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Kaum eine andere Schrift der westlichen Welt ist dermaßen (mehrfach) ideologisch aufgeladen wie die Gebrochene im Allgemeinen und die Fraktur im Speziellen. Gerade diese Tatsache stellt Schriftgestalter der Gegenwart und jüngeren Vergangenheit vor durchaus schwierige Aufgaben bei der An- und Verwendungen dieser behafteten Zeichen.
In den letzten Jahren gelang es jedoch mehreren Schriftgestaltern immer wieder unbeschwerte, ideologiefreie und frische Hybridschriftentwürfe zu veröffentlichen, welche sich im Spannungsfeld zwischen gebrochener und moderner Schrift bewegen und damit zu einem freieren Umgang mit der fälschlicherweise als Nazischrift betitelten Gebrochenen aufforderten. Zu den bekanntesten ist beispielsweise die Fakir von Underware, die Blaktur von House Industries oder die Adso der französischen Foundry BAT zu zählen, aber auch diverse studentische Abschlussarbeiten haben sich immer wieder mit der Thematik erfolgreich und umfangreich auseinander gesetzt.
Neben den völlig unterschiedlichen formalen Ergebnissen interessierte ich mich vor allem für den Prozess dahinter, welche Parameter definiert, welche Methoden bei der Entstehung einer solchen «Mischschrift» angewendet werden können und auch, welche historischen Vorbilder es hierbei besonders zu beachten gilt.
Durch eine Vielzahl von digitalen, wie auch analogen Versuchen generierte ich ein reichhaltiges Repertoire an Mischformen, welche dann im Anschluss bewertet und gegebenenfalls weiter verfeinert wurden. Ziel war es hierbei nicht ein vollständiges Alphabet auszuarbeiten, sondern vielmehr unterschiedliche Ansätze auszutesten und mögliche Gestaltungsrichtungen aufzuzeigen.
In Kombination mit dem theoretischen Teil meiner Bachelorarbeit, welcher auch über acht Gespräche mit ebenso vielen Schriftgestaltern, die sich selbst schon mit ähnlichen/vergleichbaren Schriftmischungen auseinandergesetzt hatten, verfügt, wurden die vielseitigen und äußerst divergenten Experimente in einen thematischen Kontext gebracht und auch durch zusätzliche historische Eckdaten und Verweise angereichert.
Als Endformat mit den vielversprechendsten Präsentationsmöglichkeiten, neben mehreren Teaserplakaten, erwies sich am Ende das Buch. Hier war es besonders wichtig, dass auch die äußere Form und die Gestaltung im Inneren dem vorherrschenden Werkstatt- und Experimentcharakter des Projekts auf authentische Art und Weise gerecht wird und diesen dem Leser so immer wieder neu vermittelt.
Bachelorarbeit von Benedikt Bramböck im Bachelorstudiengang InterMedia, betreut durch Prof. Monika Schnell im Sommersemester 2011 an der Fachhochschule Vorarlberg.