Design made in Germany / Design Magazin


War das Bauhaus wirklich alles? PDF

Von Andrea Thiem

Wofür steht das Bauhaus?

Das Bauhaus (das sich selbst immer klein schrieb) ist zum Synonym für modernes Design geworden, besonders auf dem Gebiet der Architektur. Jedoch war es keine ausschließlich deutsche Strömung, sondern steht in Zusammenhang mit Strömungen, die als Funktionalismus, Klassische Moderne, Neue Sachlichkeit, Internationaler Stil, Neues Bauen eingeordnet werden.

Geschichte

Das Bauhaus bestand von 1919 bis 1933 und gilt heute weltweit als Heimstätte der Avantgarde der Klassischen Moderne. Obwohl die Architektur im Fokus stand, wie es im Manifest des Bauhauses hieß:"Das Endziel aller bildnerischen Tätigkeit ist der Bau", wurden im Bauhaus die traditionell getrennten Bereiche der Bildenden Kunst, der Angewandten Kunst und der Darstellenden Kunst miteinander verbunden, was wiederum starke Ausstrahlung auf Malerei, Darstellende Kunst und Musik hatte.
Damit wurde das Bauhaus letztlich zum Vorläufer des modernen, wissenschaftlich begründeten Industrie-Designs.

Um die Wende des letzten Jahrhunderts entstanden neue kunstreformerischen Strömungen wie die englische Arts and Crafts, die Wiener Secession etc. Ihr Ziel war eine ästhetisierung des bürgerlichen Alltagslebens.

Auch das Bauhaus machte hier keine Ausnahme. Aber erst Emil Hans "Hannes" Meyer setzte als Direktor des Bauhaus innerhalb der Architektur eine Orientierung vom "Luxusbedarf" zum "Volksbedarf" durch.

Die "Werkstättenbewegung"

Verschiedene Neugründungen wollten um die vorletzte Jahrhundertwende der zunehmenden Industrialisierung der Waren des alltäglichen Bedarfs mit einer Rückbesinnung auf handwerkliche und kunsthandwerkliche Qualitäten entgegentreten. Ziel war eine Versöhnung der ästhetik mit der Massenproduktion. Im Rückblick wird diese Zeitströmung die "Werkstättenbewegung" genannt. Hierhin gehört z.B. der Deutsche Werkbund. Gegründet 1907, hatte er eine eigene einflußreiche Ausstellung 1914 und prägte zu diesem Anlaß den Begriff "Deutsche Wertarbeit". Ungleich dem Bauhaus organisierte der D. W. jedoch keine eigene Lehrtätigkeit. Auch der Werkbund verstand sich als Reformbewegung mit dem Motto "Gegen den Bürgerplüsch". Seine Ziele waren eine Gestaltung, die sich an Funktionalität, Ergonomie und sozialer Verantwortung orientierte.

Wo fängt Design eigentlich an?

Das ist im Grunde eine Frage der Definition. Die am weitesten ausgreifende Definition ist wohl: Ausweitung bewusster Gestaltungsarbeit in die Lebenswelt (Dröge u. Müller 1995, S. 37). Diese Definition hat den Vorteil, auch den intellektuellen Anteil der Gestaltung zu berücksichtigen.

Historisch gesehen wären danach z.B. Friedrich Schiller, Immanuel Kant und Georg Wilhelm Friedrich Hegel Urväter des Deutschen Design. Ihre Diskussionen der Ästhetik um 1790 betrachteten "das Schöne" als Entwicklungsmittel des Menschen, das auch politischen Einfluß nehmen kann.
Dieser Zusammenhang wird mit jeder Nachrichtensendung, jedem Wahlkampfplakat wieder deutlich.

Wo kann man Design fassen?

Ästhetische Theorie und Gestaltungsansatz

Objekte

Ein Beispiel für deutsches Design, das international bekannt wurde, ist das Corporate Design der Berliner Firma AEG von Peter Behrens.

Peter Behrens (1868-1940) war Mitbegründer des Deutschen Werkbundes und wurde später bekannt durch seine Arbeit für die AEG. Hier gestaltete er alle Produkte in einem einheitlichen Design und und entwarf die Schrift, die bis heute beibehalten wurde.

Für die AEG sollte er 1906 zunächst Werbematerial gestalten, war dann aber ab 1907 für die gesamte Gestaltung in allen Firmenbereichen verantwortlich und entwickelte so das erste Corporate Design, was zu einer erheblichen Wertsteigerung der Firma AEG führte. Diese Arbeiten gelten als der Beginn des Industriedesign.

Die AEG wurde durch die Arbeit von Behrens so weltweit zum ersten Unternehmen mit einem kompletten Corporate Design, was noch lange ohne Nachfolge blieb.

Entwicklung des Firmenzeichens (Logos). Vom Entwurf von 1896 über den Jugendstil bis zu den klaren und sachlichen Entwürfen von Behrens.

"Gerade bei der Elektrotechnik handelt es sich nicht darum, die Formen durch verzierende Zutaten äußerlich zu verschleiern, sondern weil ihr ein vollkommen neues Wesen innewohnt, die Formen zu finden, die ihren neuen Charakter treffen." Peter Behrens, 1910

"Es gilt, Verzicht auf die Kopie handwerklicher Arbeit, historischer Stilformen und anderer Materialien zu leisten." Peter Benrens, 1907

Literatur:

Franz Dröge, Michael Müller
Die Macht der Schönheit
Avantgarde und Faschismus oder Die Geburt der Massenkultur
Europäische Verlagsanstalt, Hamburg 1995

Beat Wyss
Trauer der Vollendung Zur Geburt der Kulturkritik
DuMont, Köln 1997

Gunta Stölzl. Bauhaus-Meister.
Text von Monika Stadler. Ostfildern 2009

Bauhaus - Frauen der Moderne.
Von Ulrike Müller. München 2009

Das Bauhaus kommt aus Weimar.
Hg. Klassik Stiftung Weimar.
Katalog, Weimar 2009

Aus Weimar in alle Welt - Die Bauhausmeister und ihre Wirkung
Von Annette Seemann. Berlin 2009

Bauhaus Design.
Hg. Bernd Polster u.a. Katalog, Berlin 2009