Was steckt hinter der Idee die Geschichte einer Straße zu erzählen? Wer definiert die Form und welche Rolle spielt der Zufall?

Das Flaneur Magazin untersucht den Mikrokosmos Straße, setzt sich mit seinen Fragmenten auseinander, offenbart dem Leser verborgene Inhalte und transportiert diese auf verschiedene Ebenen. Wir haben Ricarda, Gründerin und Herausgeberin von Flaneur, gemeinsam mit den verantwortlichen Grafikdesignern von Yukiko dazu befragt.

Was ist die Idee hinter dem Flaneur Magazin und wie entstand sie?

Ricarda: Ursprünglich inspiriert von verschiedenen Filmen wie »Hiroshima Mon Amour« und »Das Fenster zum Hof« war der erste Impuls ein sehr persönlicher für das Magazin. In »Hiroshima Mon Amour« heißt es: »Looking at things closely is a thing that has to be learned«. In Berlin geboren und aufgewachsen, ging es mir um die Zuwendung zum eigenen Umfeld, die Umgebung wieder neu zu entdecken. Nach meinem Studium an der Universität der Künste, das sehr interdisziplinär ausgelegt war, wollte ich gerne die Freiheit beibehalten mit verschiedenen Disziplinen zu experimentieren.

Mit der Konzeptidee – eine Straße pro Ausgabe – habe ich das Potential gesehen, sich zwar an einem Mikrokosmos zu bedienen, aber thematisch und medial aus einer endlosen Vielfalt zu schöpfen. 

Gemeinsam mit Grashina und Fabian haben wir dann ein Konzept entwickelt und festgestellt, dass dieser subjektive Blick, der dennoch eine universelle Geschichte erzählen kann, gut durch die Figur des Flaneurs repräsentiert ist – daher der Name. Uns interessiert nicht das Nostalgische, sondern das Flanieren als Kulturtechnik. Und dabei möchten wir die Grenzen des Printmediums strapazieren, an seine Grenzen gehen.  

Was ist das besondere an der Geschichte einer Straße? Wer erzählt die besten Geschichten? 

Ricarda: Das besondere an der Geschichte einer Straße ist, dass es keine Bewertung gibt. Es gibt keine schlechten, keine besseren Geschichten, meiner Meinung nach. Jeder hat seine Sicht auf die Dinge und unterschiedlichste emotionale Assoziationen – genau darum geht es uns. Wir sind an jeder Geschichte gleich viel interessiert. Natürlich müssen wir uns dann irgendwann entscheiden, welchen inhaltlichen Weg wir einschlagen aber es ist uns besonders wichtig, dass wir keine Hierarchie aufbauen.
Wir hören jedem mit gleicher Aufmerksamkeit erstmal zu.

Wie nehmt ihr in der Gestaltung Bezug auf den Inhalt?

Yukiko: Die Gestaltung des Magazins entscheidet ganz klar der Inhalt. So wie der Inhalt jeder Ausgabe von der jeweiligen Straße geprägt ist, sind wiederum Entscheidungen, die wir im Hinblick auf die Gestaltung machen, vom Inhalt geprägt. 

Es geht uns nicht darum jede Arbeit in ein enges Design-Gerüst zu quetschen. In der engen Zusammenarbeit mit den jeweiligen Künstlern erarbeiten wir gemeinsam ein Layout, welches den jeweiligen Arbeiten gerecht wird und gleichzeitig im gesamten Magazin funktioniert. Dabei wählen wir oft spezielle Formate, also zum Beispiel besondere Papierarten oder -größen, Leporello- oder Japanbindung. 

In der Montreal Ausgabe ist die literarische Arbeit von Timothy Woods Palma auf mehreren Papierschnipseln präsentiert. Mal ist eine handgeschriebene Notiz, eine Zigarettenschachtel oder eine SMS auf einem Handy zu sehen. Sein erster Textentwurf kam bei uns in einem Briefumschlag an, aus irgendeinem Grund verteilt auf mehreren Zetteln, auf einer Schreibmaschine getippt. Der Text vereint Gedanken, Faksimile einer Emailkorrespondenz und Anmerkungen. Am Ende wollten wir das auch genauso präsentieren, wie wir es erhielten. In gewisser Weise verspielt mit einem Element von Überraschung. 

