Fotos: WFB Wirtschaftsförderung Bremen

Andrea Kuhfuß ist Projektleiterin der Brennerei Next Generation Lab. Die Brennerei Next Generation Lab begreift sich als Think Tank und Werkstatt der WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH (WFB). Sie bietet Raum für Innovationen und ist Lehr- und Arbeitsraum für kreative Nachwuchskräfte aus aller Welt, Unternehmen und Institutionen, die sich professionalisieren wollen und die den Blick über den Tellerand wagen. Im Austausch mit Partnern werden hier kreative Prozesse und Impulse für Veränderung in der Wirtschaft angestoßen. Die Themen bieten die willkommene Inspiration für experimentell, forschende Arbeit innerhalb interdisziplinärer Teams. Das Labor ist bekannt als offener Raum, in dem Professionalität und unkonventionelle Vorgehensweisen in einmaligen Versuchsanordnungen hervorgebracht werden. Neben dem Arbeitsstipendium von April bis September finden in der Brennerei Innovationswerkstätten und Innovationsforen statt.

Aus welcher Grundidee wurde das Stipendium geboren? Was ist das Konzept und die Philosophie der Brennerei?

Die Brennerei Next Generation Lab generiert sich aus dem Designlabor Bremerhaven, das Anfang 2000 mit dem Auftrag angetreten ist, Nachwuchskräfte aus designorientierten Disziplinen zu professionalisieren und innovative Impulse in die Wirtschaft zu tragen. Unser Fokus liegt noch immer auf Formulierung und Erarbeitung von Analysen und neuartigen Lösungsansätzen unter anderem in den Bereichen Kommunikation, Produktdesign oder dem Einsatz von neuen Medien. Dies geschieht zukunftsorientiert mit Blick auf die Megatrends Digitalisierung, Globalisierung und Demografischen Wandel.

Die Brennerei bietet jedes Jahr ein 6-monatiges Stipendium an. Wer kann sich für das Stipendium bewerben? Wie läuft ein ein Stipendium ab und welche Ziele werden angesteuert?

Die Brennerei Next Generation Lab öffnet jährlich in der Zeit vom 1. April bis zum 30. September seine Türen für maximal acht internationale Nachwuchskräfte aus kreativen und – je nach Aufgabenstellung – anderen Disziplinen. Das Arbeitsstipendium in Vollzeit (40 Stundenwoche) ist mit € 1.000,00 monatlich dotiert. Der Studienabschluss sollte nicht länger als ein Jahr zurückliegen.

Gemeinsam mit einer Jury aus Wirtschaft, Kreativwirtschaft und Wissenschaft wählen wir aus den Bewerbenden maximal acht Teammitglieder mit guten Englischkenntnissen aus, die nicht nur die entsprechenden fachlichen Kompetenzen mitbringen, sondern die bereit sind, in einem interdiziplinären Team kooperierend zu arbeiten. Wir freuen uns auf neugierige und initiative Menschen, die den Willen mitbringen, sich fachlich und inhaltlich auseinanderzusetzen und die sich vor die Projekte stellen, um so nicht nur die bestmöglichen Lösungsansätze für unsere Kooperationspartner zu finden, sondern auch den größtmöglichen Nutzen für die persönliche Professionalisierung zu generieren.

Unsere Teammitglieder kommen aus aller Welt. Dadurch fördern wir den internationalen Austausch und den Wissenstransfer über Grenzen hinweg, generieren Fachkräfte für Bremen und kommunizieren die Kompetenzen bremischer Unternehmen nach außen.

In der Brennerei Next Generation Lab findet Teamentwicklung, Themenerforschung und Gestaltungsarbeit in einem komprimierten Prozess statt.

1. Einsteigen
In der ersten Phase gilt es, in der Brennerei anzukommen. Gestartet wird mit Basisworkshops. Das Team entwickelt gemeinsam sein Instrumentarium. Mitstreiter und Mentoren kennen lernen, das Thema erfassen, Fremde und Partner in einen Dialog bringen und Verbindungen knüpfen: So entstehen in kurzer Zeit produktive Arbeitszusammenhänge für Recherchen.

