In Zeiten von komplexen Anwendungen, dem Wandel von Print auf Digital und im Speziellen bei der Darstellung von Nachrichten, Artikeln und dem Schaffen von Mehrwerten durch weitere Informationen und Multimedia bei Zeitungen und Magazine, ist es spannend welche Wege die verschiedenen Verlage und Redaktionen gehen. Wir sprachen mit dem Team von Artundweise rund um die neue Art des Lesen und die Entstehung der Zeit-App.

Wie seid ihr an die Thematik des »mobilen Lesens« herangegangen?

Da DIE ZEIT Woche für Woche ein typografisch und vom Layout einzigartiges Produkt mit dem Hauptinhalt Text auf den Markt bringt, war die Thematik der Rezeption von langen Texten auf einem kleinen Bildschirmmedium natürlich einer der wichtigsten Punkte. Die Herausforderung bestand darin, einen guten Kompromiss zwischen der mobilen Lesbarkeit und dem Erhalt des ZEIT-Gefühls der Printausgabe zu finden. Wenn man die Wochenzeitung aufschlägt, fällt der Blick auf fast einen Quadratmeter Papier, bedruckt mit fein gesetzten und durch grafische Elemente strukturierte Inhalte. Das heißt lange Texte, auf die man sich einlassen muss sowie wenige, oft große Bilder, die unter anderem der allgemeinen Grundstimmung des Artikels dienen sollen, in dem sie ihn aufmachen. Das Augenmerk lag auf der größt möglichen Präsenz des Artikeltextes. Alle Funktionalität, die diesem Ziel nicht zuträglich war, wurde aus der App verbannt. Als Beispiele seien hier die Möglichkeit der Helligkeitsänderung, das Nicht-Anzeigen der Statusleiste sowie Einstellungen wie die Standby-Zeit bei Nichtbenutzung genannt. Wir haben – gemeinsam mit dem gesamten Kundenteam – in den Konzeptionsworkshops vor allem eines gemacht: NEIN gesagt zu überflüssigen Funktionen.

Um als Leser der ZEIT aus ca. 150 Artikeln Woche für Woche die interessanten herauszufiltern, haben wir uns neben der Volltextsuche und einem großen Inhaltsverzeichnis auch das Feature »MEINE ZEIT« ausgedacht. Damit haben wir die analoge Nutzung der Print-ZEIT auf das iPad übertragen, da diese auf der Rückseite ihres ersten Buchs (also schnell erreichbar) das Inhaltsverzeichnis hat und damit zur Auswahl der interessanten Artikel genutzt wird. Leser der gedruckten ZEIT drehen häufig das erste Buch um und planen mit dem Inhaltsverzeichnis die vor ihnen liegende Lektüre. Um die Texte möglichst augenfreundlich darzustellen und gleichzeitig dennoch einen hohen Kontrast sicherzustellen, laufen sie als schwarze Schrift auf einem hellen, jedoch nicht weißen Hintergrund mit einem Störungsmuster, was dem Antialiasing des iPads entgegenkommt. Die Randabstände und Ausrichtung der Textspalten orientieren sich am Gesamtsystem eines iPads. Das heißt, wir haben viel direkt auf dem iPad gestaltet und ausprobiert; genau hingeschaut wie sich ein Inhalt auf dem kleinen Bildschirm im damals nur schwarzen Rahmen anfühlt, aussieht und wirkt. Sowohl im Portrait als auch im Landscape gehalten, mit wenig Licht und heruntergedrehter Helligkeit als auch bei Tageslicht am Fenster sitzend. Wo ist die Bedientoleranz für große Hände erreicht, welche Rendergeschwindigkeiten unserer HTML-Webviews sind schnell genug?

Habt ihr vorab bzw. während der Entwicklung von Konzept, Design und der Umsetzung Usability-Tests durchgeführt? (Wenn ja, was waren die Learnings?)

