Styleguides sind nicht unbedingt das, was man des Designers Liebling nennen kann. Aber ihr Notwendigkeit ist unumstritten, vor allem wenn Projekte eine bestimmte Größe annehmen. Ganze 14 Jahre war der Online-Styleguide der Bundesregierung im Dienst und stammt damit aus einer Zeit weit vor Smartphones und Tablets. Mit immer mehr gestalterischen Ausnahmen und Sonderregelungen versuchten Bundespresseamt und Ministerien mit der technologischen Entwicklung Schritt zu halten. Dabei verwässerte die Marke „Deutschland“ zusehends. Eine Überarbeitung war unumgänglich, Aperto nahm sich dieser Aufgabe an und hat einen neuen Online Styleguide für die Bundesregierung entwickelt, die seit Februar Grundlage für alle digitalen Angebote des Bundespresseamts (BPA), des Bundeskanzleramts, der 14 Bundesministerien und der nachgelagerten Behörden ist.

Wir haben mit Arne Braun, Creative Director bei Aperto Berlin, über die Entwicklung eines solchen Styleguides gesprochen.

N. Roßa: Der Styleguide der Bundesregierung war 14 Jahre alt und damit für das Medium Online fast schon »steinalt«. Wieso wurde er erst jetzt überarbeitet?

A. Braun: Das ist so nicht ganz richtig: Der letzte Styleguide wurde zwar vor 14 Jahren aufgesetzt, aber er hat sich bis zu seiner Ablösung in diesem Jahr durchaus gewandelt. Die Bundesregierung hat mit Erweiterungen auf veränderte Anforderungen wie neue Technologien und Bandbreiten reagiert. Das machte den Styleguide immer komplexer. Trotzdem haben die Neuerungen nicht ausgereicht, um mit den Veränderungen und den sich wandelnden Sehgewohnheiten Schritt zu halten. In der Folge wurde der Styleguide über die Jahre immer freier interpretiert. Das hat letztendlich die Ablösung des alten Styleguides vorangetrieben. Man kann sagen, es war ein Prozess, an dessen Ende die Entwicklung des neuen stand.

N. Roßa: Welche Herausforderungen bedeutet ein Styleguide eines solchen Umfangs?

A. Braun: Einen Styleguide für einen Auftraggeber wie die Bundesregierung aufzusetzen, ist eine kniffelige Aufgabe. Er muss für eine Vielzahl von Ministerien, Behörden und Institutionen einsetzbar sein – und dabei trotzdem immer die Dachmarke senden. Gleichzeitig muss sich der Styleguide Rahmenbedingungen anpassen können, die sich ständig verändern. Wir können heute weniger denn je sagen, auf welchen Endgeräten unser Design in den kommenden Jahren ausgegeben wird. Allein die Zahl der mobilen Zugriffe hat sich 2012 fast verdoppelt. Unser Produkt muss sich also ständig weiterentwickeln, quasi ein lebender Styleguide sein. Die Lösung für die Bundesregierung ist deshalb ein Baukasten mit wenigen klaren und reduzierten Elementen, die einen hohen Wiedererkennungswert haben und ständig auf den neuesten Stand gebracht werden.

N. Roßa: Aus persönlicher Erfahrung weiß ich, dass Designer, die mit Styleguides arbeiten müssen, ihnen gegenüber eher abgeneigt sind. Warum sind Styleguide so wichtig und ab wann machen sie Sinn?

A. Braun: Styleguides bieten Orientierung und transportieren Markenwerte – das ist relevant für Nutzer, Auftraggeber und Designer. Sie liefern gestalterische Grundkriterien, die die Markenidentität sichern. Gleichzeitig bieten gute Styleguides den nachgeordneten Einheiten eines Unternehmens oder einer Institution Raum, um ihren eigenen Charakter darzustellen. Entsprechend machen sie dann Sinn, wenn ein Unternehmen oder eine Institutionen über eigenständig agierende Einheiten verfügt, zum Beispiel bei Konzernen mit Tochtergesellschaften. Ich als Designer sehe Styleguides als eine Art Leitsystem, das hilft, das Bestehende weiterzudenken und meine Handschrift im Rahmen der Marke zu setzen.

N. Roßa: Die von Aperto gestaltete Seite www.bundesregierung.de liegt in einer mobilen Version vor, findet aber im Styleguide selbst keine Erwähnung. Gilt es inzwischen als selbstverständlich Seiten auch als Mobile Version anzulegen?

A. Braun: Mobile ist aus unserer täglichen Webnutzung nicht mehr wegzudenken – ohne geht es einfach nicht mehr. Deshalb legen wir für viele unserer Kunden mobile Websites an. Wie bereits erwähnt hat sich die Zahl der mobilen Zugriffe hat 2012 fast verdoppelt. Letztendlich geht es darum, auf das aktuelle Nutzerszenario zu reagieren. Die Fragmentierung der Bildschirmgrößen nimmt rasant zu. Es ist deshalb wichtig, diese Entwicklungen und die Anforderungen fortlaufend zu überprüfen.

