»Reklame sei nicht länger ›schön oder hässlich, sondern wirksam oder unwirksam (…) Das Schöne an sich ist eine leere Fiktion, weil Schönheit eine bloß sekundäre Erscheinung ist und lediglich als Folge, als Eigenschaft eines Dinges auftritt. Ist ein Ding an sich vollendet, zweckmäßig, so ist es unbestreitbar auch schön.‹«

Lajos Kassák: Die Reklame. 1926 in: Julia Meer, »Neuer Blick auf die Neue Typografie«, 2015

War die »Neue Typografie« wirklich neu?


Diese Frage ist Ausgangspunkt von Julia Meers Studie zur Typografie der Avantgarde und zeigt eine bisher unbekannte Sicht auf die uns geläufige Designgeschichte.

Julia Meer stellt die These auf, dass die von Jan Tschichold 1925 publizierten Forderungen nach »Zweckmäßigkeit, Sachlichkeit, Reduktion, Normierung etc.« schon weitaus früher von Gestaltern formuliert und vor allem umgesetzt wurden, weshalb diese von den Gebrauchsgrafikern der Avantgarde sogar als »veraltet abgelehnt« wurden.

Die Ergebnisse von Julia Meers Forschung basieren vor allem auf ihrer Studie von Fachzeitschriften der Jahre 1900–1933. Deren Inhalte waren nach Julia Meers Auffassung so offensichtlich verfügbar, dass sie sich fragt, wie die daraus resultierenden Mängel in der Designgeschichte erklärbar sind (Kapitel 2).

Sie spricht von einem »Mythos der Neuheit« und einer Mythifizierung der Designgeschichte, die durch Protagonisten geprägt wird, die es vermochten, sich besonders erfolgreich zu vermarkten.

Das Buch beinhaltet ein umfangreiches und sehr informatives Glossar und ist neben dem Fazit in vier Kapitel unterteilt. Diese führen den Leser von der Aufklärung über die Neue Typografie zur kritisch zu betrachtenden Geschichtsschreibung – und den Ansichten der typografischen Fachwelt von damals – bis hin zur beruflichen Professionalisierung zum Designer.

Im Fazit nimmt Julia Meer an, dass »statt von einem ›Sieg der Avantgarde‹ auszugehen« (…), »die zunehmende Durchsetzung moderner Formprinzipien als Resultat einer erfolgreichen Anpassung an die Standards der Fachwelt gewertet werden« muss. Weiterführend resultiert sie, dass die Bedeutung und Darstellung der Avantgarde in der Designgeschichte – für die Entwicklung des Berufsfeldes Grafik-Design – in Frage gestellt werden sollte. Meer fordert eine klare Differenzierung von kunsthistorischer und designhistorischer Geschichtsschreibung.

Sie sagt: »Die methodische Emanzipation der Designgeschichte ist somit nicht nur für Designhistoriker, sondern auch für Designer erstrebenswert und gewinnbringend (…) «.

Neuer Blick auf die Neue Typographie
Die Rezeption der Avantgarde in der Fachwelt der 1920er Jahre

Autor: Julia Meer
Verlag: Transcript
Umfang: 
382 Seiten, zahlr. z.T. farb. Abb.
Preis: 39,99 Euro
ISBN: 978-3-8376-3259-0
Umschlaggestaltung: Jens Oliver Robbers
Satz: Julia Meer

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Neuer Blick auf die Neue Typographie

»Reklame sei nicht länger ›schön oder hässlich, sondern wirksam oder unwirksam (…) Das Schöne an sich ist eine leere Fiktion, weil Schönheit eine bloß sekundäre Erscheinung ist und lediglich als Folge, als Eigenschaft eines Dinges auftritt. Ist ein Ding an sich vollendet, zweckmäßig, so ist es unbestreitbar auch schön.‹«

Lajos Kassák: Die Reklame. 1926 in: Julia Meer, »Neuer Blick auf die Neue Typografie«, 2015

War die »Neue Typografie« wirklich neu?


Diese Frage ist Ausgangspunkt von Julia Meers Studie zur Typografie der Avantgarde und zeigt eine bisher unbekannte Sicht auf die uns geläufige Designgeschichte.

Julia Meer stellt die These auf, dass die von Jan Tschichold 1925 publizierten Forderungen nach »Zweckmäßigkeit, Sachlichkeit, Reduktion, Normierung etc.« schon weitaus früher von Gestaltern formuliert und vor allem umgesetzt wurden, weshalb diese von den Gebrauchsgrafikern der Avantgarde sogar als »veraltet abgelehnt« wurden.

Die Ergebnisse von Julia Meers Forschung basieren vor allem auf ihrer Studie von Fachzeitschriften der Jahre 1900–1933. Deren Inhalte waren nach Julia Meers Auffassung so offensichtlich verfügbar, dass sie sich fragt, wie die daraus resultierenden Mängel in der Designgeschichte erklärbar sind (Kapitel 2).

Sie spricht von einem »Mythos der Neuheit« und einer Mythifizierung der Designgeschichte, die durch Protagonisten geprägt wird, die es vermochten, sich besonders erfolgreich zu vermarkten.

Das Buch beinhaltet ein umfangreiches und sehr informatives Glossar und ist neben dem Fazit in vier Kapitel unterteilt. Diese führen den Leser von der Aufklärung über die Neue Typografie zur kritisch zu betrachtenden Geschichtsschreibung – und den Ansichten der typografischen Fachwelt von damals – bis hin zur beruflichen Professionalisierung zum Designer.

Im Fazit nimmt Julia Meer an, dass »statt von einem ›Sieg der Avantgarde‹ auszugehen« (…), »die zunehmende Durchsetzung moderner Formprinzipien als Resultat einer erfolgreichen Anpassung an die Standards der Fachwelt gewertet werden« muss. Weiterführend resultiert sie, dass die Bedeutung und Darstellung der Avantgarde in der Designgeschichte – für die Entwicklung des Berufsfeldes Grafik-Design – in Frage gestellt werden sollte. Meer fordert eine klare Differenzierung von kunsthistorischer und designhistorischer Geschichtsschreibung.

Sie sagt: »Die methodische Emanzipation der Designgeschichte ist somit nicht nur für Designhistoriker, sondern auch für Designer erstrebenswert und gewinnbringend (…) «.

Neuer Blick auf die Neue Typographie
Die Rezeption der Avantgarde in der Fachwelt der 1920er Jahre

Autor: Julia Meer
Verlag: Transcript
Umfang: 
382 Seiten, zahlr. z.T. farb. Abb.
Preis: 39,99 Euro
ISBN: 978-3-8376-3259-0
Umschlaggestaltung: Jens Oliver Robbers
Satz: Julia Meer

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