Design made in Germany

Designblog

Das Berliner Büro Onformative verwischt mit seiner Arbeit die Grenzen zwischen Design und Kunst. In seinen Räumen in Friedrichshain entstehen Bildwelten und Skulpturen, die im wahrsten Sinne des Wortes Zukunftsmusik sind. Wir haben sie zu einem Ortstermin getroffen.

Ein dunkler Raum. Eine große, farbig leuchtende Kugel. Ein sphärisches Objekt wie aus einem Science-Fiction-Film. Die Oberfläche der Kugel erinnert an Lava oder flüssiges Blei – sie wabert, pulsiert und gibt ihr ein Eigenleben. So, als stünde man vor der Miniaturausgabe einer Sonne. Betritt ein Besucher den Raum, geschieht etwas Merkwürdiges: Die Wölbungen und Windungen auf der Oberfläche des Objektes bewegen sich schneller, ziehen sich vom Besucher weg und dann wieder zu ihm hin. Die Kugel reagiert auf Bewegungen und Geräusche. Sie kommuniziert, baut eine Beziehung zu ihrer Umgebung auf.

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Die beeindruckende, emotionale Rauminstallation mit dem Namen „Anima Iki“ ist eine real gewordene Zukunftsvision: Die bewegte Oberflächenstruktur wird mit Hilfe eines Projektors vom Innern der Skulptur heraus auf eine transparente Hülle projiziert. So entsteht die Illusion eines Objektes, das frei im Raum schwebt. Eine Art Spezialeffekt zum Anfassen. Entwickelt wurde die Installation vom Berliner Büro Onformative, welches sie ursprünglich für das Musikfestival „Amsterdam Dance Event“ konzipiert hat. Grund genug für einen Ortstermin. Wir treffen die beiden Onformative-Gründer Cedric Kiefer und Julia Laub in ihren Büro- und Arbeitsräumen in einem Gewerbehof in Berlin-Friedrichshain. Bereits seit sechs Jahren arbeitet das Duo zusammen mit seinem Team an seinen ganz eigenen Visionen von Gestaltung und Kunst. Als roter Faden zieht sich dabei die Faszination für kreative Ausdrucksformen, in denen Computercodes die Grundlage für abstrakte Formen und Bildwelten bilden. „Generative Gestaltung“ nennt diese Herangehensweise im Grafikbereich. Der Prozess steht bei dieser Art und Weise zu arbeiten im Vordergrund – der Designer kommt zum Ergebnis, indem er seinen Code immer wieder neu anpasst. Onformative gehört zu den Vorreitern in der generativen Gestaltungszene, die sie durch ihre Arbeit maßgeblich mitgeprägt haben.

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Cedric und Julia sehen sich allerdings nicht mehr nur als Grafikdesigner oder Gestalter. Mittlerweile treiben sie ihre Arbeit weit über die Grenzen von Design und Gestaltung hinaus und verwischen dabei die Grenzen zu anderen kreativen Feldern wie Bildender Kunst und Musik. Für sie ist es ein wichtiger Bestandteil ihrer Arbeit, sich dafür zu entscheiden, ob der Code nun ein Muster am Computerbildschirm generiert oder beispielsweise eine Lichtinstallation steuert: „Wir beschäftigen uns mit Themen, die uns interessieren und bearbeiten diese dann auf ganz unterschiedlichem Wege. Wenn wir beginnen, uns mit einem Thema auseinanderzusetzen, halten wir es uns offen, was das Ergebnis sein kann und sein wird“, erklärt uns Cedric. „Es ist ein offener und experimenteller Prozess. Wir lassen uns nicht so sehr vom Medium an sich leiten.“ Und Julia ergänzt: „Wir interessieren uns vor allem für wissenschaftliche Themen, für Themen aus der Natur und aus dem Zeitgeschehen. Da kommt dann irgendwann der Punkt, an dem wir sagen: Das wollen wir verstehen und damit wollen wir arbeiten. Dann wählen wir das richtige Medium, um das auszudrücken.“

