Antworten von Frank Rausch
Frank Rausch: Uns ist wichtig, dass die Bewerbung große Sorgfalt und ehrliches Interesse widerspiegelt. Wer z.B. unsere Namen falsch schreibt, verspielt den ersten Eindruck sofort. Und auch der Betreff und Text der Bewerbungsmail und die Benennung der Anhänge sollten vor dem Abschicken sorgfältig geprüft werden. Kaum zu glauben, aber wir haben mehr als einmal Bewerbungen bekommen, in denen nicht unser Firmenname, sondern versehentlich ein anderer stand.
Auf keinen Fall sollte man sich gestalterisch verkünsteln. Typografisch sollten die Unterlagen schlicht, lesbar, eher konservativ sein. Beispielsweise hat einer unserer Software-Entwickler eine gestalterisch bessere Bewerbung vorgelegt als viele, die sich als Designer bewerben. Was er richtig gemacht hat: Die Fakten übersichtlich und schlicht kommuniziert und sorgfältig in Form gebracht. Das hat uns überzeugt, denn damit hat er gezeigt, dass er strukturiert denken und sich in die Position des Gegenübers hineinversetzen kann.
Wenn jemand behauptet, Photoshop, InDesign, Illustrator, AfterEffects, PHP, HTML, CSS und sonst etwas zu beherrschen, sind wir skeptisch. Sinnvoller ist, in die Liste nur die Programme aufzunehmen, die man wirklich beherrscht, und dann jeweils eine ehrliche Einschätzung zu geben, wie gut man z.B. auf einer Skala von 1–10 ist.
Frank Rausch: Wir erwarten, dass sie den Anspruch haben, in der ersten Liga zu spielen. Das hat weniger mit dem Bedienen bestimmter Software zu tun, sondern vielmehr mit der persönlichen Einstellung und Arbeitsmoral. Uns sind ein solides Allgemeinwissen und typografische Kenntnisse extrem wichtig. Typografie ist zeitloses Wissen, das den gestalterischen Profi vom Laien abgrenzt. Grafikdesign ist der wichtigste Baustein im UI-Design – und Grafikdesign ist untrennbar mit Typografie verbunden.
Natürlich sind Offenheit und Lernbereitschaft auch wichtige Attribute. Am wichtigsten ist aber, dass es menschlich passt. Man verbringt ja doch sehr viel Zeit miteinander und die Lebensqualität des gesamten Teams hängt davon ab, ob man sich gut versteht.
Frank Rausch: Ein gutes Portfolio sollte die Interessen und Fähigkeiten des Bewerbers auf den Punkt bringen. Lieber drei sehr gute Arbeiten als zehn von durchwachsener Qualität.
Bei jeder Arbeit sollte gekennzeichnet werden, welche Rolle und welche Aufgaben der Bewerber im Projekt hatte. Zudem sollte man möglichst nur Arbeiten aufnehmen, bei denen der eigene Beitrag sich deutlich im Ergebnis niedergeschlagen hat.
Das Portfolio sollte als PDF an der Mail hängen oder per Download-Link mit einem Klick erreichbar sein. Experimentelle Portfolio-Websites nerven, wenn man zum Anschauen erst eine Navigation begreifen muss.
Das Layout sollte die Abbildungen der Arbeiten in den Vordergrund stellen. Ein »pfiffiges« Layout ist eher kontraproduktiv.
Zu jeder Arbeit reichen ein oder zwei Sätze zur Erklärung.
Frank Rausch: Wir finden es schon gut, wenn der Bewerber einen Studienabschluss nachweisen kann. Ein Abschluss bedeutet zwar nicht automatisch, dass jemand besonders gut in seinem Fach ist und besonders viel weiß – ein Hochschulstudium ist aber ein Beleg für eine gewisse Arbeitsmoral und für den vorhandenen Willen, Dinge fertig zu kriegen. In den 90ern war es sicherlich einfacher zu rechtfertigen, wenn man sich als unstudierter Webdesigner irgendwo auf eine gut bezahlte Stelle beworben hat. Die Zeiten haben sich geändert.
Frank Rausch: Geschmackssache. Eine große Agentur hat sicher den Vorteil, dass man schneller, öfter und tiefer in die fachliche Materie eintauchen kann.
In einer kleinen Agentur wie unserer hingegen hat man viel mit allen möglichen organisatorischen Aspekten des Alltagsbetriebs zu tun.
Ich würde bei der Wahl des Arbeitsplatzes nicht nach der Größe der Firma gehen, sondern prüfen, wie das Betriebsklima ist, ob ich mich mit den zukünftigen Kollegen gut verstehe und ob mich die Themenpalette bei den Agenturkunden interessiert.
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