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Design Magazin


Stempelschneiden - Interview mit Daniel Janssen

Daniel, kannst Du Dich und Eure Agentur BFG Janssen kurz vorstellen?

Unsere Agentur, bestehend aus Sylvia Janssen und Daniel Janssen, gibt es seit 2002. Wir haben uns direkt nach dem Studium selbstständig gemacht. Als Schwerpunkt haben wir Print Design und arbeiten hierfür für verschiedene kleinere und mittelgroße Unternehmen hauptsächlich aus dem Bereich Kultur, Medizin und Mode. In unserer Gründungszeit haben wir in verschiedene Richtungen experimentiert, das Thema Film hat uns eine Zeit lang beschäftigt. Das Thema Typedesign lief immer schon parallel zu unseren Auftragsarbeiten. Bedingt durch meine vorherige Ausbildung als Graveur interessieren wir uns sehr für alte Techniken, Drucktechniken und Druckveredelungen. Durch das Museum der Arbeit in Hamburg haben wir die Möglichkeit, dort vor Ort die alten Maschinen zu benutzen um eigene Projekte sowie Auftragsarbeiten im Buchdruck, mit Blindprägung, Heißfolienprägung, Stahlstich oder andere Techniken zu realisieren.


Im Februar warst Du für eine Woche in Paris, in der Imprimerie Nationale, der französischen Staatsdruckerei. Was genau ist die Imprimerie Nationale und was ist das Besondere an dieser Staatsdruckerei?

Das besondere an der französischen Staatsdruckerei ist, dass es sie schon sehr lange gibt. Sie wurde 1640 gegründet und war die Haus- und Hofdruckerei der französischen Könige und hat unterschiedliche Aufgaben erfüllt: zum einem Druckaufträge verschiedenster Größenordnung, zum anderen die komplette Entwicklung und Herstellung von Schriftzeichen, mit welchen die Drucksachen dann auch realisiert wurden. Zusätzlich hat die Staatsdruckerei nicht nur eine sehr große Sammlung an Bleilettern, sondern auch eine Vielzahl von Stahlstempeln, die benötigt werden, um die Gießform für die Bleilettern zu erstellen. Diese Stahlstempel werden wie ein Schatzgehütet, da sie nur einmal angefertigt wurden. In Paris haben sie weit über 30 000 solcher Stahlstempel in ihren Regalen gelagert, darunter auch Originalstempel von Claude Garamond, Jean Jannon und anderen bekannten Schriftschneidern. Laut Imprimerie Nationale ist Claude Garamond der absolute Gott und das Vorbild der Schriftschneider. Historisch gesehen soll er mit Abstand der beste Schriftschneider gewesen sein. Die Imprimerie Nationale ist mit ihrer großen und einmaligen Sammlung sehr beeindruckend.


Wie kam es dazu, dass Du nach Paris gefahren bist, um die Technik des Stempel-Schneidens zu lernen?

In der Imprimerie Nationale gibt es nicht nur unzählige Buchdruckwerkstätten und Gießmaschinen zur Herstellung von Bleilettern, sondern auch den eigentlichen Prozess der Letterproduktion zu sehen. Und genau dieser Prozess hat mich interessiert, allerdings nicht so sehr die Maschinen, die dafür notwendig sind, sondern eher das Anfertigen der Gießformen. Was etwas ganz Besonderes ist, da es so gut wie niemanden mehr gibt, der dieses Handwerk ausübt und beherrscht. Jahrelang habe ich nach jemanden recherchiert, der dieses Handwerk noch beherrscht und bin dabei auf Nelly Gable gestoßen, die in der Imprimerie Nationale als Schriftschneiderin tätig ist.
Vom Museum der Arbeit, wo ich Führungen durch die Druckwerkstätten gebe, habe ich das OK für einen Besuch in der Imprimerie Nationale bekommen, leider nur für einen relativ kurzen Zeitrahmen von vier Tagen.


Wie lief Deine Kurzausbildung im Stempelschneiden ab?

Vorab habe ich mit der Imprimerie Nationale per e-mail abgeklärt, was ich gerne sehen und lernen will. Ich wollte den gesamten Prozess der Stempelherstellung kennen lernen: von der Anfertigung des Stahlstempels, dem Härten des Stahlblocks bis zum Abdruck des Stempels in Kupfer, welcher dann die Gießform für die Bleilettern ist. So kam es dann auch, dass ich insgesamt vier Tage lang von acht Uhr morgens bis achtzehn Uhr abends in der Schneidewerkstatt der Imprimerie Nationale saß und Nelly Gable mir die verschiedenen Arbeitsschritte beigebracht hat. Für vier Tage war das natürlich ein sehr straffes Programm. Eigentlich hätte man viel länger daran arbeiten müssen, um das Ergebnis, den Stahlstempel, auch wirklich verwenden zu können.


Den Rest des Interviews gibt es in Ausgabe 2 zu lesen...