Wie viele Pässe fotografiert man für 3.000 € aus dem Helikopter und wann ist es besser, den Kopf einen Gang runter zu schalten, um auf den Bauch zu hören? Wir sprachen mit Stefan Bogner über die Kunst an etwas zu glauben und es dann einfach zu tun.

Was hat dich dazu gebracht, das Curves Magazin ins Leben zu rufen?

Eine Beobachtung. Seit ca. 20 Jahren fahre ich immer mal wieder mit meinem altem Porsche in die Berge – als Münchner bin ich dort ganz gerne – habe aber nie einen modernen oder ansprechenden Reiseführer für diese Trips gefunden. Da ich mit meiner Designagentur schon einige Reiseführer wie z. B. den Marco Polo von MairDumont gestaltet habe dachte ich, ich mache mal einen ohne Kundenauftrag und Businessplan. Das Feeling des Reiseführers sollte so wie ein Roadmovie mit Freunden sein. Ob für Rennrad-, Motorrad- oder Autofahrer.

Was hat dich zum Weitermachen ermutigt? 

Ich habe einfach an die Sache geglaubt und hatte eine klare Vorstellung — auch vom potenziellen Leser. Ziel war ein Automagazin ohne Autos, das auch Radler und Motorradfahrer anspricht. Mit Mitte 40, da hat man Einiges gesehen und an Erfahrungen gesammelt. Ich hab’ einfach auf mein Bauchgefühl gehört und den Kopf runtergeschaltet. Die Investitionen hielten sich im Rahmen und ein Projekt ohne Kundenauftrag macht einen riesen Spaß. Viel zu verlieren hatte ich also nicht. Es gab eben das Risiko, etwas zu machen, für das sich am Ende keine Sau interessiert. »Just do it!« sagt Nike und das hab ich getan. 5 Jahre später sind mittlerweile 7 Curves Ausgaben und 4 Bücher entstanden – und das alles neben der Agenturarbeit. Nebenbei konnte ich Porsche als exklusiven Partner gewinnen – ich war auf dem Karma Highway unterwegs.

Welche Steine lagen dir auf dem Weg?

Ideen hat man ja als Designer die ganze Zeit. Es fehlt oft einfach nur an der Umsetzung. Die größte Hürde war, es einfach zu tun, daran zu glauben und damit zu starten. Jedem dem ich von dem Konzept erzählt habe, hat erstmal gemeint: »Absolute Nische. Schon irgendwie cool, aber falls du davon 10 Stück verkaufst, machen wir eine Flasche auf.«  Ich hab’ das ignoriert, mit einem Texter gesprochen und meine Fotokenntnisse ausgebaut. Fotografieren machte mir immer großen Spaß. In der Agentur habe ich viel mit Profis zu tun. Das Konzept war relativ schnell fertig, das Layout auch. Die Finanzierung für Text und Druck für die erste Miniausgabe habe ich selber übernommen, da ich wusste dass ich mit einem Konzept bei der Suche eines Partners nicht weit komme. Der Vertrieb war das eigentliche Problem. Erst wollte ich alles über eine Website lösen, doch dann kam es anders. Über Freunde und Freunde von Freunden kamen die Kontakte zu meinen jetzigen Partnern Porsche und dem Delius Klasing Verlag zustande.

Inwiefern hat dich dieses Zitat von Karl Lagerfeld beeinflusst?

»Man muss das Geld zum Fenster rausschmeißen, damit es zur Tür wieder reinkommt.«

Nach dem Erfolg der ersten Ausgabe musste ich einen Zahn zulegen, um den »Großen« zuvorzukommen. Denn wenn die das Konzept erstmal kopieren, ist man schnell weg vom Fenster. Also habe ich meinen Gewinn genommen und in Helikopterflüge gesteckt, Luftaufnahmen von Straßen gab es zu der Zeit noch keine.

Eine Flugminute kostet um die 35 Euro, man benötigt also ca. 3.000 Euro für 5 bis 7 Pässe. Notwendig ist die Investition, da Drohnen in den Bergen nur bedingt funktionieren. Aber es hat sich gelohnt, das Ergebnis war unfassbar schön und einzigartig. Die Fotos aus der Luft haben den entscheidenen Vorsprung verschafft. Sie werden nun auch als Bigprints verkauft, es kommt also zur Tür wieder rein.