Das Projektteam bestehend aus über 10 Personen war gleichzeitig die erste Fokusgruppe, um die Ideen zu testen. Mit zunehmender Fertigstellung der App wurden befreundete Personen hinzugezogen. Die Erkenntnisse flossen immer wieder in die Entwicklung ein. Gerade in den sieben Workshops am Anfang des Projektes sind auf diesem Weg die wesentlichen Elemente der Navigation getestet und verbessert worden. Insofern wurden klassische Usability Tests im eigentlichen Sinne nicht durchgeführt.

Immer mehr Reader-Apps setzen darauf, dem Nutzer die Möglichkeit zu geben Schriftgröße, -familie und Zeilenabstand selbst zu bestimmen. Wieso seid ihr nicht auch diesen Weg gegangen und habt euch für die zwei Darstellungsvarianten/-größen (Landscape, Portrait) entschieden?

Die visuelle Identität und Schönheit der Marke definiert sich unter anderem aus einer sehr feinen Typografie und einem durchdachten Layout. Das Schriftbild wurde daher entsprechend der für die ZEIT charakteristischen Merkmale fest definiert. Im Sinne des oben beschriebenen NEIN-Sagens, haben wir diese Funktionen bewusst eliminiert, um insgesamt ein klareres Produkt zu entwickeln. Das Zielformat – auch für die wöchentliche Post-Produktion – ist das Hochformat. Das Querformat wird in den meisten Fällen automatisch erzeugt und vergrößert den Inhalt, sodass man bei schlechteren Bedingungen oder Augen DIE ZEIT trotzdem gut lesen bzw. wahrnehmen kann.

Wie seht ihr die Verknüpfung von gedruckter Wochenzeitung und digitaler Wochenzeitung? Was muss gleich bleiben, was unterscheidet sich?

Die gedruckte Zeitung ist das Vorbild für die digitale ZEIT. Denn sie ist sehr erfolgreich und als einer der wenigen Titel wachsend. Daher haben wir darauf geachtet, das ZEITGefühl aus Print ins Digitale zu übertragen, auch auf die Gefahr hin, dass wir bei manchen digital affinen Lesern zu printlastig empfunden wurden. Die Verbindung ist also der Inhalt und das Design. Wie oben beschrieben, haben wir uns Gedanken über die Hintergrundfarbe und Struktur gemacht, über die Typografie und vieles mehr. Inspiriert waren wir dabei immer vom Print-Produkt. Im Digitalen kommen dann die Mehrwerte, wie MEINE ZEIT, AUDIO, Sharing usw. dazu. Aber die Mehrwerte sind bewusst sparsam dosiert, um nicht vom Inhalt abzulenken; es gibt Apps mit mehr Funktionen. Genauso hält es die Redaktion mit “Multimedia”. Wenn es journalistisch sinnvoll ist und passt, werden natürlich interaktive Grafiken oder Videos verwendet. Aber nicht nur weil es technisch geht, sondern weil es den Inhalt ergänzt und verbessert.

Die Zeit-App fürs iPad bietet dem Nutzer mehr Möglichkeiten dank interaktiver Inhalte. Dennoch ist das Angebot begrenzt (Audiofiles, Links) – soll es hier noch einen Ausbau geben (z.B. interaktive Grafiken usw.)? Sind Erweiterungen geplant?

Multimedia, Video, Interaktion, Bewegung und vieles mehr sind wichtige Themen in der Konzeption gewesen. Aber wir haben schnell gemerkt, dass diese ganzen Effekte nicht zeitlos sind und haben uns entschieden sie sparsam einzusetzen. Die Redaktion der ZEIT nutzt multimediale Möglichkeiten, wenn es passt. Im ZEIT Magazin, das auch intern manchmal als die digitale Spielwiese beschrieben wurde, wird schon immer mehr Interaktion und Bewegung integriert. Es gab tolle, kleine in HTML5 realisierte Lösungen: Madonnas Frisuren der letzten 30 Jahre als Schieberegler, ihr Outfit. Es gibt die Deutschlandkarte, Sudoku und vieles mehr. Speziell im ZEIT Magazin sind auch noch einige weitere Dinge in Planung. Aber es hat sich aus der Redaktion heraus entwickelt und nicht umgekehrt.

