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“What is the use of a book without pictures or conversations?” Alice
Es rauscht, es dröhnt, es flimmert, es funkelt: Wir leben in der Zeit der allgegenwärtigen und permanent eingeschalteten Apparate und Medien. Sie umgeben uns, hüllen uns ein in Farbe, Sound und Botschaften von Produkten, Unternehmen, Events und Menschen.
Tag und Nacht! Schnelle Schüsse ins Hirn!
Die Aufmerksamkeit, d. h. die Art und Weise, wie wir etwas bewusst wahrnehmen und bereit sind, Reize und Informationen aus der Umwelt aufzunehmen, ist heute das Ergebnis von radikalen Veränderungen in der Wahrnehmung selbst, deren Wurzeln bis ins 19. Jahrhundert zurückverfolgt werden können. Hier setzt die „Modernisierung“ des Blicks ein, die mit der Industrialisierung und massenweisen Verbreitung der visuellen Medien Hand in Hand geht. (vgl. Crary, Jonathan: Aufmerksamkeit: Wahrnehmung und moderne Kultur, Suhrkamp Verlag 2002)
Heute, am Anfang des 21. Jahrhunderts, herrscht eine gewisse Ermüdung gegenüber der Sichtbarkeit – das Gefühl, alles schon einmal gesehen zu haben. Gleichzeitig dominiert die Angst vor dem weißen Blatt, welches zum Sinnbild für die Verzweiflung derjenigen, die um Ideen ringen, geworden ist: Ein modernes Horror vacui.
Die Arbeit – weiß auf weiß – ist nicht im traditionellen Sinne wahrnehmbar: Es ist ein Wagnis und provoziert. Viele Regeln guter Gestaltung im herkömmlichen Sinn werden bewusst außer Acht gelassen…
Dem Leser wird einiges Entgegenkommen abverlangt, da das Betrachten eines vollkommen weißen Buches verunsichern und überfordern kann – nicht wegen der Monochromie an sich, sondern aufgrund des “völligen Fehlens jeglicher Farbe – einer Farblosigkeit, die ihre Bedeutung unsichtbar in sich trägt.” (vgl. Melville, Herman, Moby Dick – Das Weiß des Wals, 1851)
Als Gegenpol zu Weiß entstand ergänzend ein zweiter Band, kleiner und in Schwarz, anlehnend an Wassily Kandinskys Charakteristika bezüglich der Farbe Schwarz aus „Über das Geistige in der Kunst“ (1933).
Ergänzend symbolisiert der dritte, mit unsichtbarem Inhalt versehene Band die weiße Leinwand, die Darstellung des Nichts, und gibt in seiner Übergröße (475 x 560 mm) den nötigen Raum für Entfaltung sowie den Projektionsgrund für Gedanken und Phantasien.
Marie-Niamh Dowling
hello@niamhdowling.de
Eine Bachelor-Thesis aus dem Studiengang Kommunikationsdesign
Hochschule RheinMain
WS 2011/12
Betreuung
Prof. Dr. Freitag-Schubert
Prof. Marian Nestmann