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Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, was für eine unglaubliche Leistung das Lesen eigentlich ist, egal ob analog oder digital?

Schrift ist für uns alle im Alltag eine Selbstverständlichkeit – doch wie schafft es unser Gehirn, in abstrakten Zeichen Worte zu erkennen und damit Bilder, Farben und Emotionen zu erschaffen?

Wie entstand die Idee zu dem Buch?

Als ich für meine Bachelorarbeit auf Themensuche war, kam ich schnell auf die Leserlichkeit von Schriften. Zuvor hatte ich gerade angefangen, meine erste digitale Schrift zu entwerfen – die Legilux, die auch im Buch u. a. in den Marginalien zum Einsatz kommt. Da die Legilux bereits bei den ersten Ausdrucken besonders in den kleinen Punktgrößen auffallend gut zu lesen war, keimte bei mir schon länger die Frage nach den entscheidenden Gestaltungskriterien einer leserlichen Textschrift. So recherchierte ich zunächst viel im typografischen und schriftgestalterischen Bereich und stellte schnell fest, dass es gerade mal zwei Bücher gab, die sich ganz dem Thema Leserlichkeit/Lesbarkeit widmeten – eins davon auf Englisch und keines in einer Weise, wie ich mir das vorstellte. Es lag also in gewisser Weise auf der Hand, dass ich mein stetig wachsendes Wissen über die Leserlichkeit von Schriften, ihre lesbare Anwendung und all die verschiedenen Einflussfaktoren in einem Buch bündeln würde.

Kannst du uns ein wenig über den Entstehungsprozess erzählen?

Der Kern des Buches entstand also als meine Bachelorarbeit. Nachdem ich die gestalterischen Fachbücher, Zeitschriften, Webseiten, … größtenteils durchforstet hatte, trieb es mich in die wissenschaftliche Richtung. Denn alles, was wir gestalten, muss durch unsere Augen und unser Gehirn erfasst und entschlüsselt werden. Es musste also gewisse Grenzen geben, in denen sich die Gestaltung bewegen kann, ohne dass das Lesen beeinträchtigt wird. Der enge Zeitrahmen einer Bachelorarbeit erlaubte mir zunächst jedoch nur einen kleineren Abstecher in die Grundlagen des Sehens und Lesens. Trotzdem hatte das Buch bereits zu diesem Zeitpunkt seine inhaltliche sowie typografische Struktur und grafische Sprache gefunden.

Mit diesem Stand bin ich dann im Herbst 2015 zum Mappentag von Hermann Schmidt gefahren, wo ich die Schmidt-Friderichs sofort für das Projekt begeistern konnte. Klar war aber auch, dass noch einiges getan werden musste, um ein markttaugliches Fachbuch daraus zu machen. Nachdem im darauf folgenden Frühjahr feststand, dass wir gemeinsam das Buch realisieren wollten, tauchte ich noch einmal tiefer in die aktuelle Leseforschung ein und ergänzte die neuesten Erkenntnisse. An anderer Stelle wurden Seiten umstrukturiert, Inhalte und Abbildungen geändert oder ergänzt. Und natürlich erhielt die sprachliche Ebene noch ihren Feinschliff. Dieser Prozess durchlief über ein Jahr lang mehrere Runden, in denen sich das Bachelor-Buch Stück für Stück zu Buchstaben im Kopf entwickelte und nun, zwei Jahre nachdem ich zum ersten mal in Mainz bei Hermann Schmidt war, seinen Weg in viele Bücherregale findet.

Was ist deine wichtigste Erkenntnis (kurzgefasst) rund um das Leseverhalten?

Dass sich unser Gehirn nicht für die detaillierte Form eines Buchstabens interessiert, da es bereits während der ersten Identifikationsschritte ein Zeichen auf seine Grundstruktur abstrahiert – die Form der Serifen spielt hier keine Rolle. Allerdings beschränkt die Anatomie unserer Augen das Erkennen von Buchstaben und Lesen von Texten. Auf dieser Ebene nehmen wir durch Schriftwahl und Typografie maßgeblichen Einfluss auf den Leseprozess, da die Verarbeitung der Buchstaben nur reibungslos erfolgen kann, wenn die Zeichen einwandfrei erkannt werden und der Leser nicht bereits nach kurzer Zeit ermüdet.

Wer sollte dein Buch lesen?

Buchstaben im Kopf ist auf vielfältige Weise interessant, da uns Schriften in nahezu jeder Alltagssituation begegnen und in den meisten Fälle das Geschriebene möglichst mühelos gelesen werden soll. Ein Verständnis dafür zu entwickeln, wie wir sehen und lesen, hilft zu verstehen, auf welche Gestaltungsparamter bei Schriftentwurf und Schriftwahl geachtet werden sollte, um bei einer bestimmten Anwendung den bestmöglichen Lesekomfort zu bieten.

