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„Wo hab ich es nur?“ Diese Frage stellen wir uns beinahe täglich. Häufig finden wir den gesuchten Gegenstand auch wieder, aber was ist wenn nicht? Was passiert mit den Dingen die wir beispielsweise auf der Straße oder in der U-Bahn verlieren? Suchen wir überhaupt nach unserer abhanden gekommenen Tasche, dem Lieblings-Stoffhasen der aus dem Kinderwagen gefallen ist oder dem liegen gelassenen Regenschirm? Wenn ja, wo sollen wir die Suche beginnen?
In Hamburg gibt es einen ganz bestimmten Ort, an dem viele dieser verlorenen Gegenstände gesammelt und verwahrt werden: Das Zentrale Fundbüro Hamburg in Altona. Für mein Abschlussprojekt habe ich genau diesen Ort aufgesucht. Ich führte Interviews mit Mitarbeitern und Kunden, durfte den Alltag miterleben und ließ mich von den dort vorgefundenen Dingen inspirieren. Ich bekam ein eigenes Büro zugeteilt, baute hinter den Kulissen ein Fotostudio auf und lichtete Mitarbeiter als Modelle vor der Kamera ab.
Daraus entstanden sind eine Plakatkampagne und das Buchprojekt Paragraph 965*. Das Sternchen im Logo verweist auf den § 965 im BGB, welcher besagt, dass ein Fund mit einem Wert von über Zehn Euro anzeigepflichtig ist. Dieser Paragraph ist der Grundstein eines jeden Fundbüros. Inspiriert von der vorherrschenden Bürokratie und den Themen wie Archivierung und Registratur besteht das Buch aus fünf Hängeakten, die von einem Schuber gehalten werden. Diese wurden selbst angefertigt, im Siebdruckverfahren bedruckt, mit Stempel versehen und mit der eigenen Handschrift beschriftet. Unterteilt sind die Akten in folgende Themen: Verlust- und Fundanzeigen, Einzelfunde, Zahlen und Fakten, Interne Geschichten sowie Taschen- und Kofferinhalte.
Die Tatsache, dass jedes Jahr 40.000 bis 50.000 Fundsachen im Fundbüro angenommen werden, jedoch nur jede vierte von ihrem Besitzer wieder abgeholt wird, war der Ausgangspunkt für die entwickelte Plakatkampagne. Idee war es auf die Existenz des Fundbüros aufmerksam zu machen und aufzuzeigen welche unterschiedlichsten Fundstücke dort auf ihre Eigentümer warten.
Idee, Konzept, Foto, Text, Siebdruck, Verarbeitung
Cynthia Waeyusoh
Dozent
Michael Kress
September 2011, Design Factory International, Hamburg