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Neuer Styleguide für die Bundesregierung

Styleguides sind nicht unbedingt das, was man des Designers Liebling nennen kann. Aber ihr Notwendigkeit ist unumstritten, vor allem wenn Projekte eine bestimmte Größe annehmen. Ganze 14 Jahre war der Online-Styleguide der Bundesregierung im Dienst und stammt damit aus einer Zeit weit vor Smartphones und Tablets. Mit immer mehr gestalterischen Ausnahmen und Sonderregelungen versuchten Bundespresseamt und Ministerien mit der technologischen Entwicklung Schritt zu halten. Dabei verwässerte die Marke „Deutschland“ zusehends. Eine Überarbeitung war unumgänglich, Aperto nahm sich dieser Aufgabe an und hat einen neuen Online Styleguide für die Bundesregierung entwickelt, die seit Februar Grundlage für alle digitalen Angebote des Bundespresseamts (BPA), des Bundeskanzleramts, der 14 Bundesministerien und der nachgelagerten Behörden ist.

Wir haben mit Arne Braun, Creative Director bei Aperto Berlin, über die Entwicklung eines solchen Styleguides gesprochen.

N. Roßa: Der Styleguide der Bundesregierung war 14 Jahre alt und damit für das Medium Online fast schon »steinalt«. Wieso wurde er erst jetzt überarbeitet?

A. Braun: Das ist so nicht ganz richtig: Der letzte Styleguide wurde zwar vor 14 Jahren aufgesetzt, aber er hat sich bis zu seiner Ablösung in diesem Jahr durchaus gewandelt. Die Bundesregierung hat mit Erweiterungen auf veränderte Anforderungen wie neue Technologien und Bandbreiten reagiert. Das machte den Styleguide immer komplexer. Trotzdem haben die Neuerungen nicht ausgereicht, um mit den Veränderungen und den sich wandelnden Sehgewohnheiten Schritt zu halten. In der Folge wurde der Styleguide über die Jahre immer freier interpretiert. Das hat letztendlich die Ablösung des alten Styleguides vorangetrieben. Man kann sagen, es war ein Prozess, an dessen Ende die Entwicklung des neuen stand.

N. Roßa: Welche Herausforderungen bedeutet ein Styleguide eines solchen Umfangs?

A. Braun: Einen Styleguide für einen Auftraggeber wie die Bundesregierung aufzusetzen, ist eine kniffelige Aufgabe. Er muss für eine Vielzahl von Ministerien, Behörden und Institutionen einsetzbar sein – und dabei trotzdem immer die Dachmarke senden. Gleichzeitig muss sich der Styleguide Rahmenbedingungen anpassen können, die sich ständig verändern. Wir können heute weniger denn je sagen, auf welchen Endgeräten unser Design in den kommenden Jahren ausgegeben wird. Allein die Zahl der mobilen Zugriffe hat sich 2012 fast verdoppelt. Unser Produkt muss sich also ständig weiterentwickeln, quasi ein lebender Styleguide sein. Die Lösung für die Bundesregierung ist deshalb ein Baukasten mit wenigen klaren und reduzierten Elementen, die einen hohen Wiedererkennungswert haben und ständig auf den neuesten Stand gebracht werden.

N. Roßa: Aus persönlicher Erfahrung weiß ich, dass Designer, die mit Styleguides arbeiten müssen, ihnen gegenüber eher abgeneigt sind. Warum sind Styleguide so wichtig und ab wann machen sie Sinn?

A. Braun: Styleguides bieten Orientierung und transportieren Markenwerte – das ist relevant für Nutzer, Auftraggeber und Designer. Sie liefern gestalterische Grundkriterien, die die Markenidentität sichern. Gleichzeitig bieten gute Styleguides den nachgeordneten Einheiten eines Unternehmens oder einer Institution Raum, um ihren eigenen Charakter darzustellen. Entsprechend machen sie dann Sinn, wenn ein Unternehmen oder eine Institutionen über eigenständig agierende Einheiten verfügt, zum Beispiel bei Konzernen mit Tochtergesellschaften. Ich als Designer sehe Styleguides als eine Art Leitsystem, das hilft, das Bestehende weiterzudenken und meine Handschrift im Rahmen der Marke zu setzen.

N. Roßa: Die von Aperto gestaltete Seite www.bundesregierung.de liegt in einer mobilen Version vor, findet aber im Styleguide selbst keine Erwähnung. Gilt es inzwischen als selbstverständlich Seiten auch als Mobile Version anzulegen?

A. Braun: Mobile ist aus unserer täglichen Webnutzung nicht mehr wegzudenken – ohne geht es einfach nicht mehr. Deshalb legen wir für viele unserer Kunden mobile Websites an. Wie bereits erwähnt hat sich die Zahl der mobilen Zugriffe hat 2012 fast verdoppelt. Letztendlich geht es darum, auf das aktuelle Nutzerszenario zu reagieren. Die Fragmentierung der Bildschirmgrößen nimmt rasant zu. Es ist deshalb wichtig, diese Entwicklungen und die Anforderungen fortlaufend zu überprüfen.

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