Design made in
Germany
Design
Jobs

Fragen an Illustratoren: Simon Prades

Wie war dein Einstieg in die Branche und was war dein erster Job?

Mein erster offizieller Job als Illustrator war die Gestaltung eines Brettspiels für eine französische Organisation, die Kindern in Schulen ein Bewusstsein für Umwelt und Nachhaltigkeit näher bringt. Es ging in diesem Fall um die Auswirkungen von städtebaulichen Entscheidungen auf die Natur in und um die Stadt. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich gerade mein Studium in Trier begonnen. Es war ein Glück bereits zu Beginn einen Auftrag zu bekommen, bei dem ich die Verantwortung für die gesamte Gestaltung übernehmen durfte.

Arbeitest du hauptsächlich als Illustrator oder hast du noch andere Schwerpunkte und falls ja, welche?

Ich beende gerade mein Studium, sodass momentan meine Diplomarbeit mit Focus auf Zeichnung im Vordergrund steht. Ich habe aber immer eine große Leidenschaft für die freie Kunst empfunden, weshalb ich mein Auslandsemester in der Graphikabteilung der Hochschule der schönen Künste in Krakau verbracht habe. Dort habe ich mich fast ausschließlich mit Radierung beschäftigt – das war eine sehr intensive Zeit. Die Radierung ist neben dem Zeichnen eine große Leidenschaft. Damit verdiene ich keine Geld oder so – das mache ich für mich. Außerdem habe ich mich immer auch mit Typographie, Buchgestaltung und den anderen Bereichen des Grafik Designs beschäftigt – ein Verständnis für diese Dinge zu haben gehört meines Erachtens auch zu den Aufgaben eines Illustrators.

Auf welchen Themenbereich hast du dich spezialisiert? Wie würdest du deinen Stil beschreiben? Mit welchen Techniken arbeitest du?

Ich interessiere mich sehr für die Gemeinsamkeiten und die Unterschiede der Kulturen und für Themenbereiche mit Mehrwert und würde mit meiner Arbeit gerne Projekte in diesen Feldern unterstützen. Ich versuche mich allerdings nicht einzuschränken und bin offen für allerlei Projekte – das ist ja mit das Tolle an unserer Arbeit, dass man sich ständig in neue Bereiche einarbeiten kann. Meinen Stil zu beschreiben finde ich schwer, da macht es Sinn sich selbst ein Bild zu machen. Ich arbeite sehr viel mit Tusche und Feder, damit fühle ich mich am wohlsten. Ich mag es, wenn ich mich in einer Zeichnung verlieren kann und über Tage an ihr arbeite. Natur- und Aktstudien sind mir auch wichtig, weil sie viel Aufschluss geben über gute Komposition und Beobachtung. Hierfür benutze ich gerne Bleistift und Aquarell.

Digital oder Analog?

Gestaltung kann meiner Meinung nach nur analog beginnen, egal ob Illustration, Typografie oder Verpackung; das hat mit Rhythmus und Gefühl zu tun, mit Zufall und Makel – ein auf Nullen und Einsen basierendes System gibt das nicht wieder. Es wäre aber auch unsinnig die Möglichkeiten digitaler Nachbearbeitung aus Prinzip nicht zu nutzen. Im richtigen Moment das richtige Werkzeug zu benutzen ist wohl das Geheimnis.

Gibt es ein Objekt, ein Thema, das für dich besonders schwer zu zeichnen ist?

Schöne Frauen sind ein verflixtes Sujet – die schrumpeligen Alten fallen mir wesentlich leichter!

Wie ist dein Arbeitsprozess für eine Illustration?

Je mehr ich über das in Erfahrung bringen kann, was sich mein Gegenüber »wünscht«, desto befriedigender wird der gesamte Prozess für beide Seiten. Allerdings bin ich kein großer Spezialist, wenn es um strukturierte Planung geht – eine gute Arbeit entsteht immer auch aus einem lichten Moment heraus und der lässt manchmal ein wenig auf sich warten. Wenn ich eigene Arbeiten mache, passiert viel Vorarbeit im Kopf und dann am besten direkt auf großes Format; man steht dann von Beginn an unter Spannung – das mag ich. Es gibt dann auch selten eine Kompositionsskizze, nur ein vages Bild im Kopf, dem ich näher zu kommen versuche.