Ein anderes gutes Beispiel ist das Kernstück der Leipzigausgabe, 13 Amounts to a Promise. Hier gibt Roman Barton einen halb fiktiven, halb historischen Bericht über die Stadtplanung Anfang des 20. Jahrhundert in Leipzig ab. Der Text enthält drei Ebenen: einen Haupttext, Fußnoten und per Hand gekritzelte Notizen. Auf Grundlage dieser Ebenen haben wir ein falsches Dokument angelegt. Es könnte ein Fundstück sein, von der Straße, etwas das auf unbeschreiblichem Weg ins Magazin gefunden hat. Das Geheimnis um das Dokument wird noch verstärkt, indem wir als Format eine Japanbindung gewählt haben. Während ein Teil des Inhalts auf den Innenseiten versteckt bleibt, ist auf den Außenseiten das Dokument falsch herum gesetzt. 13 Amounts to a Promise ist ein tolles Beispiel, wie man das Geschichtenerzählen weiterentwickeln und das Leseerlebnis erhöhen kann, wenn man von Anfang an eng mit seinen Autoren oder Künstlern zusammenarbeitet.

Nach welchen Kriterien wählt ihr die nächste Straße aus? Wer entscheidet?

Ricarda: Es gibt keine Kriterien, die Intuition entscheidet. Es existiert kein richtig und kein falsch. Es gibt einen ersten Impuls, dieser kann positiv oder auch negativ sein. Wir müssen uns nicht wohl oder willkommen fühlen. Das Grundgefühl spiegelt sich natürlich im Ton und im inhaltlichen roten Faden wider. Im zweiten Schritt beginnt die Recherche. Wirklich interessant ist, dass oftmals die Fakten und Fragmente, die wir im Nachhinein erfahren, unsere ersten Vermutungen und unser Urgefühl bekräftigen. 

Nehmt ihr Straßenwünsche/Vorschläge von Lesern entgegen?

Ricarda: Natürlich. Der Input im Vorfeld variiert aber auch von Ausgabe zu Ausgabe. Am Ende des Tages versuchen wir trotzdem losgelöst für uns die Stadt zu erschließen. In der Vergangenheit war es oftmals auch so, dass die Wahl auf Straßen gefallen ist, die erstmal Verwunderung bei den Leuten vor Ort hervorgerufen hat. 

Wieviel Einfluss hat der jeweilige Ort und die Menschen auf den Inhalt und die Form?

Yukiko: Die Gestaltung und Art Direction wird nicht nur von den jeweiligen Arbeiten beeinflusst, die wiederum vom Entstehungsort geprägt sind, sondern natürlich auch von der Straße selbst. Für uns ist die Zeit, die wir auf der Straße verbringen, auch oft im Gespräch mit den von uns ausgewählten Künstlern, sehr wichtig. Hier bekommt man ein Gespür, man sammelt Eindrücke und es entsteht ein Verständnis der lokalen Kultur. Dieses wirkt sich in der jeweiligen Ausgabe beispielsweise auf die Schrift- oder Farbwahl aus, ebenso auf die Bildredaktion und natürlich auch redaktionell auf die Inhalte selbst.

Welche Rolle spielt der Zufall in dem Konzept des Flaneur Magazins?

Yukiko: Wir planen am Anfang nie, was für eine Art von Stories wir bringen möchten. Wir wissen nicht, was wirklich auf uns zukommt. Auch die Wahl der Straße passiert sehr passiv, geleitet werden wir von den Menschen, die wir, oder die Redakteure treffen, die ja noch viel länger als wir in der jeweiligen Stadt leben. Wir suchen keine vorgeformten Ideen, eher Künstler, deren Arbeiten wir mögen. Wir laden sie ein uns mit wenigen Vorgaben für eine Ausgabe Arbeiten anzufertigen und erhalten oft Ergebnisse, die wir so nicht erwartet hätten. Diese Art von Zufall steht auch im Einklang mit dem ursprünglichen Konzept des Flaneurs, wie man ihn aus dem 19. Jahrhundert kennt, also von einem Spaziergänger der ziellos flaniert und sich vom Zufall leiten lässt. 

