Erlebt das DDR-Design ein Revival?
In der Berliner Kulturbrauerei hat unter dem Titel “Alles nach Plan?” eine Ausstellung eröffnet, die das DDR Design noch einmal aufleben lässt oder allen denen nahe bringt, die sich an die Produkte Made in GDR nicht mehr richtig erinnern können. Das Interesse ist riesig und vom kultigen Handmixer bis zum Kofferradio Puck ist alles dabei.
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Noch in den 1990er-Jahren war es weder in den alten noch in den neuen Bundesländern vorstellbar, dass einst die Sehnsucht nach dem legendären DDR-Design wieder aufflammt. In Berlin passiert genau das in diesen Tagen. Die Wechselausstellung “Alles nach Plan?” zeigt einige Verkaufsschlager aus der DDR und macht vor allem eins klar: Das DDR-Design hat durchaus eine Rehabilitierung verdient.
DDR Design ist alles andere als trist
Es ist gerade für diejenigen, die einen Großteil ihres Lebens in der DDR verbracht haben, schwer nachvollziehbar, dass das Design aus dem Osten einen teils so schlechten Ruf genießt. Immerhin wird schon beim ersten Blick in die Ausstellung deutlich, dass das Klischee der sozialistischen Konsumgüter mit Sicherheit nicht stimmt. Auch in der DDR präsentierten sich die Geräte in trendigen knalligen Farben wie Rot und Orange. Die aufflammende Beliebtheit des DDR-Designs ist nach Ansicht von Design-Experten vor allem dem damit verbundenen Zeitgeist gleichzusetzen.
Beispielsweise wurde beim DDR-Design der Handmixer auf auffällige Farben geachtet, wobei es für die Menschen selbst vielmehr auf die Werte ankam, die mit der damaligen Mangelwirtschaft einhergingen. So sind die Geräte “Made in GDR” bis heute vor allem für Langlebigkeit, Wiederverwertbarkeit und eine ausgeprägte Reparaturfreundlichkeit bekannt. Erfolgsbeispiele sind hier der Trabant, aber auch die Simson- und MZ-Fahrzeuge, die von vielen Straßen im Osten noch immer nicht wegzudenken sind und jedes Jahr zu großen Treffen die gesamte Fangemeinde zusammenbringen.
DDR Design präsenter denn je
Auch wenn es nur wenige zugeben möchten, ist das DDR Design bis heute in vielen Produkten präsent. Dies zeigt beispielsweise ein Blick auf die Isolierkannen. Viele Haushalte besitzen bis heute Isolierkannen, um Tee und Kaffee über längere Zeit warm zu halten. Viele der heute erhältlichen Modelle haben verblüffende Ähnlichkeit mit den Isolierkannen der Serie Typ 750, die 1959 in der DDR entwickelt wurde und von Braun über Weiß und Blau bis hin zu einem dezenten Gold die verschiedensten Farben aufgriff.
Ein weiteres Paradebeispiel für die Alltagstauglichkeit des DDR Designs ist das Handrühr- und Mixgerät RG 28s, das 1979 durch Kurt Boeser entwickelt wurde und sich übrigens bis heute durch Teige in manch einem ostdeutschen Haushalt quält. Die Verarbeitung ist makellos und der Qualitätsanspruch hoch, sodass sich auch schwere Teige mit dem Handmixer problemlos verarbeiten lassen. Wer genau hinschaut, erkennt in dem Mixgerät RG 28s manch einen aktuellen Handmixer bekannter Marken wieder. Es gibt dabei einen entscheidenden Unterschied.
Der alte DDR-Mixer ist robuster als viele andere Modelle und gerade bei den Frauen “im Osten” recht beliebt. Gründe, die dafür immer wieder genannt wird, sind die Langlebigkeit und Wartungsfreundlichkeit. So gibt es nicht viel, was bei diesem Mixer kaputt gehen kann. Auch wenn nach Jahrzehnten die wenigen verbauten Kunststoffkomponenten Schwächen aufweisen, lassen sich diese in der Regel schnell wieder aus der Welt schaffen.
Die Produktdesigner in der DDR lebten für das langlebige Design. Ihr Ziel war es von Anfang an Produkte zu entwickeln, die aufgrund ihrer Erste-Wahl-Qualität die Kunden zuverlässig begleiten konnten. Für die DDR zahlte sich dieses Konzept aus. Viele Produkte, die auf hohem Niveau produziert wurden, blieben nämlich nicht in der DDR, sondern wurden exportiert. So galten Glas- und Porzellanartikel rasch als die großen Devisenbringer des Landes. Ähnlich gut waren Schienenfahrzeuge und Elektrogeräte angesiedelt, die sich zum wahren Exportschlager entwickelten.