Antworten von Jakub Chrobok, Leiter Infografik bei KircherBurkhardt
Chrobok: Ausschlaggebend ist vor allem die Qualität der Arbeiten. Manchmal wird ein Mangel an Qualität auch durch eine gute Präsentation wett gemacht. Dann wissen wir aber, dass die Stärken des Bewerbes in einem anderen Bereich liegen und wir ihn entsprechend anders einsetzten können.
Für uns ist es wichtig zu sehen, dass sich der Gestalter bereits mit dem sinnvollen Visualisieren von Informationen beschäftigt hat und nicht nur die Dinge schön gestaltet.
Ein paar verstreute Diagramme im Portfolio reichen da natürlich nicht aus. Ein Lebenslauf gehört selbstverständlich dazu. Da es aber auch viele, sehr gute Quereinsteiger gibt (Talent muss man nicht zwangsläufig in einem Studium auf die Probe stellen) muss ein fehlendes Studium oder eine Ausbildung in dem Bereich kein Ausschlusskriterium sein. Praxiserfahrung macht sich auch in den Arbeiten bemerkbar. Wenn jemand beispielsweise Kenntnisse aus einem Verlag mitbringt, aus einer Zeitung oder einem Magazin, kann das von großem Vorteil für unsere Produktionen sein.
Ein klarer, aber nicht zu langer Bewerbungstext mit den Zielen des Bewerbers ist wichtig. Man sollte auch nie den Eindruck erwecken, man bewirbt sich mal eben irgendwo und hat noch zahlreiche andere Bewerbungen ausstehen. Wenn man sich bei uns bewirbt, sollte das Interesse an unserem, speziellen Bereich klar erkennbar sein. Eine Bewerbung mit nur einem Satz muss schon sehr starke Arbeiten aufweisen, um diese Grobheit auszubügeln.
Eine Bewerbung muss funktionieren. Links die ins Leere führen sind fatal. PDFs oder Websites die sich nicht öffnen lassen ebenso.
Chrobok: Offenheit für immer neue Themengebiete, Teamgeist, ein Verständnis für die Bedeutung von Informationen, Genauigkeit. Die Person muss ins Team passen. Das stellt sich häufig erst währen des Bewerbungsgesprächs heraus.
Chrobok: Im besten Fall kreativ. Die meisten Bewerbungen und Portfolios erreichen uns digital. Aber auch analoge Bewerbungen sind dabei. Manchmal geben sich die Kandidaten allerdings zu viel Mühe für eine clevere Idee und Verpackung und vergessen dabei, dass die präsentierten Arbeiten das A und O sind. Es kann natürlich auch nach hinten losgehen. Wenn man bei uns selbstgebaute Booklets oder Plakate als Bewerbung einreicht, müssen auch diese ihre Qualität haben. Hinter einem schlecht gebauten, selbstgebundenen Büchlein kann zwar eine sympathische Idee stecken, aber wenn die Verarbeitung nicht stimmt, kann sie den Inhalt zerstören.
Eine Bewerbung in zwei oder drei Teilen (Lebenslauf und Informationen zur Person / Portfolio / Website) ist sinnvoll. So kann man die Portfolios auch mit anderen Personen gut durchschauen und ist nicht von großen, schönen Fotos der Bewerber oder einem beeindruckenden Lebenslauf abgelenkt.
Es sollte ausserdem immer dabei stehen, welchen Anteil der Bewerber an einem gestalteten Produkt hatte. Häufig werden Gruppenarbeiten gezeigt und wir können nicht immer erkennen, was genau der Bewerber dabei geleistet hat. Mit Kunden wird gerne geprahlt, Urheber oder Partner dagegen werde gerne verschwiegen.
Chrobok: Ein fehlendes Studium ist kein Ausschlusskriterium. Manchmal finden sich Rohdiamanten, die womöglich in einem ganz anderen Bereich oder gar nicht studiert haben und unsere Abteilung dennoch mit einem großen gestalterischen, sachlichen oder technischen Verständnis bereichern.
Chrobok: Klein oder Groß spielen eigentlich keine große Rolle. Man sollte im Hinblick auf seinen eigenen Charakter schauen, wo man sich bewirbt und wo nicht. Es kommt auch darauf an, in welchem Bereich man sich bewirbt. Je spezieller, desto kleiner sollte die Agentur sein. Wenn sich jemand zum Beispiel stark für Typografie interessiert, würde ich ihm nicht raten, sich bei einer großen Werbeagentur zu bewerben. Will jemand in die Werbung, sollte er auch den Sprung in größere Agenturen wagen, um einen Einblick in die Mühlen dieses Gewerbes zu bekommen.
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