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Dmig 4 ---------------- Kolumne

Lektüre für Nichtleser 3

»Sie haben kaum Zeit, große Romane zu lesen. Ich habe keine Zeit, welche zu schreiben. Daher hier die Lektüre für zwischendurch, nebenbei und unterwegs.«

Kolumne von Michael Bukowski

Anwendungsgebiete

Zum Lesen in Meetings, in Bahnen, Bussen, Flugzeugen, auf dem Klo, im Bett, in der Warteschlange, bei langweiligem Sex, auf der Tanzfläche, anstelle von Smalltalks ... Lesen Sie hier Auszüge aus dem neuen Band 9 der Lektüre für Nichtleser, erschienen im März 2010.

Die Hauptdarsteller in der Übersicht

Grabowski:
Der Mann, der länger am Tresen sitzt, als dieser lang ist. Leidet unter der manischen Einbildung, daß er für diese Publikation hier verantwortlich wäre.
Long Dong Copy:
Werbetexter, um dessen Slogan-Länge sich Gerüchte ranken.
Pistolen-Pete:
Der Typ mit den zwei Handys am Gürtel, zukünftiger ehemaliger Inhaber des Restaurants Pistolen-Pete’s, in dem es nur Eintopf gibt, bzw. gegeben haben wird.
Charming Heinz:
Fachwirt für schlechte Laune, Mitglied im Verband der deutschen Fachwirte für schlechte Laune e.V. und seit Band 5 Grimm-Preisträger.
Eisi Verspeisi:
Werbetext-Auszubildende bei Long Dong Copy, gesegnet mit einem gesunden Appetit auf Speiseeis

Lieber kein Internet

Aus Long Dong Copys Tagebuch: Neulich im Meeting meinte der Kunde: »Website lieber nicht. Weil wenn es das Internet mal nicht mehr geben sollte, hätten wir nur Geld verschwendet.«

Meeting!

Aber mal was anderes: Wir möchten nämlich, daß Sie sich auch mal ein Bild von den Hauptdarstellern machen können; daher hier ein charakteristischer Schnappschuß aus dem Alltag (siehe Abb. 1).

Abb. 1: Team-Besprechung bei Lektüre für Nichtleser, v.l.n.r.: Long Dong Copy, Eisi Verspeisi, Grabowski, Charming Heinz und ein unbekannter Teilnehmer. Bei diesem Meeting nicht anwesend und daher sehr anschaulich auch nicht zu sehen, ist Pistolen-Pete, der sich für zu erwachsen hält für so einen Quatsch, wie er die Redaktion wissen ließ.

Bitte beachten: Daß hier offensichtlich etwas mit der Geschlechterzuordnung nicht stimmt, läßt sich leicht erklären. In Bilddatenbanken finden sich zwar unendliche Mengen an mehr oder weniger gleichen Meeting-Motiven, aber kaum in einer Besetzung mit überwiegend männlichen Teilnehmern. Letzteres ist wahrscheinlich politisch nicht korrekt. Wir bitten daher, mit diesem Bild vorlieb zu nehmen. Danke für Ihr Verständnis.
Trotzdem sagt das Bild ja einiges aus: Sehr schön sieht man zum Beispiel, daß Long Dong Copy ein paar hübsche Balkendiagramme getextet hat, die für den wohlwollenden Gesichtsausdruck bei Grabowski sorgen. Davon abgesehen ist klar, was hier läuft: Auf Weisung von Grabowski werden die kommenden Marketing-Aktionen für die Lektüre für Nichtleser stormgebrained.

Beta-Version

Aus Long Dong Copys interaktivem Multi-Media-Tagebuch: Blöd ist natürlich auch, wenn man kurz vor dem Tod feststellt, daß das ganze Leben nur eine Beta-Version war.

Selbsterkenntnis

Gleich wird etwas passieren. Bis dahin dauert es aber noch einen Augenblick. Jetzt ist der Augenblick rum. Und schon passiert was: Grabowski hängt nämlich am Tresen rum, allerdings in ziemlich schlechter Verfassung.