Dazu kommt die Erinnerung an jeden einzelnen Flug – und an die eine Minute die ich mir jedes Mal gönne, in der ich nur an der Kante sitze und rausschaue.

Welche Dinge müssen eintreffen, damit du ein Projekt als »gescheitert« betrachtest?

Wenn ein Projekt keinen Funken Energie mehr hat, wenn es in Keinem mehr Begeisterung weckt, dann ist es für mich gescheitert.

Gibt es dann trotzdem Outcome?

Outcome gibt es immer, man lernt ja auch immer dazu. Ein Projekt muss nicht sofort Gewinn abwerfen, es kann auch rote Zahlen schreiben und ist dafür Motor und Inspiration für andere Sachen. Mittelfristig sollte sich das natürlich die Waage halten.

Was würdest du Anderen raten, wie findet man die richtige Grenze zwischen weiterkämpfen/aufgeben/neu starten?

Die Grenze muss man für sich finden – da ist jeder Mensch und jedes Team anders. Wenn man eine gute Idee hat und daran glaubt, sollte man immer dafür kämpfen. Ich ziehe mir auch immer wieder mental die Rüstung an und kämpfe für eine gute Idee beim Kunden, die Meisten geben übrigens oft viel zu früh auf. Ein guter Restart tut auch mal gut. Oder ein Projekt einfach mal ein paar Wochen liegen lassen, oft nimmt es dann zur richtigen Zeit eine Wendung und wird deutlich besser.

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4

Welche Beweggründe wiegen manchmal mehr als die Vernunft?

Die Liebe zu etwas! Blind sollte man dabei allerdings nicht sein. Rückblickend hat mich mein Bauchgefühl in meinem Leben noch nie getäuscht. Reine Entscheidungen nur der Vernunft wegen, waren dagegen meist nicht die besten.

Jetzt wo Curves läuft, gibt es ein neues Projekt auf das wir uns freuen können?

Nach 22 Jahren habe ich die von mir gegründete Agentur fpm verlassen und drücke nochmal den »Reset« Knopf. Komplette Konzentration – spannend – mal schauen ob ich da scheitere…

Herzlichen Dank und viel Erfolg Stefan!

Das Interview entstand im Rahmen der Qved Konferenz 2016.

Curves – das Automagazin ohne Autos src=

Curves – das Automagazin ohne Autos

Wie viele Pässe fotografiert man für 3.000 € aus dem Helikopter und wann ist es besser, den Kopf einen Gang runter zu schalten, um auf den Bauch zu hören? Wir sprachen mit Stefan Bogner über die Kunst an etwas zu glauben und es dann einfach zu tun.

Was hat dich dazu gebracht, das Curves Magazin ins Leben zu rufen?

Eine Beobachtung. Seit ca. 20 Jahren fahre ich immer mal wieder mit meinem altem Porsche in die Berge – als Münchner bin ich dort ganz gerne – habe aber nie einen modernen oder ansprechenden Reiseführer für diese Trips gefunden. Da ich mit meiner Designagentur schon einige Reiseführer wie z. B. den Marco Polo von MairDumont gestaltet habe dachte ich, ich mache mal einen ohne Kundenauftrag und Businessplan. Das Feeling des Reiseführers sollte so wie ein Roadmovie mit Freunden sein. Ob für Rennrad-, Motorrad- oder Autofahrer.

Was hat dich zum Weitermachen ermutigt? 

Ich habe einfach an die Sache geglaubt und hatte eine klare Vorstellung — auch vom potenziellen Leser. Ziel war ein Automagazin ohne Autos, das auch Radler und Motorradfahrer anspricht. Mit Mitte 40, da hat man Einiges gesehen und an Erfahrungen gesammelt. Ich hab’ einfach auf mein Bauchgefühl gehört und den Kopf runtergeschaltet. Die Investitionen hielten sich im Rahmen und ein Projekt ohne Kundenauftrag macht einen riesen Spaß. Viel zu verlieren hatte ich also nicht. Es gab eben das Risiko, etwas zu machen, für das sich am Ende keine Sau interessiert. »Just do it!« sagt Nike und das hab ich getan. 5 Jahre später sind mittlerweile 7 Curves Ausgaben und 4 Bücher entstanden – und das alles neben der Agenturarbeit. Nebenbei konnte ich Porsche als exklusiven Partner gewinnen – ich war auf dem Karma Highway unterwegs.

Welche Steine lagen dir auf dem Weg?

