Design made in Germany
Design Magazin


Berliner Philharmoniker - Interview mit Erik Spiekermann


Erik Spiekermann
Erik Spiekermann
Geschäftsführer von Edenspiekermann
www.edenspiekermann.de

Wie transportiert man eine "akustische" Marke ins visuelle Medium?

Indem man versucht, die Emotion, die Musik transportiert, in die Gestaltung zu bringen. Musik ist reine Emotion.


Das bis zum Launch verwendete CD, das von Metadesign entwickelt wurde, wurde erst 2002 eingeführt. Warum und worin bestand der Bedarf nach einem neuen Erscheinungsbild?

Das Orchester hat sich erstmals über seine Positionierung Gedanken gemacht. Dabei haben wir geholfen. Daraus ergab sich dann erst die Notwendigkeit, auch das Corporate Design zu hinterfragen und zu überarbeiten.


Das Logo mit den bekannten Pentagrammen ist seit 1963 als Markenzeichen in Verwendung. Die Bildmarke wurde nur geringfügig verändert und durch einen frischen Schriftzug ersetzt. Warum sollte oder darf ein solches Markenzeichen im Zuge eines moderneren Re-Designs nicht geändert werden?

Es darf durchaus geändert werden. Wir haben das aber nicht getan, sondern das Zeichen etwas weiter weg gestellt. Es ist nur noch eine Absenderkennung, ein Hoheitszeichen, das keine Bedeutung für das Erscheinungsbild hat. Vorher wurde das Pentagramm auch als Untergrund und Gestaltungselement eingesetzt, obwohl es mit dem eigentlichen Kern der Marke "Berliner Philharmoniker" nichts zu tun hat. Das Gebäude (dessen Grundriss als Vorlage für die Bildmarke dient, Anm. der Redaktion) ist nur in Berlin wichtig, aber das Publikum für die Philharmoniker ist überall in der Welt.

Die fünf Stäbe sind das eigentliche Logo, das Wiedererkennung ohne immer gleiche Wiederholung schafft . Man wird den Auftritt in jedem Medium auch ohne das alte Logo erkennen. Die fünf Stäbe kommen aus dem Zeichenrepertoire der Musik (Taktzeichen, Notenlinien, etc.) und im Gegensatz zu einem statischen Bildzeichen haben die Stäbe eine Funktion: sie gliedern jede Mitteilung. An ihnen orientiert sich die Schrift. Damit eignen wir uns jede Fläche an, und auch ein beliebiges Bild wird zu einem Bild der Philharmoniker, wenn die goldenen Stäbe es kennzeichnen.


Zentrales Element der Gestaltung sind die gelben Stäbe, die wie der Rhythmus der Musik variabel eingesetzt werden und einen hohen Wiedererkennungswert besitzen, was durch Goldgelb als Farbe unterstützt wird. Gelb war auch im vorhergehenden CD die Hauptfarbe. Warum Gelb?

Gelb wäre eigentlich Gold, wenn wir uns den Druck in Sonderfarbe leisten könnten. Welche Farbe kann die Musik eines der weltbesten Orchester besser symbolisieren? Der Kontrast zum allgemein dunklen Konzertsaal ist toll und das Gebäude glänzt auch golden (diese Anspielung ist subtiler als den Grundriss im Logo zu zitieren). Und warum muss man alles ändern, wenn eine Marke mit der Zeit geht?