Mit dem Fragmentieren einiger Arbeiten, die wir durch das Heft verteilen, dem Verstecken von Beiträgen, bspw. innerhalb einer Japanbindung oder dem Herstellen von Querverbindungen, nehmen wir das Prinzip des Flaneurs auch in der Gestaltung auf. Es geht uns nicht darum, gradlinig von Anfang bis Ende durch das Heft zu führen. Vielmehr möchten wir dem Leser einen beliebigen Einstieg ermöglichen, und ihm so einen eigenen Zugang zum Magazin und damit zur Straße eröffnen.

Wie lange arbeitet ihr an einer Ausgabe? Wie viele und welche Personen sind beteiligt?

Ricarda: Wir sind fünf im Team – neben mir als Gründerin und Herausgeberin sind das die beiden Chefredakteure Grashina Gabelmann und Fabian Saul, sowie die beiden Grafikdesigner Michelle Phillips und Johannes Conrad vom Studio Y-U-K-I-K-O. Wir arbeiten alle selbstständig, interdisziplinär und an sehr vielfältigen Projekten, kommen aber zwei Mal im Jahr für das Flaneur Magazin zusammen. 

Im Durchschnitt dauert eine Ausgabe an die vier Monate und ist eine sehr intensive Zeit. Grashina und Fabian sind immer bis zu 8 Wochen in der Stadt. Es ist wichtig präsent zu sein, Beziehungen aufzubauen, nicht zwingend nach Dingen zu suchen, sondern auch eine gewissen Zeitraum zu haben, indem sich die Geschichten entwickeln bzw. auch auf uns zukommen können. In der Regel arbeiten wir zusätzlich mit 10–15 verschiedenen Künstlern oder anderen Personen zusammen. 

Was steht aktuell bei euch an und wohin führt euch der Weg?

Am 25. Juni 2015 feiern wir zwei Jahre Flaneur und kehren auf die Straße zurück mit der alles begann – Kantstrasse, Berlin. Die Ausgabe war damals nach einigen Wochen bereits ausverkauft und so wird es zu diesem Anlass einen limitierten Nachdruck geben. Ansonsten sind wir bereits wieder in der Produktion für unser fünftes Magazin. Fokionos Negri, Athen wird Ende September erscheinen. 

Alles Gute für euch und vielen Dank!

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Flaneur Magazin – Der Mikrokosmos Straße

Was steckt hinter der Idee die Geschichte einer Straße zu erzählen? Wer definiert die Form und welche Rolle spielt der Zufall?

Das Flaneur Magazin untersucht den Mikrokosmos Straße, setzt sich mit seinen Fragmenten auseinander, offenbart dem Leser verborgene Inhalte und transportiert diese auf verschiedene Ebenen. Wir haben Ricarda, Gründerin und Herausgeberin von Flaneur, gemeinsam mit den verantwortlichen Grafikdesignern von Yukiko dazu befragt.

Was ist die Idee hinter dem Flaneur Magazin und wie entstand sie?

Ricarda: Ursprünglich inspiriert von verschiedenen Filmen wie »Hiroshima Mon Amour« und »Das Fenster zum Hof« war der erste Impuls ein sehr persönlicher für das Magazin. In »Hiroshima Mon Amour« heißt es: »Looking at things closely is a thing that has to be learned«. In Berlin geboren und aufgewachsen, ging es mir um die Zuwendung zum eigenen Umfeld, die Umgebung wieder neu zu entdecken. Nach meinem Studium an der Universität der Künste, das sehr interdisziplinär ausgelegt war, wollte ich gerne die Freiheit beibehalten mit verschiedenen Disziplinen zu experimentieren.

Mit der Konzeptidee – eine Straße pro Ausgabe – habe ich das Potential gesehen, sich zwar an einem Mikrokosmos zu bedienen, aber thematisch und medial aus einer endlosen Vielfalt zu schöpfen. 

Gemeinsam mit Grashina und Fabian haben wir dann ein Konzept entwickelt und festgestellt, dass dieser subjektive Blick, der dennoch eine universelle Geschichte erzählen kann, gut durch die Figur des Flaneurs repräsentiert ist – daher der Name. Uns interessiert nicht das Nostalgische, sondern das Flanieren als Kulturtechnik. Und dabei möchten wir die Grenzen des Printmediums strapazieren, an seine Grenzen gehen.  

Was ist das besondere an der Geschichte einer Straße? Wer erzählt die besten Geschichten? 

