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Urheberrecht abschaffen? Ein kurzer Überblick zur aktuellen Diskussion.

Designrecht-Serie von Jens O. Brelle (Art Lawyer)

Zur Zeit wird in den Medien wieder heftig über das Thema Urheberrecht diskutiert. Als vorläufigen Höhepunkt der Debatte könnte man das Interview mit Sven Regener in der Sendung Zündfunk im Bayerischen Rundfunk bezeichnen. Dort sollte der Autor und Sänger eigentlich nur ein kurzes Statement zum Thema Urheberrecht abgegeben. Doch daraus wurde eine wahre Wutrede, die sich anschließend im Netz wie ein Lauffeuer verbreitet hat. Regener erntete dafür Kritik und bekam aber auch Zustimmung. In zahlreichen Blogs wurden seine Argumente aufgeführt und auseinander genommen, kommentiert und widerlegt.

Doch braucht man wirklich ein neues Urheberrecht oder sollte man es nicht lieber ersatzlos streichen? Letztere gewagte These äußerte erst kürzlich der Blogger Michael Seemann und verdeutlichte sein Ansinnen in einem Tweet. Darin hieß es in 140 knappen Zeichen: »der grundfehler der urheberrechtsdebatte ist die fixe idee, die gesellschaft sei den künstlern ein funktionierendes geschäftsmodell schuldig«. Können Künstler ohne das Urheberrecht kein Geld mehr verdienen? Oder kommt das Urheberrecht einfach nicht mehr mit? Wenn man neue Hypes, wie zum Beispiel Pinterest betrachtet, wird klar, dass das aktuelle Urheberrecht und seine Verwendung immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt wird. Doch sollte man es deshalb gleich abschaffen? Wohl kaum, vielmehr ist eine Anpassung an das Hier und Jetzt mit einem Hauch Weitblick erforderlich. Ob die derzeit geführte Debatte von der Politik im notwendigen Maße berücksichtigt wird, ist fraglich. Doch auch mit einer Anpassung des Urheberrechts an das Internetzeitalter wäre nicht allen geholfen. Kritiker wird es immer geben, etwas womit alle zufrieden sind, wohl eher nicht.

Eine neue Stimme haben die Kritiker und Gegner des Urheberrechts in der Piratenpartei gefunden. Die Piraten sehen das aktuelle Urheberrecht als Beschränkung für das Entwicklungspotenzial, welches das Internetzeitalter bietet. Im Handelsblatt erschien kürzlich ein Aufruf von 100 Künstlern, Schriftstellern und Unternehmen, die sich unter dem Motto »Mein Kopf gehört mir!« gegen die Umsonstkultur im Internet richten, aber auch gegen die Ansicht der Piraten rund um das Thema Urheberrecht. Diese Kritik wollen die Piraten nicht gegen sich gelten lassen. Vielmehr rudern sie zurück und sagen, dass sie das Urheberrecht nicht abschaffen wollen, sondern dass es einer umfassenden Reform bedarf. Allerdings kommen die Piraten derzeit noch nicht darüber hinaus, Ideen entwickeln zu wollen. Konkrete Vorschläge blieben bislang aus. Mit der Anzeige im Handelsblatt haben sich die Befürworter des Urheberrechts formiert. Ebenfalls zusammengeschlossen haben sich 51 Tatort-Autoren. Sie haben einen offenen Brief an die Grünen, die Piraten, die Linken und die Netzgemeinde verfasst. Darin machen sie ihrem Ärger Luft und fordern die Angesprochenen auf, sich von zwei Lebenslügen zu trennen. Zum einen, sich davon zu trennen, es gäbe keinen freien Zugang zu Kunst und Kultur und zum anderen die demagogische Gleichsetzung von frei und kostenfrei. Auch die Tatort-Autoren prangern die Umsonstkultur im Netz an. Sie vergessen dabei nicht, dass die Menschenrechte einen freien Zugang zu Kunst und Kultur garantieren, jedoch bedeutet frei nicht zwingend auch kostenfrei.

Die akutelle Diskussion auf den verschiedenen Ebenen von Kulturschaffenden, Rezipienten und Politikern zeigt in jedem Fall, dass das Urheberrecht ein wichtiges Thema unserer Zeit ist. Die Diskussion ist aber auch erforderlich, denn nur so kann das Urheberrecht sich entwickeln und für die Zukunft fit gemacht werden.

Artikel von Art Lawyer – Jens O. Brelle, Rechtsanwalt, Fachanwalt für Urheber- und Medienrecht

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