2. Analysieren
In der zweiten Phase wird das gesammelte Material mit den Mentoren analysiert und dabei nicht selten Überraschendes zutage gefordert. Mit Freude am Experiment besteht die Chance, neue Verknüpfungen herzustellen. Substanz aus Widersprüchen entwickeln, ausgetretene Pfade verlassen und Neuland anpeilen, lautet die Devise.

3. Experimentieren
In der dritten Phase werden Ideen und Konzepte erarbeitet. Ausprobieren, was denkbar ist und mit Mut zum Risiko unerwartete Reaktionen provozieren. Umwege sind nicht auszuschließen. Experimentelle Arbeit mit Handskizzen, am Rechner und in der Modellbauwerkstatt stehen im Mittelpunkt. In diesem Spannungsfeld kann Neues entstehen.

4. Entwickeln
In der vierten Phase kommt System in die Vielfalt. Die Entwürfe werden weiterentwickelt. Qualität und Machbarkeit zeigen sich in der Konkretisierung der Konzepte und Entwürfe. In Workshops gibt es immer wieder fachkundige Rückmeldung von Experten und Projektpartnern. Das Projekt gewinnt Substanz und steht inhaltlich schon kurz vor dem Abschluss.

5. Präsentieren
Zum Abschluss wird der Arbeitsprozess ausgewertet. Eine gemeinsam erarbeitete Dokumentation bringt das Projekt auf den Punkt. In einer abschließenden Präsentation stellt das Team das Ergebnis zur Diskussion. Die Laboranten verlassen das Lab mit vielen neuen Kontakten, Erfahrungen und einer Publikation im Gepäck.

Sie haben viel mit Absolventen, die direkt von der Hochschule kommen zu tun. Welche Potenziale bringen sie Ihrer Meinung nach mit und wo gibt es Defizite? Gibt es etwas, was Sie an der Ausbildung der Hochschulen verbessern würden?

Fachlich sind die Studierenden / Absolventen in der Regel gut ausgebildet. Ausbaufähig sind teilweise soziale Kompetenzen, wie Empathie, Team- und Konfliktfähigkeit, wichtige Komponenten, um zu bestmöglichen Ergebnissen zu kommen, nicht nur für den Projektpartner, sondern auch für sich selbst. Außerdem fehlt tatsächlich – und da sollten Hochschulen und Universitäten aktiver werden – Fachwissen im Bereich Projekt- und Zeitmanagement, Marketing und Kommunikation – auch intern – sowie grundsätzliches Know-how in Sachen Geschäftsplanung.

Der Berufseinstieg ist gerade in der Kreativbranche oft nicht ganz einfach: Welche Chancen und Möglichkeiten bietet das Stipendium jungen Berufseinsteigern im Vergleich zu einem Praktikum oder Traineeship in einem klassischen Büro oder Agentur?

Die (in der Regel acht) Mitglieder unseres Think Tanks müssen sich innerhalb kürzester Zeit zu einem Team zusammenfinden, um arbeitsfähig zu werden. Das ist eine Komponente, die Menschen in der Arbeitswelt immer öfter begegnen wird: Ein interdisziplinäres Team, das kurzfristig zusammenkommt, um eine Aufgabe zu lösen. Eine wichtige Rolle spielt auch die kooperierende Arbeitsweise: Es gilt, hin und wieder das Ego hinter das Projekt zu stellen, ich denke, dass ist eine große Herausforderung für die Teilnehmenden. Offenheit und Neugierde vorausgesetzt, lernen die Teilnehmenden voneinander, profitieren vom Netzwerk der WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH, kommen in engen Kontakt mit allen Akteuren. Ideal ist auch der Ort, in dem die Brennerei zu Hause ist: In der Alten Schnapsfabrik sind diverse Kreativunternehmen, wie z.B. Filme- und Soundmacher, Werbeagenturen, etc. zu Hause, die Türen und Tore für unser Team jederzeit gerne öffnen.

Bietet das Labor auch Förderungen und Programme für Menschen in anderen Lebenssituationen an?

In der Brennerei finden außerdem Innovationswerkstätten und Innovationsforen statt, die sich an Start-ups oder andere Unternehmen aus allen Branchen richten.

