Kunden, weil sie dann glauben, dass ein Designprozess immer so läuft.« Sie vermutet die meisten Designer dort sind angestellte Designer, die Lücken füllen oder sich mal ausprobieren wollen oder Studenten, die ihr Portfolio aufbessern wollen. »Aber wenn sie das tun wollen, dann sollen sie wenigstens für wohltätige Organisationen arbeiten. Das sind Leute, die es wirklich verdienen.«

Grundsätzlich, so gesteht sie, hat das Freelancing ihre Sichtweise auf die Dinge sehr verändert. Sie kauft inzwischen gerne Dinge von kleineren Firmen, die viel Herzblut in ihre Projekte stecken, einfach weil sie selbst weiß, wie viel Arbeit dahinter steckt. »Wenn man so will, hat mich das Freelancen zu einem verantwortungsvolleren Designer und Konsumenten gemacht. Ich schätze die Arbeit von anderen Designern seitdem viel mehr.« Für Nicht-Kreative ist das nicht immer einfach, weil man den Aufwand hinter kreativer Arbeit natürlich nicht immer versteht, wenn man selbst eben nicht in dem Feld arbeitet. »Dabei steht hinter jedem Produkt immer ein Gesicht und es lohnt sich sehr, das kennen zu lernen.«

Es gilt also eine einfache Regel: »Unterstützt Designer, damit sie von dem leben können, was sie am liebsten machen. Kauft ihre Produkte, wenn ihr sie gut findet. Otherwise it kills creativity!«

Recht hat sie.

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