Was passiert, wenn einem Kunden deine Illustration überhaupt nicht gefällt?

Bei Auftragsarbeiten muss man das sportlich sehen, man ist ja in dem Moment Dienstleister. Aber meistens kommt der Kunde zu dir, weil er deinen Stil mag oder nutzen möchte, wie gesagt kann man dann im Vorgespräch schon viele Missverständnisse umgehen.

Welche Tipps kannst du jemandem geben der Illustrator werden möchte?

Ich weiß nicht ob ich schon in einer Position bin Tipps zu geben, da ich ja selbst noch zu den Jungspunden zähle. Was mir immer geholfen hat, war es, erfahrenere Zeichner oder Maler um Rat zu fragen oder Ihnen bei dem was sie tun genau zuzuschauen. Auch habe ich viel Zeit in Museen verbracht und Goya und Dürer, Ungerer und Daumier studiert.

Sobald man in Kontakt mit potenziellen Kunden kommt, ist es sicher auch von Vorteil sich ein wenig mit Lizensierung, Arbeitsverträgen und solchen Dingen beschäftigt zu haben, bevor man sich vor Freude in die Arbeit stürzt und dann finanziell baden geht.

Wie gewinnt man als Illustrator Kunden?

Das Internet ist ein ausgezeichnetes Medium um Kontakte zu knüpfen, seine Arbeiten zu zeigen und sich mit anderen Gestaltern auszutauschen. Je mehr Leute deinen Kram sehen, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass einer der Meinung ist, dass du der Richtige für sein Projekt bist. Ich finde es auch gut Initiative zu ergreifen und manchmal auch etwas zu wagen, was vielleicht nicht von Erfolg gekrönt sein wird; Ausstellungen organisieren oder mit anderen Gestaltern und Künstlern etwas auf die Beine zu stellen und sich zu zeigen, das bringt einen eigentlich immer weiter.

Wie siehst du den Stand der Illustration in Deutschland?

Ich denke, da hat sich in den letzten Jahren einiges getan, die Zeitschriften und Zeitungen, die die Leute in meinem Alter lesen sind oft gut gefüllt mit Illus und Infografiken. Graffiti-Kunst und Streetart haben sicher einen Beitrag geleistet, zumal viele gute Zeichner und Graphiker meiner Generation früher Teil dieser Bewegungen waren und teilweise noch immer »aktiv« sind.
Manchmal bin ich etwas enttäuscht, von dem, was in den Magazinen und Zeitungen dann tatsächlich gedruckt wird – da werden leider oft Moden oder Stile imitiert, was dann letztlich etwas gewollt und wenig eigenständig wirkt. Vielleicht bin ich aber auch einfach bloß zu oldschool.

Wo ist für dich der Unterschied zwischen Kunst und Illustration?

Grundlegend besteht der Unterschied für mich zunächst darin, dass der Illustration etwas vorausgeht – eine literarische oder journalistische Arbeit, eine Tabelle oder eine Person, die es dann in eine Bildsprache umzusetzen gilt. Die Illustration kann dann das Vorangehende vereinfachen, verdeutlichen oder ergänzen, in jedem Fall sollte sie aber funktionieren bzw. das Vorhandene unterstützen oder verdeutlichen. Freie Kunst entsteht aus dem Künstler heraus, bzw. ist seine persönliche Reflexion auf das was ihn umgibt oder bewegt.

Allerdings kann eine gute Illustration auch alleine als Bild funktionieren und wird somit zu einem eigenständigen (Kunst-)Werk. Ich finde die Frage: »Machst du jetzt eigentlich Kunst oder Illustration?« schon deshalb irreführend, weil die meisten Menschen völlig unterschiedliche Definitionen von Kunst haben.

Simon Prades
http://www.simonprades.com

Interviewserie mit Fragen von Nadine Roßa und Patrick Marc Sommer

Adler-Logo