Ricarda: Das besondere an der Geschichte einer Straße ist, dass es keine Bewertung gibt. Es gibt keine schlechten, keine besseren Geschichten, meiner Meinung nach. Jeder hat seine Sicht auf die Dinge und unterschiedlichste emotionale Assoziationen – genau darum geht es uns. Wir sind an jeder Geschichte gleich viel interessiert. Natürlich müssen wir uns dann irgendwann entscheiden, welchen inhaltlichen Weg wir einschlagen aber es ist uns besonders wichtig, dass wir keine Hierarchie aufbauen.
Wir hören jedem mit gleicher Aufmerksamkeit erstmal zu.

Wie nehmt ihr in der Gestaltung Bezug auf den Inhalt?

Yukiko: Die Gestaltung des Magazins entscheidet ganz klar der Inhalt. So wie der Inhalt jeder Ausgabe von der jeweiligen Straße geprägt ist, sind wiederum Entscheidungen, die wir im Hinblick auf die Gestaltung machen, vom Inhalt geprägt. 

Es geht uns nicht darum jede Arbeit in ein enges Design-Gerüst zu quetschen. In der engen Zusammenarbeit mit den jeweiligen Künstlern erarbeiten wir gemeinsam ein Layout, welches den jeweiligen Arbeiten gerecht wird und gleichzeitig im gesamten Magazin funktioniert. Dabei wählen wir oft spezielle Formate, also zum Beispiel besondere Papierarten oder -größen, Leporello- oder Japanbindung. 

In der Montreal Ausgabe ist die literarische Arbeit von Timothy Woods Palma auf mehreren Papierschnipseln präsentiert. Mal ist eine handgeschriebene Notiz, eine Zigarettenschachtel oder eine SMS auf einem Handy zu sehen. Sein erster Textentwurf kam bei uns in einem Briefumschlag an, aus irgendeinem Grund verteilt auf mehreren Zetteln, auf einer Schreibmaschine getippt. Der Text vereint Gedanken, Faksimile einer Emailkorrespondenz und Anmerkungen. Am Ende wollten wir das auch genauso präsentieren, wie wir es erhielten. In gewisser Weise verspielt mit einem Element von Überraschung. 

Ein anderes gutes Beispiel ist das Kernstück der Leipzigausgabe, 13 Amounts to a Promise. Hier gibt Roman Barton einen halb fiktiven, halb historischen Bericht über die Stadtplanung Anfang des 20. Jahrhundert in Leipzig ab. Der Text enthält drei Ebenen: einen Haupttext, Fußnoten und per Hand gekritzelte Notizen. Auf Grundlage dieser Ebenen haben wir ein falsches Dokument angelegt. Es könnte ein Fundstück sein, von der Straße, etwas das auf unbeschreiblichem Weg ins Magazin gefunden hat. Das Geheimnis um das Dokument wird noch verstärkt, indem wir als Format eine Japanbindung gewählt haben. Während ein Teil des Inhalts auf den Innenseiten versteckt bleibt, ist auf den Außenseiten das Dokument falsch herum gesetzt. 13 Amounts to a Promise ist ein tolles Beispiel, wie man das Geschichtenerzählen weiterentwickeln und das Leseerlebnis erhöhen kann, wenn man von Anfang an eng mit seinen Autoren oder Künstlern zusammenarbeitet.

Nach welchen Kriterien wählt ihr die nächste Straße aus? Wer entscheidet?

Ricarda: Es gibt keine Kriterien, die Intuition entscheidet. Es existiert kein richtig und kein falsch. Es gibt einen ersten Impuls, dieser kann positiv oder auch negativ sein. Wir müssen uns nicht wohl oder willkommen fühlen. Das Grundgefühl spiegelt sich natürlich im Ton und im inhaltlichen roten Faden wider. Im zweiten Schritt beginnt die Recherche. Wirklich interessant ist, dass oftmals die Fakten und Fragmente, die wir im Nachhinein erfahren, unsere ersten Vermutungen und unser Urgefühl bekräftigen. 

Nehmt ihr Straßenwünsche/Vorschläge von Lesern entgegen?

Ricarda: Natürlich. Der Input im Vorfeld variiert aber auch von Ausgabe zu Ausgabe. Am Ende des Tages versuchen wir trotzdem losgelöst für uns die Stadt zu erschließen. In der Vergangenheit war es oftmals auch so, dass die Wahl auf Straßen gefallen ist, die erstmal Verwunderung bei den Leuten vor Ort hervorgerufen hat. 