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Beide Onformative-Gründer haben Kommunikationsdesign studiert und sich früh mit dem Thema Generative Gestaltung beschäftigt. Die Faszination für regelbasierte Design- und Gestaltungsformen war es, die das Duo zusammengebracht hat: Julia hat Cedric im Rahmen eines Buchprojektes zum Thema kontaktiert, welches auf ihrer Diplomarbeit basiert. Das Buch gehört inzwischen zu den Standardwerken zum Thema und hat den Begriff „Generative Gestaltung“ in Deutschland entscheidend mitgeprägt. Cedrics erstes Interesse an dem Thema entstand vor allem während seiner Studienzeit an der HfG Karlsruhe. Aus dem ersten Kontakt zwischen den beiden entwickelte sich ein fruchtbarer Skype-Austausch, den sie später in einem Poster visualisiert haben. Im realen Leben kennengelernt hat sich das Duo dann ein Jahr später im Rahmen der Veröffentlichung des Buches auf der Frankfurter Buchmesse. Ein Treffen, das auch den Entschluss nach sich zog, das gemeinsame Studio in Berlin zu gründen.

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Wie spielerisch, experimentell und erfindungsreich Onformative ihren prozessbasierten Ansatz verfolgen, offenbart sich schon, wenn man sich etwas genauer in ihren Büroräumen umsieht: Auf den ersten Blick wirken die Räume aufgeräumt und fast schon nüchtern. Doch schaut man genauer hin, gibt es hier so manches erfindungsreiche und sympathisch-nerdige Detail zu entdecken: So wie die ausrangierte Fallblattanzeige aus einem Bahnhof, die über den Schreibtischen und Regalen prangt. Sie kann über eine Webseite angesteuert werden und zeigt anstehende Termine an oder spuckt auf Knopfdruck eine Antwort auf die leidliche Frage aus, wo die Mitarbeiter heute essen gehen sollten.
An die Büroräume angeschlossen ist der Werkstatt- und Atelierraum, dessen Regale Kisten und Schubladen voller Werkzeuge, Platinen und Kabel beherbergen und in dessen Mitte eine Werkbank steht. Hier entwickelt und tüftelt das Team derzeit an seiner neuesten Installation – eine Lichtskulptur basierend auf computergesteuerten Säulen, deren einzelne Elemente Licht freigeben oder zurückhalten. Demnächst werden diese Säulen in Serie produziert, so dass sie nebeneinander angeordnet Muster oder Schriften darstellen können.

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Für Cedric steht bei all diesen Ideen und Schöpfungen die Neugier als Motiv für seine Arbeit im Vordergrund: „Es geht darum, sich nicht mit dem zufrieden zu geben, was es so gibt. Sondern die Dinge zu hinterfragen, weiterzuentwickeln und neu zu kombinieren. Ein Gegenstand, der ursprünglich dazu gedacht war, Musik zu generieren, kann sich beispielweise auch dazu nutzen lassen, um Roboter zu steuern, die dann eine dreidimensionale Skulptur fräsen.“

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Um die Arbeitsweise und das Denken von Onformative besser zu verstehen lohnt es sich, einen kurzen Blick auf die Wurzeln des Generativen Designs zu werfen. Denn schon seit jeher arbeiten Künstlerinnen und Künstler mit der Idee, ein selbst entwickeltes Regelwerk für die Entstehung eines Kunstwerks zu nutzen – egal, ob technische Konstruktion oder mathematische Formel. In den Sechzigern entwickelte zum Beispiel der Künstler und Mathematiker Georg Nees als Pionier der Computerkunst Grafiken und Skulpturen, die er anhand eines Computercodes generieren ließ. Avantgardistische Komponisten wie John Cage oder Steve Reich setzten ähnliche Ideen musikalisch um. Damit nahmen diese Pioniere das vorweg, was mit der Weiterentwicklung des Computers in den Achtzigern und vor allem Neunzigern als „Medienkunst“ oder „Digitale Kunst“ eine eigene kreative Bewegung wurde: Kunst, die am Computer entsteht und auf Code basiert. So wie sich seitdem die technischen Möglichkeiten weiterentwickelt haben, hat sich auch das Denken weiterentwickelt, erklärt uns Julia: “Was früher nur Ausnahmekunst war, hat sich heute fest in den Designalltag integriert. Das Arbeiten mit Code und regelbasierten Systemen ist eins von vielen Werkzeugen des Designers geworden, so dass Themen und Inhalte heute wieder wichtiger werden.