Etwas allgemeiner: Wie seht ihr die Zukunft auf dem Zeitungsmarkt? Werden mehr Tages- und Wochenzeitungen den Weg ins Digitale finden?

Heute tun sich die meisten Verlage schwer einen Weg aus der Abwärtsspirale aus weniger Leser = weniger Auflage = weniger Anzeigenkunden = Einsparungen in den Redaktionen = Qualitätsverlust = weniger Leser usw. zu finden. Auch die vermeintlich Erfolgreichen wie Burda und Springer sind im Kerngeschäft bis heute eine Antwort auf die Frage nach der Zukunft des journalistischen Geschäftsmodells schuldig geblieben, verdienen sie doch ihr digitales Geld vor allem mit zeitungsfremden Themen inkl. dem Verkauf von Tierfutter oder Klingeltönen. Bei dieser Frage muss man zudem zwischen Magazinen und Zeitungen, der jeweiligen Erscheinungsweise und dem Themenfeld unterscheiden. Nischenthemen, wie Börseninformationen u.ä. lassen sich an Abonnenten in Form von digitalen Angeboten sehr gut verkaufen. Viele andere Verlagsprodukte werden jedoch, wie man an den Pleiten der letzten Monate sehen kann, nicht dadurch digital erfolgreich, weil sie ein E-Paper herausbringen.

Jeder Verlag hat eine digitale Zukunft, wenn er sich aufmacht und neue digitale Produkte erfindet und seine Organisation umbaut. Wir nennen das in der Agentur gerne »eine uneinnehmbare Position erobern«. Regionale Tageszeitungen müssen nicht jeden Tag Nachrichten im heutigen Umfang drucken. Dafür werden sie vielleicht am Wochenende dicker. Samstags mit viel Werbung für den Samstagseinkauf und Sonntags mit langen Artikeln, die hintergründiger sind und die regionale Welt einordnen. Digital könnten sie schneller und mehrmals täglich, dafür kürzer und aktueller publizieren. Den Weg ins Digitale finden, bedeutet für Verlage die Produkte, Abläufe und Qualifikationen neu zu denken und nicht Texte und Bilder auf neue Endgeräte zu bringen.

Was waren bisher eure Erfahrungen und das Feedback auf die Zeit-App fürs iPad?

Viele Leser bewerten es positiv ihre ZEIT auf dem iPad im gewohnten Umfang zu lesen und unterstützen die Philosophie, die App als ein journalistisches Produkt und nicht vordergründig als digitales Tool mit vielen Knöpfen und Reglern wahrzunehmen. Interessant für uns sind natürlich die Fokusthemen die sich aus dem Feedback der User ergeben. Zusammen mit dem ZEIT-Team bewerten wir diese immer wieder neu und bringen sie in die zukünftige Entwicklung mit ein. Es zeigt sich hier allerdings auch, dass es nicht immer einfach ist, neue Herausforderungen zu bewältigen. Nutzer haben oft sehr unterschiedliche Ansprüche und manchmal auch spezielle Probleme mit der App, die auf spezielle Rahmenbedingungen schließen lassen.

Zudem ist Apple bis heute nicht willens oder in der Lage eine professionelle Kommunikation zwischen dem Entwickler und dem Kunden einer App zu ermöglichen. Daher weichen viele Kunden mit ihrer Kritik auf die Rezensionen im App Store aus. Das wiederum schlägt sich bei vielen Apps auf die Bewertung nieder, obwohl es sich ganz klar um Supportthemen handelt. Aktuell denken wir über eine eigene Plattform nach, auf der Userfeedback gesammelt und eine Diskussion geführt werden kann.