In den Innovationswerkstätten arbeiten zwischen 8 und 12 Teilnehmende zu konkreten Fragestellungen aus verschiedenen Bereichen, wie Marketing, Technologie, Vertrieb, Kommunikation und anderen Themen. Die Teilnehmenden kommen aus verschiedenen Branchen und arbeiten gemeinsam in einem interdisziplinären Team. Angeleitet durch Experten bieten die Innovationswerkstätten intensiven Austausch und praktische Wissensvermittlung. Gemeinsam mit den Experten können auch individuelle Lösungen diskutiert werden.

Man kennt das Labor als Raum für Innovation und Austausch zwischen Kreativen und Wirtschaft. Wie entstehen neue Projekte und wie werden die Themen zusammen mit den Projektpartnern konzipiert?

Innovationsforen sind öffentliche Veranstaltungen für ca. 20 bis 100 Teilnehmende. Dieses Veranstaltungsformat wird von der WFB vielfach mit Kooperationspartnern organisiert und bietet den Unternehmen im Lande Informationen und Impulse zu neuen Technologien, Märkten, Trends und Fördermöglichkeiten. Sie sind die erste Adresse, wenn es darum geht, sich über neue Themen einen Überblick zu verschaffen und erste Kontakte zu knüpfen.

Im Idealfall ergeben sich aus der Arbeit im Arbeitsstipendium, den Innovationswerkstätten- und foren neue Netzwerkkontakte zwischen den Beteiligten und sie kommen so in Arbeit.

Die Zusammenarbeit und Austausch zwischen unterschiedlichen Professionen innerhalb interdisziplinärer Teams ist manchmal nicht ganz einfach. Die Brennerei kann den Spagat zwischen Design und Wirtschaft sehr gut halten.

Wie schafft man unterschiedliche Disziplinen der Kreativwirtschaft zusammenzubringen, eine gute Basis für die Zusammenarbeit zu gewährleisten und dabei die Interessen aller Beteiligten zu wahren?

Meiner Erfahrung nach gilt es, so viel wie möglich zu kommunizieren und zu vermitteln und auch das Verständnis von Begrifflichkeiten immer wieder zu klären. Im Team selbst kommt teilweise Frust auf, weil die Teilnehmenden nicht wissen, wohin sie mit ihrer Kompetenz sollen, wenn diese vermeintlich gerade nicht gefragt ist. Das Gegenüber hat im Idealfall die Fähigkeit, darauf einzugehen, sollte seine Kompetenz aber trotzdem voll zum Einsatz bringen, um halbgare Lösungen zu vermeiden. Konstruktive Auseinandersetzung ist gefragt, und in der Gruppe verstecken, gilt nicht. Und passiert aber trotzdem. Klassische UnternehmerInnen wiederum haben es – auch wenn sie sich entschließen, mit uns zu arbeiten – manchmal schwer, den ergebnisoffenen Prozess auszuhalten, was für manchen Gestalter auch nicht einfach ist – schließlich sind sie es ebenfalls gewohnt, ein „fertiges Produkt“ abzuliefern.

Wie sehen Sie die Zukunft der Kreativwirtschaft und „die Rolle der Gestaltung in einer veränderten Welt“, wie es Florian Pfeffer so schön sagt? Welche Visionen haben Sie für die Zukunft? Was wäre wünschenswert?

Ich gehe davon aus, dass unsere Wissensgesellschaft – um innovativ und wettbewerbsfähig zu bleiben – stärker in interdisziplinären Teams kooperierend arbeiten und sich dabei immer weiter professionalisieren muss. Das setzt eine große Offenheit auch vor oder für unsichere Situationen voraus. Ich wünsche mir, all die mit der Brennerei verbundenen Akteure durch unsere Formate für die Herausforderungen durch Digitalisierung, Demografischen Wandel und Globalisierung zu sensibilisieren und deutlich zu machen, welche Chancen man auch in unsicheren Zeiten hat, wenn man die richtigen Werkzeuge in den Händen hält. Mein großer Traum ist es, die Brennerei nachhaltig zu verstetigen und als Vorbild weiter zu verbreiten – ein erster Aufschlag ist gemacht mit der Auszeichnung mit dem European Enterprise Promotion Award.

