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Mythos Leica

Leica steht für hochwertige Verarbeitung und einzigartige Bildqualität wie kein anderer Kamerahersteller. Die Idee der Kleinbildkamera löste 1925 eine fotografische Revolution aus und begründete den Mythos Leica. Den Anspruch, den Leica Camera an seine Produkte stellt, lautet: »Das bessere Bild zu ermöglichen«.

Wir haben mit Johannes Fischer, Leiter des Bereichs Marketing & Kommunikation, von Leica über Fotografie und den Mythos Leica gesprochen.

Wie wichtig ist Design für eine Marke wie Leica?

Design ist zentral für die Marke Leica. Es spiegelt die Werte der Marke wider und ist die Übersetzung der Produktleistung in Optik und Haptik. Wenn mich eine Kamera optisch anspricht, will ich sie in die Hand nehmen. Wenn sie gut in der Hand liegt, benutze ich sie gerne. Wir wollen, dass unsere Kunden eine Leica so gerne in die Hand nehmen, dass sie sie immer dabei haben.

Durch welche Merkmale zeichnet sich ein hochwertiges Produkt für Sie aus?

Ein hochwertiges Produkt ist durchdacht und mit besonderer Sorgfalt aus langlebigen Materialien hergestellt. Außerdem geht es um den Wert über den Tag hinaus – etwas Hochwertiges ist von Dauer und Beständigkeit.

Die Hochwertigkeit hat auch etwas mit der Wertschätzung zu tun, die einem Produkt entgegengebracht wird: Wenn ich mich an einem hochwertigen Produkt freue, dann wertschätze ich auch die Sorgfalt, die andere Menschen aufgewendet haben, um es herzustellen.

Wie hat sich die Fotografie durch die Digitalisierung verändert und was bedeutet das für die Marke Leica?

Die Digitalisierung hat die Fotografie demokratisiert. Ohne Kosten für Filmmaterial und Abzüge ist sie einer viel breiteren Öffentlichkeit zugänglich geworden als früher. Auch die Anlässe, zu denen fotografiert wird, haben sich verändert: Wurde früher hauptsächlich im Urlaub oder zu besonderen Ereignissen fotografiert, nutzen heute Menschen die Möglichkeit, auch alltägliche Augenblicke festzuhalten. Kameras sind heute ständige Begleiter. Bilder sind viel mehr als früher ein Medium, um  andere Menschen am eigenen Leben teilhaben zu lassen, zum Beispiel indem man ein Bild per E-Mail verschickt oder auf Facebook posted. Zudem ist es leichter geworden, Bilder zu machen, denn ein verwackeltes Bild ist schnell gelöscht, ein zweites schnell gemacht. Viel mehr Menschen machen heutzutage Bilder und widmen sich ihnen in der Freizeit.

Für Leica war die Digitalisierung der Fotografie eine Herausforderung, die das Unternehmen erfolgreich gemeistert hat. Auf der vergangenen photokina, der größten Technologie- und Trendshow der Imaging-Branche in Köln im September 2010, haben wir das bislang vollständigste Portfolio an digitalen Kameras vorgestellt, das je von Leica Camera verfügbar war – von intelligenten Kompaktkameras über Reportage- und Systemkameras bis hin zum Hochleistungswerkzeug für Berufsfotografen. Ob Fotografie-Einsteiger, Profi, Leica Liebhaber und vermehrt auch jüngere Fans der Marke – sie alle zeigten großes Interesse an den Leica Produkten und bescherten Leica einen Rekordauftragseingang. Diesen Erfolg hat nicht zuletzt auch die Digitalisierung ermöglicht.

Verändert die Digitalfotografie den Wert des Bildes?

Ja und nein. Unverändert ist meines Erachtens der emotionale Wert von Bildern, denn dafür ist nicht entscheidend, wie ein Bild aufgenommen wurde, sondern was darauf zu sehen ist. Dieser emotionale Wert ist von Mensch zu Mensch verschieden und hat nicht einmal etwas mit der Meisterschaft des Fotografen zu tun – er bemisst sich allein daran, was man beim Betrachten eines Bildes fühlt.

Heute werden mehr Bilder gemacht, verschickt, veröffentlicht, im Internet geteilt. Der Wert eines einzelnen Bildes hat dabei insofern abgenommen, als dass es schnell gelöscht wird, wenn es nicht gefällt. Wer fotografiert, prüft meist auch direkt, ob das Foto etwas geworden ist, falls nicht, fotografiert er noch einmal. Der Anspruch an die Qualität des einzelnen Bildes ist auf der anderen Seite gestiegen: Aus der heute größeren Auswahl wird das Beste herausgesucht – früher gab es auch einmal ein verwackeltes Bild in einem Fotoalbum, weil es das einzige Zeugnis einer Begebenheit war. Heute ist das seltener geworden. Das Interesse am besseren Bild ist insgesamt gewachsen und mehr Menschen verbringen mehr Zeit mit Bildern. Früher wurde nach dem Urlaub zum Dia-Abend eingeladen. Heute werden Bilder zu Hause nachbearbeitet, verschlagwortet, auf Flickr hochgeladen und so weiter. Ohne die Digitalfotografie wäre das undenkbar.

