Digging in the Crates
Info
Digging in the Crates – Das Wühlen in Plattenkisten auf der Suche nach raren Musikstücken, die für eigene Produktionen verwendet werden können, ist längst zum Ritual einer Szene innerhalb der Musikkultur geworden. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts spricht man vom Sampling, wenn Klang- proben (→ Samples) von bereits existierenden musikalischen Werken digitalisiert, bearbeitet und umarrangiert einen Platz in neuen Musikproduktionen finden.
Projektbeschreibung
Eine interaktive Installation bietet die Möglichkeit Sampling als Produktionstechnik der modernen Musik kennen zu lernen und zu erforschen. Während dynamische Datenvisualisierungen mit Hilfe modifizierter Schallplattenspieler navigiert werden, helfen Informationsgrafiken sowie auditive Beiträge dabei, komplexe Inhalte zu verstehen. Neben der Geschichte des Samplings oder den technischen Hintergründen der Digitalisierung analoger Audiosignale können Besucher ebenso Informationen über die musikologische Abgrenzung samplebasierter Produktionen zu Phänomenen wie Remix, Mashup oder Coverversion einholen. Als Highlight der Ausstellung schlüpft der Besucher kurzerhand selbst in die Rolle eines Produzenten und begibt sich auf die spannende Suche nach geeigneten Samples, die er auf Schallplatten der 70er und 80er der Genre Soul, Funk, Jazz und Reggae findet.
Digging in the Crates dient der Veranschaulichung der Sampling-Kultur und stellt, je nach Benutzerinteressen, unterschiedliche Zugänge zur Thematik bereit. Der Besucher findet sich in einem freien Handlungsraum wieder, welcher ihm erlaubt Sampling aus den unterschiedlichsten Perspektiven zu betrachten. Dabei ist die direkte Interaktion mit Informationen von ebenso großer Bedeutung wie die Möglichkeit sich passiv mit “Sampling” auseinandersetzen zu können. Das heißt der Benutzer kann in eine aktive Rolle schlüpfen, in der er volle Kontrolle über die ihm gezeigten Informationen besitzt, oder eine eher passive Haltung einnehmen, um sich von Informationen berieseln oder von den Interaktionen Anderer inspirieren zu lassen.
Das Ziel von Digging in the Crates ist es, die Sampling-Kultur mit all ihren Facetten, Eigenheiten und Einflüssen zu beschreiben und nicht nur das Verständnis des Schaffensprozesses als Handwerk sondern auch die mit dem Sampling verbundenen Anstrengungen und Kreativprozesse unter Berücksichtigung von Usability und Accessability authentisch zu kommunizieren.
Technik / Inhalt
Neben statischen Informationsgrafiken ist eine Säule, die zentrale Anlaufstelle der Installation, mit Audio-Steckplätzen übersät und im Inneren mit entsprechenden Wiedergabegeräten verkabelt. Zusätzlich bietet ein Crossfader ( Audioregler zum überblenden zweier Audioquellen ) die Möglichkeit Audiobeiträge zu kontrollieren.
Zwei interaktive Anwendungen bieten außerdem die Möglichkeit dynamisch aufbereitete Daten zu visualisieren und diese gleichzeitig mit Hilfe von modifizierten Plattenspielern als Eingabegerät durch den Benutzer navigierbar zu machen.
Um über 150 Samples auf alten Schallplatten der 70er und 80er Jahre zu finden, wählt der Benutzer aus einer Plattenkiste eine von 50, mit einem RFID-Tag versehene Schallplatte aus und legt diese auf den zugehörigen Plattenspieler. Dieser besitzt neben der Fähigkeit den RFID-Tag auszulesen die Möglichkeit die aktuelle Rotation des Plattentellers sowie den Schaltungszustand (On/Off) des Plattenspielers zu kommunizieren. Eine Adobe-Air Anwendung, welche Zugriff auf eine SQLite Datenbank besitzt, projiziert entsprechende Informationen über einen Oberflächenspiegel auf die aufgelegte Schallplatte. Durch das Tangible-User-Interface ist der Benutzer nun im Stande die alten Originale zu spielen, deren Samples zu analysieren und darauf basierende neue Produkitonen zu entdecken und wiederzugeben.
Das Zeitfenster in Geschichte von Sampling kann der Benutzer analog zum Vor- und Zurückspulen einer Schallplatte eines weiteren Plattenspielers in der Zeit nach Vorne oder Zurück setzten. Dabei greift wiederum eine Adobe-Air Anwendung auf eine SQLite Datenbank zurück und stellt neben Texten ebenso thematisch passende Video- und Audiobeiträge dar. Die Visualisierung erfolgt dabei an eine, dem Benutzer gegenüberliegende Wand mittels Projektion.
Roland Loesslein
http://www.weaintplastic.com/