Ideen hat man ja als Designer die ganze Zeit. Es fehlt oft einfach nur an der Umsetzung. Die größte Hürde war, es einfach zu tun, daran zu glauben und damit zu starten. Jedem dem ich von dem Konzept erzählt habe, hat erstmal gemeint: »Absolute Nische. Schon irgendwie cool, aber falls du davon 10 Stück verkaufst, machen wir eine Flasche auf.«  Ich hab’ das ignoriert, mit einem Texter gesprochen und meine Fotokenntnisse ausgebaut. Fotografieren machte mir immer großen Spaß. In der Agentur habe ich viel mit Profis zu tun. Das Konzept war relativ schnell fertig, das Layout auch. Die Finanzierung für Text und Druck für die erste Miniausgabe habe ich selber übernommen, da ich wusste dass ich mit einem Konzept bei der Suche eines Partners nicht weit komme. Der Vertrieb war das eigentliche Problem. Erst wollte ich alles über eine Website lösen, doch dann kam es anders. Über Freunde und Freunde von Freunden kamen die Kontakte zu meinen jetzigen Partnern Porsche und dem Delius Klasing Verlag zustande.

Inwiefern hat dich dieses Zitat von Karl Lagerfeld beeinflusst?

»Man muss das Geld zum Fenster rausschmeißen, damit es zur Tür wieder reinkommt.«

Nach dem Erfolg der ersten Ausgabe musste ich einen Zahn zulegen, um den »Großen« zuvorzukommen. Denn wenn die das Konzept erstmal kopieren, ist man schnell weg vom Fenster. Also habe ich meinen Gewinn genommen und in Helikopterflüge gesteckt, Luftaufnahmen von Straßen gab es zu der Zeit noch keine.

Eine Flugminute kostet um die 35 Euro, man benötigt also ca. 3.000 Euro für 5 bis 7 Pässe. Notwendig ist die Investition, da Drohnen in den Bergen nur bedingt funktionieren. Aber es hat sich gelohnt, das Ergebnis war unfassbar schön und einzigartig. Die Fotos aus der Luft haben den entscheidenen Vorsprung verschafft. Sie werden nun auch als Bigprints verkauft, es kommt also zur Tür wieder rein.

Dazu kommt die Erinnerung an jeden einzelnen Flug – und an die eine Minute die ich mir jedes Mal gönne, in der ich nur an der Kante sitze und rausschaue.

Welche Dinge müssen eintreffen, damit du ein Projekt als »gescheitert« betrachtest?

Wenn ein Projekt keinen Funken Energie mehr hat, wenn es in Keinem mehr Begeisterung weckt, dann ist es für mich gescheitert.

Gibt es dann trotzdem Outcome?

Outcome gibt es immer, man lernt ja auch immer dazu. Ein Projekt muss nicht sofort Gewinn abwerfen, es kann auch rote Zahlen schreiben und ist dafür Motor und Inspiration für andere Sachen. Mittelfristig sollte sich das natürlich die Waage halten.

Was würdest du Anderen raten, wie findet man die richtige Grenze zwischen weiterkämpfen/aufgeben/neu starten?

Die Grenze muss man für sich finden – da ist jeder Mensch und jedes Team anders. Wenn man eine gute Idee hat und daran glaubt, sollte man immer dafür kämpfen. Ich ziehe mir auch immer wieder mental die Rüstung an und kämpfe für eine gute Idee beim Kunden, die Meisten geben übrigens oft viel zu früh auf. Ein guter Restart tut auch mal gut. Oder ein Projekt einfach mal ein paar Wochen liegen lassen, oft nimmt es dann zur richtigen Zeit eine Wendung und wird deutlich besser.

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Welche Beweggründe wiegen manchmal mehr als die Vernunft?

Die Liebe zu etwas! Blind sollte man dabei allerdings nicht sein. Rückblickend hat mich mein Bauchgefühl in meinem Leben noch nie getäuscht. Reine Entscheidungen nur der Vernunft wegen, waren dagegen meist nicht die besten.

Jetzt wo Curves läuft, gibt es ein neues Projekt auf das wir uns freuen können?

Nach 22 Jahren habe ich die von mir gegründete Agentur fpm verlassen und drücke nochmal den »Reset« Knopf. Komplette Konzentration – spannend – mal schauen ob ich da scheitere…

Herzlichen Dank und viel Erfolg Stefan!

Das Interview entstand im Rahmen der Qved Konferenz 2016.

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