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Brennerei Next Generation Lab – Interview mit Andrea Kuhfuß

Fotos: WFB Wirtschaftsförderung Bremen

Andrea Kuhfuß ist Projektleiterin der Brennerei Next Generation Lab. Die Brennerei Next Generation Lab begreift sich als Think Tank und Werkstatt der WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH (WFB). Sie bietet Raum für Innovationen und ist Lehr- und Arbeitsraum für kreative Nachwuchskräfte aus aller Welt, Unternehmen und Institutionen, die sich professionalisieren wollen und die den Blick über den Tellerand wagen. Im Austausch mit Partnern werden hier kreative Prozesse und Impulse für Veränderung in der Wirtschaft angestoßen. Die Themen bieten die willkommene Inspiration für experimentell, forschende Arbeit innerhalb interdisziplinärer Teams. Das Labor ist bekannt als offener Raum, in dem Professionalität und unkonventionelle Vorgehensweisen in einmaligen Versuchsanordnungen hervorgebracht werden. Neben dem Arbeitsstipendium von April bis September finden in der Brennerei Innovationswerkstätten und Innovationsforen statt.

Aus welcher Grundidee wurde das Stipendium geboren? Was ist das Konzept und die Philosophie der Brennerei?

Die Brennerei Next Generation Lab generiert sich aus dem Designlabor Bremerhaven, das Anfang 2000 mit dem Auftrag angetreten ist, Nachwuchskräfte aus designorientierten Disziplinen zu professionalisieren und innovative Impulse in die Wirtschaft zu tragen. Unser Fokus liegt noch immer auf Formulierung und Erarbeitung von Analysen und neuartigen Lösungsansätzen unter anderem in den Bereichen Kommunikation, Produktdesign oder dem Einsatz von neuen Medien. Dies geschieht zukunftsorientiert mit Blick auf die Megatrends Digitalisierung, Globalisierung und Demografischen Wandel.

Die Brennerei bietet jedes Jahr ein 6-monatiges Stipendium an. Wer kann sich für das Stipendium bewerben? Wie läuft ein ein Stipendium ab und welche Ziele werden angesteuert?

Die Brennerei Next Generation Lab öffnet jährlich in der Zeit vom 1. April bis zum 30. September seine Türen für maximal acht internationale Nachwuchskräfte aus kreativen und – je nach Aufgabenstellung – anderen Disziplinen. Das Arbeitsstipendium in Vollzeit (40 Stundenwoche) ist mit € 1.000,00 monatlich dotiert. Der Studienabschluss sollte nicht länger als ein Jahr zurückliegen.

Gemeinsam mit einer Jury aus Wirtschaft, Kreativwirtschaft und Wissenschaft wählen wir aus den Bewerbenden maximal acht Teammitglieder mit guten Englischkenntnissen aus, die nicht nur die entsprechenden fachlichen Kompetenzen mitbringen, sondern die bereit sind, in einem interdiziplinären Team kooperierend zu arbeiten. Wir freuen uns auf neugierige und initiative Menschen, die den Willen mitbringen, sich fachlich und inhaltlich auseinanderzusetzen und die sich vor die Projekte stellen, um so nicht nur die bestmöglichen Lösungsansätze für unsere Kooperationspartner zu finden, sondern auch den größtmöglichen Nutzen für die persönliche Professionalisierung zu generieren.

Unsere Teammitglieder kommen aus aller Welt. Dadurch fördern wir den internationalen Austausch und den Wissenstransfer über Grenzen hinweg, generieren Fachkräfte für Bremen und kommunizieren die Kompetenzen bremischer Unternehmen nach außen.

In der Brennerei Next Generation Lab findet Teamentwicklung, Themenerforschung und Gestaltungsarbeit in einem komprimierten Prozess statt.

1. Einsteigen
In der ersten Phase gilt es, in der Brennerei anzukommen. Gestartet wird mit Basisworkshops. Das Team entwickelt gemeinsam sein Instrumentarium. Mitstreiter und Mentoren kennen lernen, das Thema erfassen, Fremde und Partner in einen Dialog bringen und Verbindungen knüpfen: So entstehen in kurzer Zeit produktive Arbeitszusammenhänge für Recherchen.