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In den vergangenen Jahren wurde die Arbeit mit generativen Methoden im Design verstärkt dafür genutzt, um komplexe Daten aufzubereiten und in spannende grafische Entwürfe zu übersetzen. Eine Herausforderung, der sich auch Onformative stellt, unter anderem mit Auftragsarbeiten für Levis und Porsche: „Viele Firmen oder große Kunden sitzen auf einem Datenberg, der auf den ersten Blick furchtbar langweilig aussieht, in dem aber viele spannende Geschichten stecken.“ erklärt uns Cedric. „Diese herauszuarbeiten und künstlerisch zu interpretieren ist eine Aufgabe, die uns reizt.“

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Onformative widmet jedoch nur einen Teil seiner kreativen Energie diesen Auftragsarbeiten. Etwa die Hälfte seiner Energie steckt das Team in freie, selbst ins Leben gerufene Projekte. Frei nach dem Motto „Weg vom Bildschirm, rein in den Raum“ (Cedric) hat Onformative so seinen Ansatz in den vergangenen Jahre konsequent weiterentwickelt und setzt ihn heute – ähnlich wie es bereits Künstlergenerationen vor ihnen getan haben – quasi schrankenlos ein. Denn, so Cedric: „Die Konzepte und Prinzipien lassen sich in jedem Medium einsetzen. Das spannende am Physischen ist für uns, dass die Interaktion mit Objekten ganz andere Emotionen auslösen.“ Womit wir wieder bei „Anima Iki“, der animierten Kugel wären.

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Diese ist nur eine von vielen spannenden Arbeiten, an denen Cedric und Julia in den vergangenen Monaten gearbeitet haben. Im Anschluss an das Interview geben uns die beiden daher einen Einblick in die Entwicklung ihrer neuesten digitalen Kunstwerke. Da ist zum Beispiel auch noch das Projekt, in dem ein Programm die physikalischen Gesetze von Flüssen auf ästhetische Weise sichtbar macht. Dabei arbeitet das Studio eng mit einem Team von Sounddesignern zusammen, die für die Sounds der Installation die Codes des Programms in Klänge übersetzen und zur Grundlage elektronischer Musik machen. Oder das Programm, das Gesichter in den Oberflächenstrukturen der Satellitenbilder von Google-Maps erkennt. Und dann ist da auch noch die völlig abstrakte Arbeit von Onformative, welche in Zusammenarbeit mit der in Frankfurt ansässigen avantgardistischen Forsythe Dance Company entstanden ist. Das Projekt bringt Tänzer dazu, auf Impulse zu reagieren, die am Computer berechnet wurden. Es experimentiert somit in einem neuen Feld, das Tanz und Technologie verbindet.

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Alles in allem ein beeindruckendes Portfolio also, das zeigt, dass Onformative mit seiner Arbeit nie stehen bleibt und immer wieder die Grenzen seines eigenen Schaffens hinterfragt. Damit ist das Studio ein wunderbares Beispiel dafür, welche Energie und Kreativität freigesetzt werden kann, wenn man seinem Denken keine Schranken auferlegt. Und wieviel Spaß das machen kann.

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Mehr Fotos bei Freunde von Freunden.

