„Memento moriendum esse“ (lat.: „Bedenke, dass du sterben musst“) – diesem Leitfaden folgten nicht nur die malerischen Vanitas-Stilleben des Barock. Schon zu früheren Zeiten führte man sich die Vergänglichkeit jeglichen irdischen Seins vor Augen, indem man das Thema zur Kunst machte.

In der heutigen, westlichen Welt scheint das unausweichliche Ende nicht mehr en vogue zu sein. Allen fortschrittlichen, wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Trotz war der Tod den Menschen wohl noch nie so fremd. Medizinische Entwicklungen haben ein langes Leben bei guter Gesundheit zur Norm gemacht. Gestorben wird heute nicht mehr im familiären Kreis, sondern mehrheitlich in den institutionellen Einrichtungen wie Pflegeheimen oder Krankenhäusern. Die Medien überfluten uns tagtäglich mit Bildern des Todes, doch einen wahrhaftigen Leichnam haben die Wenigsten schon gesehen oder gar berührt.

Während die moderne Wohlstandsgesellschaft sich in Selbstverwirklichung, Autonomie und Konsum zerstreuen, werden unbequeme Gedanken gerne auf die lange Bank geschoben. Eine ernstzunehmende Auseinandersetzung mit dem Tod, erfolgt oft erst, wenn es zwingend notwendig ist. Betroffene finden sich in dem Moment nicht selten in kompletter Hilflosigkeit.

Mein Bachelorprojekt, das im Rahmen des Studiums an der Bauhaus-Universität Weimar (Studiengang: Visuelle Kommunikation) entstand, soll ein Versuch sein, den Tod in einer zeitgemäßen Form aufzugreifen und auf sanfte, nicht verschreckende Art das Bewusstsein für ihn zu wecken.

Unter dem Titel „Livor Mortis“ – Totenflecken, die als erstes sichtbares Zeichen des Todes an der Haut eines Menschen erscheinen – entwarf ich eine Kollektion von bemusterten Seidentüchern. Die abstrakten, violett-rötlich gefärbten Strukturen entwickelte ich auf Basis der Haut von Leichen, die ich zuvor in einer pathologischen Forschungseinrichtung in Jena fotografieren durfte und welche ich mit Hilfe eines 3D-Programmes verfremdete. Im weiteren Verlauf erarbeitete ich neben einem Logo auch eine geeignete Verpackung und ein Lookbook mit Fotografien.

Das sinnliche, leichte Medium eines Seidentuches erschien für den Transport eines so gefürchteten Inhaltes gleich mehrfach geeignet: Leichname wurden zu allten Zeiten und in den meisten Kulturen in ein Tuch gehüllt. Auch das Material der Seide ist schon auf Grund ihrer speziellen, kühlen Haptik mit dem Thema verwandt. Nicht zuletzt wird es um den Hals geschlungen und direkt an der Haut getragen.
„Livor Mortis“ soll seine Träger in Kontakt mit einem fremd gewordenen Tod bringen. Denn in einem Bewusstsein über den Tod liegt das Potenzial einer Relativierung der Einstellung zum Leben.

Design
Katharina Hüttler

Betreuung
Prof. Markus Weisbeck

Livor Mortis

Livor Mortis

„Memento moriendum esse“ (lat.: „Bedenke, dass du sterben musst“) – diesem Leitfaden folgten nicht nur die malerischen Vanitas-Stilleben des Barock. Schon zu früheren Zeiten führte man sich die Vergänglichkeit jeglichen irdischen Seins vor Augen, indem man das Thema zur Kunst machte.

In der heutigen, westlichen Welt scheint das unausweichliche Ende nicht mehr en vogue zu sein. Allen fortschrittlichen, wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Trotz war der Tod den Menschen wohl noch nie so fremd. Medizinische Entwicklungen haben ein langes Leben bei guter Gesundheit zur Norm gemacht. Gestorben wird heute nicht mehr im familiären Kreis, sondern mehrheitlich in den institutionellen Einrichtungen wie Pflegeheimen oder Krankenhäusern. Die Medien überfluten uns tagtäglich mit Bildern des Todes, doch einen wahrhaftigen Leichnam haben die Wenigsten schon gesehen oder gar berührt.

Während die moderne Wohlstandsgesellschaft sich in Selbstverwirklichung, Autonomie und Konsum zerstreuen, werden unbequeme Gedanken gerne auf die lange Bank geschoben. Eine ernstzunehmende Auseinandersetzung mit dem Tod, erfolgt oft erst, wenn es zwingend notwendig ist. Betroffene finden sich in dem Moment nicht selten in kompletter Hilflosigkeit.

Mein Bachelorprojekt, das im Rahmen des Studiums an der Bauhaus-Universität Weimar (Studiengang: Visuelle Kommunikation) entstand, soll ein Versuch sein, den Tod in einer zeitgemäßen Form aufzugreifen und auf sanfte, nicht verschreckende Art das Bewusstsein für ihn zu wecken.

Unter dem Titel „Livor Mortis“ – Totenflecken, die als erstes sichtbares Zeichen des Todes an der Haut eines Menschen erscheinen – entwarf ich eine Kollektion von bemusterten Seidentüchern. Die abstrakten, violett-rötlich gefärbten Strukturen entwickelte ich auf Basis der Haut von Leichen, die ich zuvor in einer pathologischen Forschungseinrichtung in Jena fotografieren durfte und welche ich mit Hilfe eines 3D-Programmes verfremdete. Im weiteren Verlauf erarbeitete ich neben einem Logo auch eine geeignete Verpackung und ein Lookbook mit Fotografien.

Das sinnliche, leichte Medium eines Seidentuches erschien für den Transport eines so gefürchteten Inhaltes gleich mehrfach geeignet: Leichname wurden zu allten Zeiten und in den meisten Kulturen in ein Tuch gehüllt. Auch das Material der Seide ist schon auf Grund ihrer speziellen, kühlen Haptik mit dem Thema verwandt. Nicht zuletzt wird es um den Hals geschlungen und direkt an der Haut getragen.
„Livor Mortis“ soll seine Träger in Kontakt mit einem fremd gewordenen Tod bringen. Denn in einem Bewusstsein über den Tod liegt das Potenzial einer Relativierung der Einstellung zum Leben.

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Katharina Hüttler

Betreuung
Prof. Markus Weisbeck

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