Wieviel Einfluss hat der jeweilige Ort und die Menschen auf den Inhalt und die Form?

Yukiko: Die Gestaltung und Art Direction wird nicht nur von den jeweiligen Arbeiten beeinflusst, die wiederum vom Entstehungsort geprägt sind, sondern natürlich auch von der Straße selbst. Für uns ist die Zeit, die wir auf der Straße verbringen, auch oft im Gespräch mit den von uns ausgewählten Künstlern, sehr wichtig. Hier bekommt man ein Gespür, man sammelt Eindrücke und es entsteht ein Verständnis der lokalen Kultur. Dieses wirkt sich in der jeweiligen Ausgabe beispielsweise auf die Schrift- oder Farbwahl aus, ebenso auf die Bildredaktion und natürlich auch redaktionell auf die Inhalte selbst.

Welche Rolle spielt der Zufall in dem Konzept des Flaneur Magazins?

Yukiko: Wir planen am Anfang nie, was für eine Art von Stories wir bringen möchten. Wir wissen nicht, was wirklich auf uns zukommt. Auch die Wahl der Straße passiert sehr passiv, geleitet werden wir von den Menschen, die wir, oder die Redakteure treffen, die ja noch viel länger als wir in der jeweiligen Stadt leben. Wir suchen keine vorgeformten Ideen, eher Künstler, deren Arbeiten wir mögen. Wir laden sie ein uns mit wenigen Vorgaben für eine Ausgabe Arbeiten anzufertigen und erhalten oft Ergebnisse, die wir so nicht erwartet hätten. Diese Art von Zufall steht auch im Einklang mit dem ursprünglichen Konzept des Flaneurs, wie man ihn aus dem 19. Jahrhundert kennt, also von einem Spaziergänger der ziellos flaniert und sich vom Zufall leiten lässt. 

Mit dem Fragmentieren einiger Arbeiten, die wir durch das Heft verteilen, dem Verstecken von Beiträgen, bspw. innerhalb einer Japanbindung oder dem Herstellen von Querverbindungen, nehmen wir das Prinzip des Flaneurs auch in der Gestaltung auf. Es geht uns nicht darum, gradlinig von Anfang bis Ende durch das Heft zu führen. Vielmehr möchten wir dem Leser einen beliebigen Einstieg ermöglichen, und ihm so einen eigenen Zugang zum Magazin und damit zur Straße eröffnen.

Wie lange arbeitet ihr an einer Ausgabe? Wie viele und welche Personen sind beteiligt?

Ricarda: Wir sind fünf im Team – neben mir als Gründerin und Herausgeberin sind das die beiden Chefredakteure Grashina Gabelmann und Fabian Saul, sowie die beiden Grafikdesigner Michelle Phillips und Johannes Conrad vom Studio Y-U-K-I-K-O. Wir arbeiten alle selbstständig, interdisziplinär und an sehr vielfältigen Projekten, kommen aber zwei Mal im Jahr für das Flaneur Magazin zusammen. 

Im Durchschnitt dauert eine Ausgabe an die vier Monate und ist eine sehr intensive Zeit. Grashina und Fabian sind immer bis zu 8 Wochen in der Stadt. Es ist wichtig präsent zu sein, Beziehungen aufzubauen, nicht zwingend nach Dingen zu suchen, sondern auch eine gewissen Zeitraum zu haben, indem sich die Geschichten entwickeln bzw. auch auf uns zukommen können. In der Regel arbeiten wir zusätzlich mit 10–15 verschiedenen Künstlern oder anderen Personen zusammen. 

Was steht aktuell bei euch an und wohin führt euch der Weg?

Am 25. Juni 2015 feiern wir zwei Jahre Flaneur und kehren auf die Straße zurück mit der alles begann – Kantstrasse, Berlin. Die Ausgabe war damals nach einigen Wochen bereits ausverkauft und so wird es zu diesem Anlass einen limitierten Nachdruck geben. Ansonsten sind wir bereits wieder in der Produktion für unser fünftes Magazin. Fokionos Negri, Athen wird Ende September erscheinen. 

Alles Gute für euch und vielen Dank!

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