Zeit App. Interview mit Artundweise src=

Zeit App. Interview mit Artundweise

In Zeiten von komplexen Anwendungen, dem Wandel von Print auf Digital und im Speziellen bei der Darstellung von Nachrichten, Artikeln und dem Schaffen von Mehrwerten durch weitere Informationen und Multimedia bei Zeitungen und Magazine, ist es spannend welche Wege die verschiedenen Verlage und Redaktionen gehen. Wir sprachen mit dem Team von Artundweise rund um die neue Art des Lesen und die Entstehung der Zeit-App.

Wie seid ihr an die Thematik des »mobilen Lesens« herangegangen?

Da DIE ZEIT Woche für Woche ein typografisch und vom Layout einzigartiges Produkt mit dem Hauptinhalt Text auf den Markt bringt, war die Thematik der Rezeption von langen Texten auf einem kleinen Bildschirmmedium natürlich einer der wichtigsten Punkte. Die Herausforderung bestand darin, einen guten Kompromiss zwischen der mobilen Lesbarkeit und dem Erhalt des ZEIT-Gefühls der Printausgabe zu finden. Wenn man die Wochenzeitung aufschlägt, fällt der Blick auf fast einen Quadratmeter Papier, bedruckt mit fein gesetzten und durch grafische Elemente strukturierte Inhalte. Das heißt lange Texte, auf die man sich einlassen muss sowie wenige, oft große Bilder, die unter anderem der allgemeinen Grundstimmung des Artikels dienen sollen, in dem sie ihn aufmachen. Das Augenmerk lag auf der größt möglichen Präsenz des Artikeltextes. Alle Funktionalität, die diesem Ziel nicht zuträglich war, wurde aus der App verbannt. Als Beispiele seien hier die Möglichkeit der Helligkeitsänderung, das Nicht-Anzeigen der Statusleiste sowie Einstellungen wie die Standby-Zeit bei Nichtbenutzung genannt. Wir haben – gemeinsam mit dem gesamten Kundenteam – in den Konzeptionsworkshops vor allem eines gemacht: NEIN gesagt zu überflüssigen Funktionen.

Um als Leser der ZEIT aus ca. 150 Artikeln Woche für Woche die interessanten herauszufiltern, haben wir uns neben der Volltextsuche und einem großen Inhaltsverzeichnis auch das Feature »MEINE ZEIT« ausgedacht. Damit haben wir die analoge Nutzung der Print-ZEIT auf das iPad übertragen, da diese auf der Rückseite ihres ersten Buchs (also schnell erreichbar) das Inhaltsverzeichnis hat und damit zur Auswahl der interessanten Artikel genutzt wird. Leser der gedruckten ZEIT drehen häufig das erste Buch um und planen mit dem Inhaltsverzeichnis die vor ihnen liegende Lektüre. Um die Texte möglichst augenfreundlich darzustellen und gleichzeitig dennoch einen hohen Kontrast sicherzustellen, laufen sie als schwarze Schrift auf einem hellen, jedoch nicht weißen Hintergrund mit einem Störungsmuster, was dem Antialiasing des iPads entgegenkommt. Die Randabstände und Ausrichtung der Textspalten orientieren sich am Gesamtsystem eines iPads. Das heißt, wir haben viel direkt auf dem iPad gestaltet und ausprobiert; genau hingeschaut wie sich ein Inhalt auf dem kleinen Bildschirm im damals nur schwarzen Rahmen anfühlt, aussieht und wirkt. Sowohl im Portrait als auch im Landscape gehalten, mit wenig Licht und heruntergedrehter Helligkeit als auch bei Tageslicht am Fenster sitzend. Wo ist die Bedientoleranz für große Hände erreicht, welche Rendergeschwindigkeiten unserer HTML-Webviews sind schnell genug?

Habt ihr vorab bzw. während der Entwicklung von Konzept, Design und der Umsetzung Usability-Tests durchgeführt? (Wenn ja, was waren die Learnings?)

