Generative Gestaltung bedeutet, dass der Output durch ein Regelwerk bzw. einen Algorithmus (üblicherweise in Form eines Computerprogramms) erzeugt wird. Hauptanwendungsgebiete im Bereich des Kommunikationsdesigns ist die Erstellung von Informationsgrafiken, Diagrammen oder flexiblen Erscheinungsbildern.

Wir sprachen mit Hartmut Bohnacker, einem der Autoren des Buches Generative Gestaltung.

Für Unwissende erklärt: Was genau ist Generative Gestaltung?

Generative Gestaltung bezeichnet schlicht eine bestimmte Herangehensweise, (visuellen) Output zu erzeugen. Schematisch stellt sich der klassische Entwurfsprozess ja so dar, dass der Gestalter seine Idee Schritt für Schritt manuell in einen visuellen Output (Film, Layout, Bild, Illustration etc.) umsetzt. Wir kennen das ja alle, man schiebt solange das Layout bis es sitzt. Hingegen wird in der generativen Gestaltung die Idee immer indirekt durch ein Regelwerk und Quellcode umgesetzt. Daher ist die zentrale Frage im generative Entwurfsprozess dann auch nicht mehr »wie zeichne ich« sondern »wie abstrahiere ich«, also wie komme ich zu meinem Reglerwerk, damit aus der Idee der gewünschte Output generiert werden kann. Denn das Bild wird ja erzeugt, ohne dass Hand angelegt wird.

Das bedeutend aber auch, dass das Ergebnis hinterher nicht oder nur sehr schwierig manuell verändert werden kann. Wenn man also mit dem Ergebnis nicht zufrieden ist, dann muss man den Algorithmus (das Regelwerk) anpassen oder einzelne Parameter verändern. Das klingt erstmal ziemlich aufwendig – was tatsächlich meistens der Fall ist –, wenn aber erst einmal ein guter Algorithmus gefunden ist, lassen sich extrem schnell viele gute Varianten erzeugen.

Diese Herangehensweise ist nicht neu. Schon in den 1960er Jahren gab es die ersten Versuche in der „Computerkunst“. Natürlich war dieses Medium damals nur für Spezialisten zugänglich. Erst in den letzten 20 Jahren verbreiteten sich Programmiersprachen wie Processing, die versuchten, Programmierung auch für Laien – und damit auch für die meisten Designer – so einfach wie möglich zu machen.

Welche Unterschiede gibt es zum alten Generative Gestaltungs Buch?
Damals lief alles über Processing, jetzt über JavaScript – welche Vorteile hat JavaScript zu Processing?

Processing basiert auf Java, einer sehr verbreiteten plattformunabhängigen Programmiersprache. Allerdings spielt Java für die Hauptzielgruppe unseres Buches – Designer und Design-Studierende – in der beruflichen Praxis keine Rolle. Wenn ein Designer im Berufsleben Programmierung anwendet, dann in der Regel für Web-Entwicklung oder Prototyping (zum Beispiel mit Framer). Bei all diesen Dingen wird aber hauptsächlich JavaScript verwendet.

2013 wurde von Lauren McCarthy das Projekt p5.js begonnen, das versucht, die Einfachheit von Processing beizubehalten, aber eben auf Basis von JavaScript. Für uns war klar: wenn wir eine neue Version des Buches „Generative Gestaltung“ machen, dann nutzen wir p5.js. Schließlich verbinden wir damit mehrere Vorteile: ähnlich einfach erlernbar, besser weiter zu nutzen und die Programme können direkt im Web veröffentlicht werden.

Was kann man mit Generativer Gestaltung genau machen?

Die Möglichkeiten sind da sehr vielfältig und es ist sich noch nicht alles ausprobiert, was gemacht werden kann. Insofern kann ich die Frage nur beantworten, indem ich versuche, die Hauptanwendungsgebiete zu skizzieren.