Interview & Text: Hanno Stecher
Fotos: Daniel Müller

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Cedric Kiefer & Julia Laub

Das Berliner Büro Onformative verwischt mit seiner Arbeit die Grenzen zwischen Design und Kunst. In seinen Räumen in Friedrichshain entstehen Bildwelten und Skulpturen, die im wahrsten Sinne des Wortes Zukunftsmusik sind. Wir haben sie zu einem Ortstermin getroffen.

Ein dunkler Raum. Eine große, farbig leuchtende Kugel. Ein sphärisches Objekt wie aus einem Science-Fiction-Film. Die Oberfläche der Kugel erinnert an Lava oder flüssiges Blei – sie wabert, pulsiert und gibt ihr ein Eigenleben. So, als stünde man vor der Miniaturausgabe einer Sonne. Betritt ein Besucher den Raum, geschieht etwas Merkwürdiges: Die Wölbungen und Windungen auf der Oberfläche des Objektes bewegen sich schneller, ziehen sich vom Besucher weg und dann wieder zu ihm hin. Die Kugel reagiert auf Bewegungen und Geräusche. Sie kommuniziert, baut eine Beziehung zu ihrer Umgebung auf.

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Die beeindruckende, emotionale Rauminstallation mit dem Namen „Anima Iki“ ist eine real gewordene Zukunftsvision: Die bewegte Oberflächenstruktur wird mit Hilfe eines Projektors vom Innern der Skulptur heraus auf eine transparente Hülle projiziert. So entsteht die Illusion eines Objektes, das frei im Raum schwebt. Eine Art Spezialeffekt zum Anfassen. Entwickelt wurde die Installation vom Berliner Büro Onformative, welches sie ursprünglich für das Musikfestival „Amsterdam Dance Event“ konzipiert hat. Grund genug für einen Ortstermin. Wir treffen die beiden Onformative-Gründer Cedric Kiefer und Julia Laub in ihren Büro- und Arbeitsräumen in einem Gewerbehof in Berlin-Friedrichshain. Bereits seit sechs Jahren arbeitet das Duo zusammen mit seinem Team an seinen ganz eigenen Visionen von Gestaltung und Kunst. Als roter Faden zieht sich dabei die Faszination für kreative Ausdrucksformen, in denen Computercodes die Grundlage für abstrakte Formen und Bildwelten bilden. „Generative Gestaltung“ nennt diese Herangehensweise im Grafikbereich. Der Prozess steht bei dieser Art und Weise zu arbeiten im Vordergrund – der Designer kommt zum Ergebnis, indem er seinen Code immer wieder neu anpasst. Onformative gehört zu den Vorreitern in der generativen Gestaltungszene, die sie durch ihre Arbeit maßgeblich mitgeprägt haben.

Freunde-von-Freunden-Cedric-Kiefer-2844

Cedric und Julia sehen sich allerdings nicht mehr nur als Grafikdesigner oder Gestalter. Mittlerweile treiben sie ihre Arbeit weit über die Grenzen von Design und Gestaltung hinaus und verwischen dabei die Grenzen zu anderen kreativen Feldern wie Bildender Kunst und Musik. Für sie ist es ein wichtiger Bestandteil ihrer Arbeit, sich dafür zu entscheiden, ob der Code nun ein Muster am Computerbildschirm generiert oder beispielsweise eine Lichtinstallation steuert: „Wir beschäftigen uns mit Themen, die uns interessieren und bearbeiten diese dann auf ganz unterschiedlichem Wege. Wenn wir beginnen, uns mit einem Thema auseinanderzusetzen, halten wir es uns offen, was das Ergebnis sein kann und sein wird“, erklärt uns Cedric. „Es ist ein offener und experimenteller Prozess. Wir lassen uns nicht so sehr vom Medium an sich leiten.“ Und Julia ergänzt: „Wir interessieren uns vor allem für wissenschaftliche Themen, für Themen aus der Natur und aus dem Zeitgeschehen. Da kommt dann irgendwann der Punkt, an dem wir sagen: Das wollen wir verstehen und damit wollen wir arbeiten. Dann wählen wir das richtige Medium, um das auszudrücken.“