Was macht für Sie ein gutes Foto aus?

Ein gutes Foto muss mich neugierig auf die Geschichte machen, aus der es ein Ausschnitt ist.

Glauben Sie, dass Marken sich ihren Status als »hochwertige« Marke erst verdienen müssen durch eine lange Geschichte, ähnlich wie bei Leica?

Marken sind Leistungsversprechen. Das wichtigste ist dabei die Leistung der Produkte – nur wenn ein Produkt kontinuierlich über einen langen Zeitraum hält, was es verspricht, wird es überhaupt als hochwertig wahrgenommen. Unsere Kunden haben seit Jahrzehnten Freude an den Kameras und Sportoptikprodukten, weil sie bessere Bilder ermöglichen. Das schafft Vertrauen, was existentiell ist für den Wert einer Marke. Und da Vertrauensaufbau Zeit benötigt, spielt die Geschichte eine sehr große Rolle für die Bildung und Führung einer hochwertigen Marke.

Zudem ist Geschichte wichtig für den emotionalen Wert einer Marke, der durch alle Assoziationen geprägt wird, die mit einer Marke verbunden werden: Denn auch dazu braucht es Zeit und Kontinuität.

Leica verbindet aktuell altbewährtes (um das Trend-Wort »Retro« an dieser Stelle zu vermeiden) mit neuem, altes Design mit neuer Technik. Erhält sich die Marke damit das Vertrauen ihrer Kunden?

Die Frage stellt sich so nicht – die Marke Leica bleibt sich einfach selbst treu. Ursprünglich war das Design der Kamera durch ihren technischen Aufbau bestimmt, und viele Elemente sind bis heute erhalten, so dass eine Leica immer als Leica erkennbar ist. Unsere Kunden vertrauen uns, weil sie mit unseren Produkten bessere Bilder machen. Und sie schätzen uns, weil sie genau wie wir höchste Ansprüche an Design und Qualität stellen.

Im Vergleich zu anderen Kameras bietet eine Leica nur wenige Funktionen. Warum liegt gerade darin anscheinend der Reiz für viele Fotografen?

Bei den Funktionen einer Leica geht es um die Konzentration auf das Wesentliche. Der Reiz für viele Fotografen liegt darin, dass sie sich mit einer Leica eben auch auf das Wesentliche konzentrieren können. Sie haben alles selbst in der Hand. Keine Automatik schaltet sich in die Bildgestaltung ein. So entstehen Bilder, die ganz bewusst gemacht sind.

Warum sollte man sich eine Kamera kaufen, die mit Objektiv, fast so viel kostet wie ein Kleinwagen?

Weil sie grandiose Bilder ermöglicht. Und weil sie mit einer Leica einen Wert erwerben, der sie über Jahre und Jahrzehnte begleitet.

Welche Rolle spielt das Leica Magazin für das Unternehmen?

Das unabhängige Magazin Leica Fotografie International spielt eine wichtige Rolle für uns, weil es sich an alle Leica Liebhaber wendet und umfangreich über die Neuheiten aus dem Hause Leica berichtet.

Die Themen sind vielseitig: Neben Produktneuheiten, technischen Infos und Praxistipps steht in jeder Ausgabe immer auch die Besonderheit des Leica Bildes im Vordergrund. Abwechslungsreiche Portfolios bekannter Leica Fotografen und junger Talente verdeutlichen die Qualität der Leica Bilder und geben den Lesern Einblicke in die zahlreichen Möglichkeiten der Leica Fotografie.

Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Walter de’Silva (VW-Designchef) für die Sonderedition der Leica M9?

Unser Aufsichtsratsvorsitzender Dr. Andreas Kaufmann hat Walter de’Silva vergangenes Jahr auf Schloss Bensberg angesprochen. Volkswagen und Leica sind Sponsoren der Schloss Bensberg Classics. Und er war spontan interessiert mehr zu erfahren, über Leica und unsere Kameras. Bei einem Treffen im Firmensitz in Solms wurde über das Design für eine limitierte Sonderedition unseres Flaggschiffs, der M9, gesprochen. Es war schnell klar, dass das eine wunderbare Kooperation werden würde. Aber klar war auch: Was dabei herauskommen soll, muss die Formensprache der Leica sprechen.

Walter de’Silva ist es gelungen, die charakteristischen Merkmale des Leica Messsuchersystems neu zu interpretieren. Er hat der Leica M-Kamera ein ergonomisches, präzises, logisches und stringentes Erscheinungsbild verliehen, ohne den Charakter der Messsucherkamera zu verändern. Die Kamera vereint Eleganz und Schlichtheit mit Funktionalität und lässt nicht nur das Herz von Leica Fans höher schlagen – auch für Liebhaber exklusiver Produkte von Design-Ikonen und Premium-Qualität »Made in Germany« ist sie ein echtes Highlight, was die positive Medienresonanz mehr als bestätigt.

Wir sind sehr froh, dass wir mit Walter de’Silva einen der renommiertesten Designer unserer Zeit für dieses gemeinsame Projekt gewinnen konnten.

Das Interview wurde geführt von Alexander Fackler & Patrick Marc Sommer

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