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Meine bereits verstorbene Großmutter hat in den Jahren 1932 bis 1934, während ihrer Zeit in der Hauswirtschaftsschule verschiedene Rezepte erlernt und diese in Sütterlinschrift in einem Notizbuch festgehalten. Dieses Notizbuch habe ich vor einiger Zeit gefunden und konnte dadurch Einblick in ihr damaliges Leben als Jugendliche gewinnen.
Ich habe mich auf die Spuren dieses Notizbuches begeben, um herauszufinden, welche Geheimnisse es mir über die Zeit, das Leben und die Leute von damals erzählen kann. Das Wissen, die Arbeit, das Leben und die Liebe, die in diesem Notizbuch stecken, wollte ich neu entdecken. Im Zuge meiner Recherchen habe ich vier fast hundertjährige Damen gefunden, die in direkter Nachbarschaft zu meiner Großmutter aufgewachsen sind und zudem noch zu Interviews bereit waren.
Auf Grundlage des Notizbuches meiner Großmutter und dem Wissen sowie den Erinnerungen der Damen entstand das Buch mit dem Titel: »Wegen dem guten Essen« (Zitat Seraphine Amann, 99 Jahre).
Das Buch gliedert sich in folgende fünf Kapitel:
– Notizbuchseiten mit Kommentaren der Damen
– Grundnahrungsmittel
– Interviews
– Fotografien von damals
– Übersetzungen der Originalrezepte
Die gesamte Gestaltung, das Format und Raster sowie die Typografie basieren auf dem Notizbuch meiner Großmutter. Hauptstilmittel bildet die Kopie – die direkteste Form der Reproduktion. Gleichermaßen Abbild und Original, da nicht 1:1 wiederholbar. Hierbei wurden die kopierten Seiten nicht digitalisiert, sondern als Kopie in das Buch eingebunden. Die Kopie als Konzept (kein Abbild ohne Original, keine Enkelin ohne Großmutter) wird in allen Teilen des Buches aufgegriffen, sei es durch die Notizbuchseiten, die Nahrungsmittel, die Fotografien oder den Titel des Buches selbst. Dadurch wird die Ursprünglichkeit hervorgehoben.
Zielsetzung war es, dass der Ursprung deutlich erkennbar ist und somit das Neue nicht ohne das Alte funktionieren kann. Das Alte soll nicht in Vergessenheit geraten, sondern mit Hilfe des Neuen sicht- und benutzbar werden.
Entstanden als Bachelorthesis an der Hochschule für Gestaltung in Pforzheim.
Sonja Zagermann
http://www.sonja-zagermann.de