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Beide Onformative-Gründer haben Kommunikationsdesign studiert und sich früh mit dem Thema Generative Gestaltung beschäftigt. Die Faszination für regelbasierte Design- und Gestaltungsformen war es, die das Duo zusammengebracht hat: Julia hat Cedric im Rahmen eines Buchprojektes zum Thema kontaktiert, welches auf ihrer Diplomarbeit basiert. Das Buch gehört inzwischen zu den Standardwerken zum Thema und hat den Begriff „Generative Gestaltung“ in Deutschland entscheidend mitgeprägt. Cedrics erstes Interesse an dem Thema entstand vor allem während seiner Studienzeit an der HfG Karlsruhe. Aus dem ersten Kontakt zwischen den beiden entwickelte sich ein fruchtbarer Skype-Austausch, den sie später in einem Poster visualisiert haben. Im realen Leben kennengelernt hat sich das Duo dann ein Jahr später im Rahmen der Veröffentlichung des Buches auf der Frankfurter Buchmesse. Ein Treffen, das auch den Entschluss nach sich zog, das gemeinsame Studio in Berlin zu gründen.

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Wie spielerisch, experimentell und erfindungsreich Onformative ihren prozessbasierten Ansatz verfolgen, offenbart sich schon, wenn man sich etwas genauer in ihren Büroräumen umsieht: Auf den ersten Blick wirken die Räume aufgeräumt und fast schon nüchtern. Doch schaut man genauer hin, gibt es hier so manches erfindungsreiche und sympathisch-nerdige Detail zu entdecken: So wie die ausrangierte Fallblattanzeige aus einem Bahnhof, die über den Schreibtischen und Regalen prangt. Sie kann über eine Webseite angesteuert werden und zeigt anstehende Termine an oder spuckt auf Knopfdruck eine Antwort auf die leidliche Frage aus, wo die Mitarbeiter heute essen gehen sollten.
An die Büroräume angeschlossen ist der Werkstatt- und Atelierraum, dessen Regale Kisten und Schubladen voller Werkzeuge, Platinen und Kabel beherbergen und in dessen Mitte eine Werkbank steht. Hier entwickelt und tüftelt das Team derzeit an seiner neuesten Installation – eine Lichtskulptur basierend auf computergesteuerten Säulen, deren einzelne Elemente Licht freigeben oder zurückhalten. Demnächst werden diese Säulen in Serie produziert, so dass sie nebeneinander angeordnet Muster oder Schriften darstellen können.

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Für Cedric steht bei all diesen Ideen und Schöpfungen die Neugier als Motiv für seine Arbeit im Vordergrund: „Es geht darum, sich nicht mit dem zufrieden zu geben, was es so gibt. Sondern die Dinge zu hinterfragen, weiterzuentwickeln und neu zu kombinieren. Ein Gegenstand, der ursprünglich dazu gedacht war, Musik zu generieren, kann sich beispielweise auch dazu nutzen lassen, um Roboter zu steuern, die dann eine dreidimensionale Skulptur fräsen.“

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Um die Arbeitsweise und das Denken von Onformative besser zu verstehen lohnt es sich, einen kurzen Blick auf die Wurzeln des Generativen Designs zu werfen. Denn schon seit jeher arbeiten Künstlerinnen und Künstler mit der Idee, ein selbst entwickeltes Regelwerk für die Entstehung eines Kunstwerks zu nutzen – egal, ob technische Konstruktion oder mathematische Formel. In den Sechzigern entwickelte zum Beispiel der Künstler und Mathematiker Georg Nees als Pionier der Computerkunst Grafiken und Skulpturen, die er anhand eines Computercodes generieren ließ. Avantgardistische Komponisten wie John Cage oder Steve Reich setzten ähnliche Ideen musikalisch um. Damit nahmen diese Pioniere das vorweg, was mit der Weiterentwicklung des Computers in den Achtzigern und vor allem Neunzigern als „Medienkunst“ oder „Digitale Kunst“ eine eigene kreative Bewegung wurde: Kunst, die am Computer entsteht und auf Code basiert. So wie sich seitdem die technischen Möglichkeiten weiterentwickelt haben, hat sich auch das Denken weiterentwickelt, erklärt uns Julia: “Was früher nur Ausnahmekunst war, hat sich heute fest in den Designalltag integriert. Das Arbeiten mit Code und regelbasierten Systemen ist eins von vielen Werkzeugen des Designers geworden, so dass Themen und Inhalte heute wieder wichtiger werden.

