Retrospektive Fiktion
Info
»Retrospektive Fiktion« basiert auf dem Lebensweg einer 78-jährigen Frau, die in Ostpreußen aufwuchs und im Kindesalter nach West-Berlin flüchtete. Interpretiert in Wort und Bild fügten wir der realen Geschichte fiktive Erzählstränge hinzu. Die Frage »Was wäre geschehen, wenn …« steht im Mittelpunkt der Betrachtung – dabei ist nicht die Unterscheidung in wahr und falsch relevant, sondern die Geichstellung der Parameter Realität und Fiktion. Es entsteht ein komplexes Konstrukt an Möglichkeiten; präsentiert in zwei 7 m langen Leporellos, die die Geschichte in ihren Einzelheiten zeigen.
In Sprache, Erzählmodi und formaler Gestaltung angepasst, wird der Leser in der Textebene im Unklaren gelassen, ob es sich in den verschiedenen Erzählsträngen um den wahren Lebenslauf der Protagostin oder die »hinzuerzählten« Geschichten handelt. Die Grenze zwischen Realität und Fiktion wird irrelevant und verschwimmt.
Die Bildebene hingegen besteht als zeitliche Achse, die parallel zu den erzählten Geschichten verläuft und dem Leser einen Einblick in die Jahrzehnte vermittelt (nicht zuletzt ermöglicht durch die technische Entwicklung innerhalb der Fotografie). Die aus privaten Beständen zusammengesuchten Bilder sind bewusst in ihrer Anmutung als Schnappschüsse zusammengestellt. Es handelt sich nur zum Teil um die privaten Fotografien der Protagonistin. Der Betrachter wird mit wechselnden Gesichtern konfrontiert, die unsere Geschichte personifizieren und die Vielzahl der Schicksale dokumentieren.
Text und Bild werden auch formal in zwei Ebenen unterschieden und getrennt voneinander auf Vorder- und Rückseite platziert. So ist es dem Leser einerseits möglich, jede Erzählebene für sich zu betrachten, sowie andererseits das Buch gegen das Licht zu halten und die voneinander getrennten Text- und Bildelemente als ein neues Gesamtbild zusammenzufügen.
Ausführliche Informationen zu den stilistischen Mitteln wie beispielsweise den Verbindungslinien, Pausenzeichen, der Faltentechnik usw. findet Ihr auf unserer Homepage www.retrospektive-fiktion.de.
Maximiliane Hüls, Judith Schröder
http://www.retrospektive-fiktion.de