Künstler nutzen generative Techniken, um neue Bildwelten zu erzeugen. Eine Stärke von Generativer Gestaltung ist ja, dass der Computer Dinge unermüdlich millionenfach wiederholen kann. Dadurch können Bilder entstehen, die manuell nicht zu machen wären. Das ist allerdings nicht auf flache Bilder beschränkt. In der Architektur und im Produktdesign werden generative Techniken benutzt, um beispielsweise die Statik von Gebäuden und Möbeln zu optimieren oder um neuartige Materialstrukturen zu erzeugen.

Meiner Meinung nach ist die Visualisierung von Daten eines der wichtigsten Anwendungsgebiete. Sobald ich eine große Datenmenge habe und diese auf eine spezielle Art darstellen möchte, komme ich um Programmierung nicht herum.

Nicht zuletzt wird im Corporate Design Generative Gestaltung genutzt, um beispielsweise dynamische Logos zu ermöglichen, oder um Typografie zu individualisieren.

Sind auch gut lesbare Texte möglich?

Die Frage ist berechtigt. Momentan wird Generative Gestaltung meist dazu verwendet, Buchstaben und Text grafischer und bunter zu machen. Und damit in der Regel schlechter lesbar. Dort wo Lesbarkeit verbessert wird, fällt allerdings häufig gar nicht auf, dass dafür im Hintergrund komplexe Algorithmen verantwortlich sind. Ich denke da beispielsweise an die automatische Silbentrennung in Textprogrammen oder an automatische Textzusammenfassung.

Wie fängt man am Besten an?

Am besten lernt man durchs Experimentieren und Selbermachen. Ich würde ein nicht allzu komplexes Beispiel starten (z.B. aus unserem Buch, frei verfügbar auf generative-gestaltung.de) und nach und nach einzelne Zahlen verändern. Manchmal wird man verstehen, warum sich das Programm anders verhält, manchmal allerdings auch nicht. Dann braucht man natürlich Erklärungen. Im Buch haben wir die Beispiele recht ausführlich kommentiert. Zusätzlich gibt es auf p5js.org weitere Tutorials und Detailerklärungen zu allen Befehlen. Auf diese Weise bekommt man ein Verständnis für die grundsätzlichen Funktionsweisen.

Interview mit Hartmut Bohnacker über Generative Gestaltung

Generative Gestaltung bedeutet, dass der Output durch ein Regelwerk bzw. einen Algorithmus (üblicherweise in Form eines Computerprogramms) erzeugt wird. Hauptanwendungsgebiete im Bereich des Kommunikationsdesigns ist die Erstellung von Informationsgrafiken, Diagrammen oder flexiblen Erscheinungsbildern.

Wir sprachen mit Hartmut Bohnacker, einem der Autoren des Buches Generative Gestaltung.

Für Unwissende erklärt: Was genau ist Generative Gestaltung?

Generative Gestaltung bezeichnet schlicht eine bestimmte Herangehensweise, (visuellen) Output zu erzeugen. Schematisch stellt sich der klassische Entwurfsprozess ja so dar, dass der Gestalter seine Idee Schritt für Schritt manuell in einen visuellen Output (Film, Layout, Bild, Illustration etc.) umsetzt. Wir kennen das ja alle, man schiebt solange das Layout bis es sitzt. Hingegen wird in der generativen Gestaltung die Idee immer indirekt durch ein Regelwerk und Quellcode umgesetzt. Daher ist die zentrale Frage im generative Entwurfsprozess dann auch nicht mehr »wie zeichne ich« sondern »wie abstrahiere ich«, also wie komme ich zu meinem Reglerwerk, damit aus der Idee der gewünschte Output generiert werden kann. Denn das Bild wird ja erzeugt, ohne dass Hand angelegt wird.

Das bedeutend aber auch, dass das Ergebnis hinterher nicht oder nur sehr schwierig manuell verändert werden kann. Wenn man also mit dem Ergebnis nicht zufrieden ist, dann muss man den Algorithmus (das Regelwerk) anpassen oder einzelne Parameter verändern. Das klingt erstmal ziemlich aufwendig – was tatsächlich meistens der Fall ist –, wenn aber erst einmal ein guter Algorithmus gefunden ist, lassen sich extrem schnell viele gute Varianten erzeugen.