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In den vergangenen Jahren wurde die Arbeit mit generativen Methoden im Design verstärkt dafür genutzt, um komplexe Daten aufzubereiten und in spannende grafische Entwürfe zu übersetzen. Eine Herausforderung, der sich auch Onformative stellt, unter anderem mit Auftragsarbeiten für Levis und Porsche: „Viele Firmen oder große Kunden sitzen auf einem Datenberg, der auf den ersten Blick furchtbar langweilig aussieht, in dem aber viele spannende Geschichten stecken.“ erklärt uns Cedric. „Diese herauszuarbeiten und künstlerisch zu interpretieren ist eine Aufgabe, die uns reizt.“

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Onformative widmet jedoch nur einen Teil seiner kreativen Energie diesen Auftragsarbeiten. Etwa die Hälfte seiner Energie steckt das Team in freie, selbst ins Leben gerufene Projekte. Frei nach dem Motto „Weg vom Bildschirm, rein in den Raum“ (Cedric) hat Onformative so seinen Ansatz in den vergangenen Jahre konsequent weiterentwickelt und setzt ihn heute – ähnlich wie es bereits Künstlergenerationen vor ihnen getan haben – quasi schrankenlos ein. Denn, so Cedric: „Die Konzepte und Prinzipien lassen sich in jedem Medium einsetzen. Das spannende am Physischen ist für uns, dass die Interaktion mit Objekten ganz andere Emotionen auslösen.“ Womit wir wieder bei „Anima Iki“, der animierten Kugel wären.

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Diese ist nur eine von vielen spannenden Arbeiten, an denen Cedric und Julia in den vergangenen Monaten gearbeitet haben. Im Anschluss an das Interview geben uns die beiden daher einen Einblick in die Entwicklung ihrer neuesten digitalen Kunstwerke. Da ist zum Beispiel auch noch das Projekt, in dem ein Programm die physikalischen Gesetze von Flüssen auf ästhetische Weise sichtbar macht. Dabei arbeitet das Studio eng mit einem Team von Sounddesignern zusammen, die für die Sounds der Installation die Codes des Programms in Klänge übersetzen und zur Grundlage elektronischer Musik machen. Oder das Programm, das Gesichter in den Oberflächenstrukturen der Satellitenbilder von Google-Maps erkennt. Und dann ist da auch noch die völlig abstrakte Arbeit von Onformative, welche in Zusammenarbeit mit der in Frankfurt ansässigen avantgardistischen Forsythe Dance Company entstanden ist. Das Projekt bringt Tänzer dazu, auf Impulse zu reagieren, die am Computer berechnet wurden. Es experimentiert somit in einem neuen Feld, das Tanz und Technologie verbindet.

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Alles in allem ein beeindruckendes Portfolio also, das zeigt, dass Onformative mit seiner Arbeit nie stehen bleibt und immer wieder die Grenzen seines eigenen Schaffens hinterfragt. Damit ist das Studio ein wunderbares Beispiel dafür, welche Energie und Kreativität freigesetzt werden kann, wenn man seinem Denken keine Schranken auferlegt. Und wieviel Spaß das machen kann.

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Interview & Text: Hanno Stecher
Fotos: Daniel Müller

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