Design made in
Germany
Design
Jobs

Leitlinien für faire Designwettbewerbe

Es scheint ein immer wiederkehrendes Problem zu sein: Unfaire Designwettbewerbe und sogar Ausschreibungen, die Designer zur Teilnahme aufrufen. Gerade eben hat Juli Gudehus den Ehrenpreis für gute Gestaltung ausgerufen, um dem entgegen zu wirken. Und auch der BDG sieht sich täglich mit solchen Aufrufen konfrontiert, bei denen man sogar versucht den Verband als Medienpartner einzubinden. Dabei ist es nicht unbedingt nur »Raffgier«, sagt BDG-Präsident Christian Büning, sondern oft auch einfach Unwissenheit.

Grund genug leicht merkbare Spielregeln zu formulieren, die als Leitfaden zur Prüfung der Wettbewerbsbedingungen dienen soll, um wieder mehr darauf hinzuweisen, dass Designleistungen nicht mehr als Posten ohne Kosten eingeplant wird. »Das Problem ist« so Büning, »dass die Veranstalter bei diesen Verlosungen Design nicht als Prozess sehen, sondern als Deko. Sie bekommen dann auch nur Deko, aber erzählen, dass sie günstig Design eingekauft haben. Das ist eine unerfreuliche Entwicklung.«

1. Keine Übernahme von Haftungsrisiken!

Es ist in Mode gekommen, per Teilnahmebedingungen die komplette Haftung für etwaige Verletzungen von Rechten Dritter durch die Nutzung des Entwurfs auf die Teilnehmer abzuwälzen. Mit Blick auf die enormen Kosten für auch nur einigermaßen sichere Überprüfungen durch Juristen – etwa im Vorfeld einer Markeneintragung – oder spätere Rechtsstreitigkeiten in diesem Feld wird klar, dass hier auf dem Rücken der Teilnehmer gespart werden soll. Diese Bauernschläue verrät aber auch, wes Geistes Kind der Auslober ist. Findet sich ein solcher Passus in den Teilnahmebedingungen, gibt es nur eine dringende Empfehlung: Finger weg, auf keinen Fall teilnehmen! Hier lauert eine existenzbedrohende wirtschaftliche Gefahr!

2. Keine Abtretung von Rechten allein schon durch die Teilnahme!

Bei einigen Wettbewerben sollen die Teilnehmer schon bei der Einreichung sämtliche übertragbaren Rechte an ihren Einreichungen uneingeschränkt abtreten. Bei seriösen Wettbewerben räumen die Teilnehmer dem Auslober bestenfalls ein, die Entwürfe für die Kommunikation oder Dokumentation des Wettbewerbs nutzen zu dürfen, alles Weitere ist Verhandlungssache und muss marktgerecht vergütet werden. Falls die Wettbewerbsbedingungen also schon durch die Einreichung eine Übertragung aller Rechte vorsehen, gilt die gleiche dringende Empfehlung wie oben: Finger weg, nicht teilnehmen!

3. Respektvoller und fairer Umgang mit den Teilnehmern und deren Leistungen

Zu einem respektvollen und fairen Umgang mit den Teilnehmern gehören noch weitere Selbstverständlichkeiten:

Die Entwurfsleistungen von mindestens drei Teilnehmern werden prämiert und sind mit Preisgeldern versehen.
Die spätere Nutzung der eingereichten Entwürfe wird selbstverständlich noch separat honoriert, denn das Preisgeld ist eine Prämie, die das Risiko abbildet, nicht zu gewinnen. Es ist kein Honorar.
Das Recht auf Namensnennung der Teilnehmer ist nicht beschnitten. Verständlicherweise ist es Designern wichtig, ihre Entwürfe mit ihrem Namen in Verbindung bringen zu dürfen.
Sind auch diese Grundregeln von den Wettbewerbsauslobern beachtet, sollte noch ein Blick auf die Juryzusammensetzung erfolgen.

4. Die Jury ist bekannt und mindestens zur Hälfte mit Designern besetzt

Die Teilnehmer müssen schon zum Zeitpunkt der Ausschreibung wissen, wer ihre Arbeiten bewertet, das gebieten Transparenz und Fairness. So sitzen bei einem Fachwettbewerb natürlich Fachleute in der Jury. Auch wenn die Entscheider des Auslobers in der Regel Teil der Jury sein wollen, sollte diese bei Design-Wettbewerben mindestens zur Hälfte mit Designern besetzt sein. Auf jeden Fall sollte ein Designer den Vorsitz innehaben.

Darüber hinaus wird es in Zukunft den »BDG-Fairward« geben, der faire Designwettbewerbe auszeichnet und vorstellt. Etwas ähnliches hatte der inzwischen verabschiedete Fidius – Faire Designwettbewerbe e.V. schon einmal versucht, musste sich aber dann aufgrund fehlender finanzieller Mittel von dieser Idee verabschieden. Gut, dass der BDG das Vorhaben wieder aufgreift!

http://www.bdg-fairward.de

Adler-Logo