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Wir haben eine Gemeinsamkeit und unterscheiden uns darin um Welten.
“As to those for whom to work hard, to begin and begin again, to attempt and be mistaken, to go back and rework everything from top to bottom, and still find reason to hesitate from one step to the next — as to those, in short, for whom to work in the midst of uncertainty and apprehension is tantamount to failure, all I can say is that clearly we are not from the same planet.” — Michel Foucault
Wir alle machen Fehler und treffen Fehlentscheidungen, wir irren uns und begehen Irrtümer. Darin sind wir alle gleich und doch komplett verschieden, denn jeder irrt für sich allein, jeder anders und jeder in einem anderen Bereich. Der Eine verliert sich in den Alternativen und verharrt in seinen Entscheidungen, der Andere treibt in seinen Gedanken und zweifelt an seinen Fähigkeiten und noch ein Anderer sucht das Eine, täuscht sich und findet etwas anderes. Im Extremfall soll es auch die geben, die sich so sehr vor dem (Ver-)Irren fürchten, dass sie sich somit selbst in den Irrtum begeben.
Der Irrtum scheint es auch niemals gut mit uns zu meinen, denn er macht das Helle dunkel, das Schöne hässlich und den klarsten Gedanken zu einem diffusen Wirrwarr. Was wir auch machen und in welchen Situationen wir uns auch (ver-)irren, wir fürchten uns alle vor diesem Wort und vor der Konsequenz, die sich dahinter zu verbergen scheint – das Versagen.
Mit dieser Darstellung unterstellen wir allerdings auch jedem noch so innovativen Gedanken oder jeder noch so originellen Idee, eine Falschheit und degradieren sie zu einem Irrtum. Wie sollen Innovationen entstehen, wenn nicht die Vorstellung von der Realität abweicht? Wenn alles nach einem Schema F erledigt wird, ist dies buchstäblich der Untergang jedes Fortschritts.
Deswegen ist das eigentlich Schlimme am Irrtum nicht der Irrtum selbst, sondern vielmehr das Verharren in der Reflexion und das angstbedingte hinauszögern. Denn es ist fast schon masochistisch, ständig über seine eigenen Fehler, Missgeschicke, Trugschlüsse und Missgriffe nachzudenken. Man muss sich an einem Punkt eingestehen, dass diese Situation nicht mehr umkehrbar ist. Das anschließende Bereuen und Nachdenken macht den »Fehler« nur noch schlimmer als er ist und erweckt den Zweifel und die Angst vor dem Kontrollverlust, ja sogar die Angst vor dem Versagen. Wir sollten uns einfach damit abfinden, dass wir uns in dieser Situation nun mal für Weg B und nicht für Weg A entschieden haben, aus Versehen daneben griffen oder uns täuschten. Wie auch immer es ausgehen mag, es war genau in diesem Moment die richtige Entscheidung – es gab auch keine andere Option, auch wenn wir uns das im Nachhinein gerne immer wieder einreden wollen.
Grundsätzlich: Alles ist der Irrtum
Irren aus Leidenschaft, Bachelorarbeit, 2012
Laser Print, Buch: 28 x 33 cm, 220 Seiten
Papier: Munken Print White 115g, 1,5 Vol.
Typographie: Letter Gothic Mono Light, Feijoa Display
André Stephan
andre_stephan@gmx.net
http://www.hirngespuckt.de