Das Projektteam bestehend aus über 10 Personen war gleichzeitig die erste Fokusgruppe, um die Ideen zu testen. Mit zunehmender Fertigstellung der App wurden befreundete Personen hinzugezogen. Die Erkenntnisse flossen immer wieder in die Entwicklung ein. Gerade in den sieben Workshops am Anfang des Projektes sind auf diesem Weg die wesentlichen Elemente der Navigation getestet und verbessert worden. Insofern wurden klassische Usability Tests im eigentlichen Sinne nicht durchgeführt.

Immer mehr Reader-Apps setzen darauf, dem Nutzer die Möglichkeit zu geben Schriftgröße, -familie und Zeilenabstand selbst zu bestimmen. Wieso seid ihr nicht auch diesen Weg gegangen und habt euch für die zwei Darstellungsvarianten/-größen (Landscape, Portrait) entschieden?

Die visuelle Identität und Schönheit der Marke definiert sich unter anderem aus einer sehr feinen Typografie und einem durchdachten Layout. Das Schriftbild wurde daher entsprechend der für die ZEIT charakteristischen Merkmale fest definiert. Im Sinne des oben beschriebenen NEIN-Sagens, haben wir diese Funktionen bewusst eliminiert, um insgesamt ein klareres Produkt zu entwickeln. Das Zielformat – auch für die wöchentliche Post-Produktion – ist das Hochformat. Das Querformat wird in den meisten Fällen automatisch erzeugt und vergrößert den Inhalt, sodass man bei schlechteren Bedingungen oder Augen DIE ZEIT trotzdem gut lesen bzw. wahrnehmen kann.

Wie seht ihr die Verknüpfung von gedruckter Wochenzeitung und digitaler Wochenzeitung? Was muss gleich bleiben, was unterscheidet sich?

Die gedruckte Zeitung ist das Vorbild für die digitale ZEIT. Denn sie ist sehr erfolgreich und als einer der wenigen Titel wachsend. Daher haben wir darauf geachtet, das ZEITGefühl aus Print ins Digitale zu übertragen, auch auf die Gefahr hin, dass wir bei manchen digital affinen Lesern zu printlastig empfunden wurden. Die Verbindung ist also der Inhalt und das Design. Wie oben beschrieben, haben wir uns Gedanken über die Hintergrundfarbe und Struktur gemacht, über die Typografie und vieles mehr. Inspiriert waren wir dabei immer vom Print-Produkt. Im Digitalen kommen dann die Mehrwerte, wie MEINE ZEIT, AUDIO, Sharing usw. dazu. Aber die Mehrwerte sind bewusst sparsam dosiert, um nicht vom Inhalt abzulenken; es gibt Apps mit mehr Funktionen. Genauso hält es die Redaktion mit “Multimedia”. Wenn es journalistisch sinnvoll ist und passt, werden natürlich interaktive Grafiken oder Videos verwendet. Aber nicht nur weil es technisch geht, sondern weil es den Inhalt ergänzt und verbessert.

Die Zeit-App fürs iPad bietet dem Nutzer mehr Möglichkeiten dank interaktiver Inhalte. Dennoch ist das Angebot begrenzt (Audiofiles, Links) – soll es hier noch einen Ausbau geben (z.B. interaktive Grafiken usw.)? Sind Erweiterungen geplant?

Multimedia, Video, Interaktion, Bewegung und vieles mehr sind wichtige Themen in der Konzeption gewesen. Aber wir haben schnell gemerkt, dass diese ganzen Effekte nicht zeitlos sind und haben uns entschieden sie sparsam einzusetzen. Die Redaktion der ZEIT nutzt multimediale Möglichkeiten, wenn es passt. Im ZEIT Magazin, das auch intern manchmal als die digitale Spielwiese beschrieben wurde, wird schon immer mehr Interaktion und Bewegung integriert. Es gab tolle, kleine in HTML5 realisierte Lösungen: Madonnas Frisuren der letzten 30 Jahre als Schieberegler, ihr Outfit. Es gibt die Deutschlandkarte, Sudoku und vieles mehr. Speziell im ZEIT Magazin sind auch noch einige weitere Dinge in Planung. Aber es hat sich aus der Redaktion heraus entwickelt und nicht umgekehrt.