2. Analysieren
In der zweiten Phase wird das gesammelte Material mit den Mentoren analysiert und dabei nicht selten Überraschendes zutage gefordert. Mit Freude am Experiment besteht die Chance, neue Verknüpfungen herzustellen. Substanz aus Widersprüchen entwickeln, ausgetretene Pfade verlassen und Neuland anpeilen, lautet die Devise.

3. Experimentieren
In der dritten Phase werden Ideen und Konzepte erarbeitet. Ausprobieren, was denkbar ist und mit Mut zum Risiko unerwartete Reaktionen provozieren. Umwege sind nicht auszuschließen. Experimentelle Arbeit mit Handskizzen, am Rechner und in der Modellbauwerkstatt stehen im Mittelpunkt. In diesem Spannungsfeld kann Neues entstehen.

4. Entwickeln
In der vierten Phase kommt System in die Vielfalt. Die Entwürfe werden weiterentwickelt. Qualität und Machbarkeit zeigen sich in der Konkretisierung der Konzepte und Entwürfe. In Workshops gibt es immer wieder fachkundige Rückmeldung von Experten und Projektpartnern. Das Projekt gewinnt Substanz und steht inhaltlich schon kurz vor dem Abschluss.

5. Präsentieren
Zum Abschluss wird der Arbeitsprozess ausgewertet. Eine gemeinsam erarbeitete Dokumentation bringt das Projekt auf den Punkt. In einer abschließenden Präsentation stellt das Team das Ergebnis zur Diskussion. Die Laboranten verlassen das Lab mit vielen neuen Kontakten, Erfahrungen und einer Publikation im Gepäck.

Sie haben viel mit Absolventen, die direkt von der Hochschule kommen zu tun. Welche Potenziale bringen sie Ihrer Meinung nach mit und wo gibt es Defizite? Gibt es etwas, was Sie an der Ausbildung der Hochschulen verbessern würden?

Fachlich sind die Studierenden / Absolventen in der Regel gut ausgebildet. Ausbaufähig sind teilweise soziale Kompetenzen, wie Empathie, Team- und Konfliktfähigkeit, wichtige Komponenten, um zu bestmöglichen Ergebnissen zu kommen, nicht nur für den Projektpartner, sondern auch für sich selbst. Außerdem fehlt tatsächlich – und da sollten Hochschulen und Universitäten aktiver werden – Fachwissen im Bereich Projekt- und Zeitmanagement, Marketing und Kommunikation – auch intern – sowie grundsätzliches Know-how in Sachen Geschäftsplanung.

Der Berufseinstieg ist gerade in der Kreativbranche oft nicht ganz einfach: Welche Chancen und Möglichkeiten bietet das Stipendium jungen Berufseinsteigern im Vergleich zu einem Praktikum oder Traineeship in einem klassischen Büro oder Agentur?

Die (in der Regel acht) Mitglieder unseres Think Tanks müssen sich innerhalb kürzester Zeit zu einem Team zusammenfinden, um arbeitsfähig zu werden. Das ist eine Komponente, die Menschen in der Arbeitswelt immer öfter begegnen wird: Ein interdisziplinäres Team, das kurzfristig zusammenkommt, um eine Aufgabe zu lösen. Eine wichtige Rolle spielt auch die kooperierende Arbeitsweise: Es gilt, hin und wieder das Ego hinter das Projekt zu stellen, ich denke, dass ist eine große Herausforderung für die Teilnehmenden. Offenheit und Neugierde vorausgesetzt, lernen die Teilnehmenden voneinander, profitieren vom Netzwerk der WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH, kommen in engen Kontakt mit allen Akteuren. Ideal ist auch der Ort, in dem die Brennerei zu Hause ist: In der Alten Schnapsfabrik sind diverse Kreativunternehmen, wie z.B. Filme- und Soundmacher, Werbeagenturen, etc. zu Hause, die Türen und Tore für unser Team jederzeit gerne öffnen.

Bietet das Labor auch Förderungen und Programme für Menschen in anderen Lebenssituationen an?

In der Brennerei finden außerdem Innovationswerkstätten und Innovationsforen statt, die sich an Start-ups oder andere Unternehmen aus allen Branchen richten.

