Design made in Germany
Design Magazin


Lukas Lindemann Rosinski - Interview mit Arno Lindemann

Meist ist das Logo einer Firma so etwas wie ein Heiligtum, das nicht angefasst werden darf. Ihr bezeichnet euer Logo selbst als bespielbar und zeigt anhand von vielen Beispielen wofür es alles herhalten kann (z.B. Weihnachtskarten, Obama-Wahl). Ist das etwas, was ihr Kunden auch raten würdet: das Logo nicht als ein steifes Objekt zu sehen, das wie eine Krone auf dem Unternehmen thront, sondern es dynamisch zu begreifen und es zum Leben zu erwecken?

Dies gilt sicherlich nicht für alle Marken, aber wenn man ein Logo nicht zu stark verändert, ist es für viele Logos denkbar. Es muss allerdings immer unverwechselbar bleiben. Es zeugt von ein wenig Selbstironie, wenn man spielerisch mit dem Logo umgeht. Es gefällt den meisten Menschen, wenn man sich selber nicht zu ernst nimmt. Das sollten Werbeagenturen auch nicht tun - sie sollen ja für den Kunden werben und nicht nur für sich selbst.


Besonders interessant finde ich, dass das Logo die Möglichkeit bietet, Kunden über deren Hausfarben in das Corporate Design mit einzubeziehen. Wie nehmen die Kunden das auf, reagieren sie begeistert oder eher befremdet?


Auch unsere Kunden sollen sich bei uns gleich zu Hause fühlen. Daher passen wir unsere CI-Farben immer bei Präsentationen den Kundenfarben an. Dies ist eher ein kleiner Trick, denn der Kunde fühlt sich gleich heimisch und die Präsentation gefällt ihm schon mal von Anfang an ganz gut. Dann muss nur noch der Inhalt stimmen und ZACK!


Was wäre "Eure" Hausfarbe, wenn ihr nicht oben genannten Prinzip folgen würdet?


Die Idee mit allen Farben gefiel uns von Anfang an, da auch alle sogenannten "Hausfarben" schon von anderen Agenturen belegt waren. Von daher gab es nie die eine Agenturfarbe.


Es gibt wenige Corporate Designs, die so wandelbar und variabel einsetzbar sind. Glaubt ihr, dass es trotzdem irgendwo an Grenzen stößt oder sich die Idee bei zu ausschweifenden Abwandlungen abnutzen könnte?



Für uns als Kreativagentur sind die Grenzen wohl weiter gesteckt als beim Umgang mit traditionelleren Firmenlogos. Es ist sicherlich nicht ratsam z.B. das Coco Chanel Logo extrem zu missbrauchen, dann fühlen sich die Kunden schnell nicht mehr daheim.
Aber es ist schon erstaunlich, wie viele Ideen auf 3 einfache, unterschiedliche langen Balken entstehen.


Die Tatsache, dass Namen und Größe in einem perfekten Verhältnis stehen, ist ein wahrer Glücksgriff, aber sicherlich gab es im Entstehungsprozess auch andere Ansätze oder Ideen für die CI, die vielleicht im Papierkorb gelandet sind. Möchtet ihr ein paar davon kurz vorstellen?



Nein, die waren alle zu durchschnittlich. Das einzige was uns immer noch gut gefällt ist die Zusammenfassung unserer Namen zu "Lumannski" (auch da passen die anteiligen Silbern übrigens).

Mal sehen, ob wir daraus noch mehr machen!

(Anm. der Redaktion: In diesem kleinen Video kann man sehen, was in der Zwischenzeit daraus geworden ist.


Was ratet ihr Studenten und jungen Kreativen, die sich mit CI beschäftigen? Gibt es ein paar Grundregeln, die man beachten kann oder vielleicht sogar so etwas wie ein Rezept für eine gute Corporate Identity?


Es gibt sehr viele hervorragende CI's. Wichtig für alle ist eine gute, einfache Grundidee, die man dann konsequent durchträgt. Je mehr Idee und je reduzierter und verblüffend einfach diese gestaltet ist, desto überzeugender - ist zumindest meine überzeugung. Aber das ist auch die Kunst daran. Wann kann ich einfach nichts mehr weglassen?