Etwas allgemeiner: Wie seht ihr die Zukunft auf dem Zeitungsmarkt? Werden mehr Tages- und Wochenzeitungen den Weg ins Digitale finden?

Heute tun sich die meisten Verlage schwer einen Weg aus der Abwärtsspirale aus weniger Leser = weniger Auflage = weniger Anzeigenkunden = Einsparungen in den Redaktionen = Qualitätsverlust = weniger Leser usw. zu finden. Auch die vermeintlich Erfolgreichen wie Burda und Springer sind im Kerngeschäft bis heute eine Antwort auf die Frage nach der Zukunft des journalistischen Geschäftsmodells schuldig geblieben, verdienen sie doch ihr digitales Geld vor allem mit zeitungsfremden Themen inkl. dem Verkauf von Tierfutter oder Klingeltönen. Bei dieser Frage muss man zudem zwischen Magazinen und Zeitungen, der jeweiligen Erscheinungsweise und dem Themenfeld unterscheiden. Nischenthemen, wie Börseninformationen u.ä. lassen sich an Abonnenten in Form von digitalen Angeboten sehr gut verkaufen. Viele andere Verlagsprodukte werden jedoch, wie man an den Pleiten der letzten Monate sehen kann, nicht dadurch digital erfolgreich, weil sie ein E-Paper herausbringen.

Jeder Verlag hat eine digitale Zukunft, wenn er sich aufmacht und neue digitale Produkte erfindet und seine Organisation umbaut. Wir nennen das in der Agentur gerne »eine uneinnehmbare Position erobern«. Regionale Tageszeitungen müssen nicht jeden Tag Nachrichten im heutigen Umfang drucken. Dafür werden sie vielleicht am Wochenende dicker. Samstags mit viel Werbung für den Samstagseinkauf und Sonntags mit langen Artikeln, die hintergründiger sind und die regionale Welt einordnen. Digital könnten sie schneller und mehrmals täglich, dafür kürzer und aktueller publizieren. Den Weg ins Digitale finden, bedeutet für Verlage die Produkte, Abläufe und Qualifikationen neu zu denken und nicht Texte und Bilder auf neue Endgeräte zu bringen.

Was waren bisher eure Erfahrungen und das Feedback auf die Zeit-App fürs iPad?

Viele Leser bewerten es positiv ihre ZEIT auf dem iPad im gewohnten Umfang zu lesen und unterstützen die Philosophie, die App als ein journalistisches Produkt und nicht vordergründig als digitales Tool mit vielen Knöpfen und Reglern wahrzunehmen. Interessant für uns sind natürlich die Fokusthemen die sich aus dem Feedback der User ergeben. Zusammen mit dem ZEIT-Team bewerten wir diese immer wieder neu und bringen sie in die zukünftige Entwicklung mit ein. Es zeigt sich hier allerdings auch, dass es nicht immer einfach ist, neue Herausforderungen zu bewältigen. Nutzer haben oft sehr unterschiedliche Ansprüche und manchmal auch spezielle Probleme mit der App, die auf spezielle Rahmenbedingungen schließen lassen.

Zudem ist Apple bis heute nicht willens oder in der Lage eine professionelle Kommunikation zwischen dem Entwickler und dem Kunden einer App zu ermöglichen. Daher weichen viele Kunden mit ihrer Kritik auf die Rezensionen im App Store aus. Das wiederum schlägt sich bei vielen Apps auf die Bewertung nieder, obwohl es sich ganz klar um Supportthemen handelt. Aktuell denken wir über eine eigene Plattform nach, auf der Userfeedback gesammelt und eine Diskussion geführt werden kann.

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