In den Innovationswerkstätten arbeiten zwischen 8 und 12 Teilnehmende zu konkreten Fragestellungen aus verschiedenen Bereichen, wie Marketing, Technologie, Vertrieb, Kommunikation und anderen Themen. Die Teilnehmenden kommen aus verschiedenen Branchen und arbeiten gemeinsam in einem interdisziplinären Team. Angeleitet durch Experten bieten die Innovationswerkstätten intensiven Austausch und praktische Wissensvermittlung. Gemeinsam mit den Experten können auch individuelle Lösungen diskutiert werden.

Man kennt das Labor als Raum für Innovation und Austausch zwischen Kreativen und Wirtschaft. Wie entstehen neue Projekte und wie werden die Themen zusammen mit den Projektpartnern konzipiert?

Innovationsforen sind öffentliche Veranstaltungen für ca. 20 bis 100 Teilnehmende. Dieses Veranstaltungsformat wird von der WFB vielfach mit Kooperationspartnern organisiert und bietet den Unternehmen im Lande Informationen und Impulse zu neuen Technologien, Märkten, Trends und Fördermöglichkeiten. Sie sind die erste Adresse, wenn es darum geht, sich über neue Themen einen Überblick zu verschaffen und erste Kontakte zu knüpfen.

Im Idealfall ergeben sich aus der Arbeit im Arbeitsstipendium, den Innovationswerkstätten- und foren neue Netzwerkkontakte zwischen den Beteiligten und sie kommen so in Arbeit.

Die Zusammenarbeit und Austausch zwischen unterschiedlichen Professionen innerhalb interdisziplinärer Teams ist manchmal nicht ganz einfach. Die Brennerei kann den Spagat zwischen Design und Wirtschaft sehr gut halten.

Wie schafft man unterschiedliche Disziplinen der Kreativwirtschaft zusammenzubringen, eine gute Basis für die Zusammenarbeit zu gewährleisten und dabei die Interessen aller Beteiligten zu wahren?

Meiner Erfahrung nach gilt es, so viel wie möglich zu kommunizieren und zu vermitteln und auch das Verständnis von Begrifflichkeiten immer wieder zu klären. Im Team selbst kommt teilweise Frust auf, weil die Teilnehmenden nicht wissen, wohin sie mit ihrer Kompetenz sollen, wenn diese vermeintlich gerade nicht gefragt ist. Das Gegenüber hat im Idealfall die Fähigkeit, darauf einzugehen, sollte seine Kompetenz aber trotzdem voll zum Einsatz bringen, um halbgare Lösungen zu vermeiden. Konstruktive Auseinandersetzung ist gefragt, und in der Gruppe verstecken, gilt nicht. Und passiert aber trotzdem. Klassische UnternehmerInnen wiederum haben es – auch wenn sie sich entschließen, mit uns zu arbeiten – manchmal schwer, den ergebnisoffenen Prozess auszuhalten, was für manchen Gestalter auch nicht einfach ist – schließlich sind sie es ebenfalls gewohnt, ein „fertiges Produkt“ abzuliefern.

Wie sehen Sie die Zukunft der Kreativwirtschaft und „die Rolle der Gestaltung in einer veränderten Welt“, wie es Florian Pfeffer so schön sagt? Welche Visionen haben Sie für die Zukunft? Was wäre wünschenswert?

Ich gehe davon aus, dass unsere Wissensgesellschaft – um innovativ und wettbewerbsfähig zu bleiben – stärker in interdisziplinären Teams kooperierend arbeiten und sich dabei immer weiter professionalisieren muss. Das setzt eine große Offenheit auch vor oder für unsichere Situationen voraus. Ich wünsche mir, all die mit der Brennerei verbundenen Akteure durch unsere Formate für die Herausforderungen durch Digitalisierung, Demografischen Wandel und Globalisierung zu sensibilisieren und deutlich zu machen, welche Chancen man auch in unsicheren Zeiten hat, wenn man die richtigen Werkzeuge in den Händen hält. Mein großer Traum ist es, die Brennerei nachhaltig zu verstetigen und als Vorbild weiter zu verbreiten – ein erster Aufschlag ist gemacht mit der Auszeichnung mit dem European Enterprise Promotion Award.

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