Pistolen-Pete:
Grabowski, was ist denn los? Du hängst ziemlich durch, scheint mir.
Grabowski:
Ach, ich weiß auch nicht. Es erscheint mir alles so sinnlos, diese ewige Tresenhängerei und Konzeption und so. Wozu das alles? Wo komme ich her, wo gehe ich hin? Wer bin ich eigentlich?
Charming Heinz:
Mönsch, Grabowski, Du alte Nettokaltmiete, das ist doch kein Problem. Dudel Dich einfach im Inter ... na, wie hieß das noch? ... Interweb ... nee, Inter ...
Pistolen-Pete:
Internet.
Charming Heinz:
Genau. Danke. Lag mir auf der Zunge. Also, dudel Dich einfach im Internet und schon weißt Du bescheid.
Grabowski:
Jut, dit mach ick.

Heute war zwar ein Sonntag, aber das Internet hatte in dieser Epoche bekanntlich auch an Sonn- und Feiertagen geöffnet. Grabowski nutzt also die Gelegenheit und dudelt sich mal eben selbst.

Selbst gedudelt

Und nur unwesentlich später betrachtet Grabowski die Ergebnisse seiner Dudelsuche nach dem Stichwort »Grabowski« am 24. Februar 2009:

Grabowski:
Auweia. Über 2.540.000 Ergebnisse!
Charming Heinz:
Na siehst Du. Da müßte doch genug Material dabei sein um herauszufinden, mit wem Du es in Form Deiner Person zu tun hast.
Grabowski:
Wenn ich es schaffen würde, mich durch die 2.540.000 Suchergebnisse zu wühlen, vielleicht. Aber ich fürchte, dafür reicht sie nicht, meine Lebenszeit.
Pistolen-Pete:
Vielleicht solltest Du die Suche nach Dir verfeinern.
Grabowski:
Ja, aber dafür müßte ich etwas mehr über mich wissen.
Long Dong Copy:
Oder Du läßt es einfach sein und lebst weiter ohne zu wissen, wer Du bist. Ging doch bisher auch ganz gut, oder?
Grabowski:
Stimmt. Scheint mir am praktikabelsten.
Pistolen-Pete:
Na geht doch.

Neue Email

Es wurde dann aber Zeit, daß folgendes einmal geklärt wurde zwischen Grabowski und Charming Heinz:

Grabowski:
Du hast mir eine Email geschickt, oder?
Charming Heinz:
Stimmt. Aber woher weißt Du?
Grabowski:
Weil sie bei mir angekommen ist, im Posteingang auf meinem Rechner, weißt Du?
Charming Heinz:
Ach so. Verstehe. Hast Du sie gelesen?
Grabowski:
Natürlich nicht. War doch Spam, oder?
Charming Heinz:
Stimmt. Aber woher weißt Du?
Grabowski:
Na ja, so eine Ahnung.

Noch ne neue Email

Demgemäß hatte Grabowski keine Ahnung, was für eine Email von Charming Heinz er nicht zur Kenntnis genommen hatte; nämlich eine Email mit dem Betreff »Sie haben eine neue Email erhalten!« und dem Inhalt:

»Herzlichen Glückwunsch, Herr Grabowski! Sie haben soeben erfolgreich eine neue Email in Empfang genommen. Diese Email liegt Ihnen nun aktiv vor und Sie können sie nach Herzenslust nutzen oder auf Wunsch auch immer wieder mal lesen. Bei Reparaturen oder Garantiefällen wenden Sie sich bitte an unseren Service. Wir wünschen Ihnen jetzt viel Spaß mit Ihrer neuen Email! Ihr Email-Team Charming Heinz.«

Spirituell ohne auf Draht

Aus Grabowskis Medien-Tagebuch: Eben in der Akazienstraße ein WLAN namens »Spiritual Reflection« entdeckt. Yeah, das ist der Spirit von Berlin-Schöneberg.

Info: lektuere-fuer-nichtleser.de

Im März 2010 erschienen:
Buch: Band 9 »Irgendwie verlegt auf ne Art«
Apps: Nichtleser 91 bis 96
eBooks: Nichtleser 91 bis 96

Autor

Michael Bukowski kommt aus und lebt in Berlin. Die Wahrscheinlichkeit, ihn in einem Café anzutreffen, darf als hoch bezeichnet werden.