Diese Herangehensweise ist nicht neu. Schon in den 1960er Jahren gab es die ersten Versuche in der „Computerkunst“. Natürlich war dieses Medium damals nur für Spezialisten zugänglich. Erst in den letzten 20 Jahren verbreiteten sich Programmiersprachen wie Processing, die versuchten, Programmierung auch für Laien – und damit auch für die meisten Designer – so einfach wie möglich zu machen.

Welche Unterschiede gibt es zum alten Generative Gestaltungs Buch?
Damals lief alles über Processing, jetzt über JavaScript – welche Vorteile hat JavaScript zu Processing?

Processing basiert auf Java, einer sehr verbreiteten plattformunabhängigen Programmiersprache. Allerdings spielt Java für die Hauptzielgruppe unseres Buches – Designer und Design-Studierende – in der beruflichen Praxis keine Rolle. Wenn ein Designer im Berufsleben Programmierung anwendet, dann in der Regel für Web-Entwicklung oder Prototyping (zum Beispiel mit Framer). Bei all diesen Dingen wird aber hauptsächlich JavaScript verwendet.

2013 wurde von Lauren McCarthy das Projekt p5.js begonnen, das versucht, die Einfachheit von Processing beizubehalten, aber eben auf Basis von JavaScript. Für uns war klar: wenn wir eine neue Version des Buches „Generative Gestaltung“ machen, dann nutzen wir p5.js. Schließlich verbinden wir damit mehrere Vorteile: ähnlich einfach erlernbar, besser weiter zu nutzen und die Programme können direkt im Web veröffentlicht werden.

Was kann man mit Generativer Gestaltung genau machen?

Die Möglichkeiten sind da sehr vielfältig und es ist sich noch nicht alles ausprobiert, was gemacht werden kann. Insofern kann ich die Frage nur beantworten, indem ich versuche, die Hauptanwendungsgebiete zu skizzieren.

Künstler nutzen generative Techniken, um neue Bildwelten zu erzeugen. Eine Stärke von Generativer Gestaltung ist ja, dass der Computer Dinge unermüdlich millionenfach wiederholen kann. Dadurch können Bilder entstehen, die manuell nicht zu machen wären. Das ist allerdings nicht auf flache Bilder beschränkt. In der Architektur und im Produktdesign werden generative Techniken benutzt, um beispielsweise die Statik von Gebäuden und Möbeln zu optimieren oder um neuartige Materialstrukturen zu erzeugen.

Meiner Meinung nach ist die Visualisierung von Daten eines der wichtigsten Anwendungsgebiete. Sobald ich eine große Datenmenge habe und diese auf eine spezielle Art darstellen möchte, komme ich um Programmierung nicht herum.

Nicht zuletzt wird im Corporate Design Generative Gestaltung genutzt, um beispielsweise dynamische Logos zu ermöglichen, oder um Typografie zu individualisieren.

Sind auch gut lesbare Texte möglich?

Die Frage ist berechtigt. Momentan wird Generative Gestaltung meist dazu verwendet, Buchstaben und Text grafischer und bunter zu machen. Und damit in der Regel schlechter lesbar. Dort wo Lesbarkeit verbessert wird, fällt allerdings häufig gar nicht auf, dass dafür im Hintergrund komplexe Algorithmen verantwortlich sind. Ich denke da beispielsweise an die automatische Silbentrennung in Textprogrammen oder an automatische Textzusammenfassung.

Wie fängt man am Besten an?

Am besten lernt man durchs Experimentieren und Selbermachen. Ich würde ein nicht allzu komplexes Beispiel starten (z.B. aus unserem Buch, frei verfügbar auf generative-gestaltung.de) und nach und nach einzelne Zahlen verändern. Manchmal wird man verstehen, warum sich das Programm anders verhält, manchmal allerdings auch nicht. Dann braucht man natürlich Erklärungen. Im Buch haben wir die Beispiele recht ausführlich kommentiert. Zusätzlich gibt es auf p5js.org weitere Tutorials und Detailerklärungen zu allen Befehlen. Auf diese Weise bekommt man ein Verständnis für die grundsätzlichen Funktionsweisen.

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