So finden diejenigen, die hin und wieder vor der Entscheidung stehen, welche Schrift sie für ein Projekt wählen sollen, Entscheidungshilfen und Anwendungstipps. Wer selbst eine neue Schrift gestalten möchte, erhält einen Leitfaden, der durch alle Gestaltungsschritte führt und das Zusammenspiel der einzelnen Parameter veranschaulicht. Und wer sich schon immer gefragt hat, wie wir eigentlich lesen oder warum er das eine Buch lieber liest als das andere, bekommt einen leicht zugänglichen Einblick in die komplexen Prozesse und Wechselwirkungen.

Buchstaben im Kopf – Fragen an die Autorin Antonia M. Cornelius

Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, was für eine unglaubliche Leistung das Lesen eigentlich ist, egal ob analog oder digital?

Schrift ist für uns alle im Alltag eine Selbstverständlichkeit – doch wie schafft es unser Gehirn, in abstrakten Zeichen Worte zu erkennen und damit Bilder, Farben und Emotionen zu erschaffen?

Wie entstand die Idee zu dem Buch?

Als ich für meine Bachelorarbeit auf Themensuche war, kam ich schnell auf die Leserlichkeit von Schriften. Zuvor hatte ich gerade angefangen, meine erste digitale Schrift zu entwerfen – die Legilux, die auch im Buch u. a. in den Marginalien zum Einsatz kommt. Da die Legilux bereits bei den ersten Ausdrucken besonders in den kleinen Punktgrößen auffallend gut zu lesen war, keimte bei mir schon länger die Frage nach den entscheidenden Gestaltungskriterien einer leserlichen Textschrift. So recherchierte ich zunächst viel im typografischen und schriftgestalterischen Bereich und stellte schnell fest, dass es gerade mal zwei Bücher gab, die sich ganz dem Thema Leserlichkeit/Lesbarkeit widmeten – eins davon auf Englisch und keines in einer Weise, wie ich mir das vorstellte. Es lag also in gewisser Weise auf der Hand, dass ich mein stetig wachsendes Wissen über die Leserlichkeit von Schriften, ihre lesbare Anwendung und all die verschiedenen Einflussfaktoren in einem Buch bündeln würde.

Kannst du uns ein wenig über den Entstehungsprozess erzählen?

Der Kern des Buches entstand also als meine Bachelorarbeit. Nachdem ich die gestalterischen Fachbücher, Zeitschriften, Webseiten, … größtenteils durchforstet hatte, trieb es mich in die wissenschaftliche Richtung. Denn alles, was wir gestalten, muss durch unsere Augen und unser Gehirn erfasst und entschlüsselt werden. Es musste also gewisse Grenzen geben, in denen sich die Gestaltung bewegen kann, ohne dass das Lesen beeinträchtigt wird. Der enge Zeitrahmen einer Bachelorarbeit erlaubte mir zunächst jedoch nur einen kleineren Abstecher in die Grundlagen des Sehens und Lesens. Trotzdem hatte das Buch bereits zu diesem Zeitpunkt seine inhaltliche sowie typografische Struktur und grafische Sprache gefunden.

Mit diesem Stand bin ich dann im Herbst 2015 zum Mappentag von Hermann Schmidt gefahren, wo ich die Schmidt-Friderichs sofort für das Projekt begeistern konnte. Klar war aber auch, dass noch einiges getan werden musste, um ein markttaugliches Fachbuch daraus zu machen. Nachdem im darauf folgenden Frühjahr feststand, dass wir gemeinsam das Buch realisieren wollten, tauchte ich noch einmal tiefer in die aktuelle Leseforschung ein und ergänzte die neuesten Erkenntnisse. An anderer Stelle wurden Seiten umstrukturiert, Inhalte und Abbildungen geändert oder ergänzt. Und natürlich erhielt die sprachliche Ebene noch ihren Feinschliff. Dieser Prozess durchlief über ein Jahr lang mehrere Runden, in denen sich das Bachelor-Buch Stück für Stück zu Buchstaben im Kopf entwickelte und nun, zwei Jahre nachdem ich zum ersten mal in Mainz bei Hermann Schmidt war, seinen Weg in viele Bücherregale findet.

Was ist deine wichtigste Erkenntnis (kurzgefasst) rund um das Leseverhalten?

Dass sich unser Gehirn nicht für die detaillierte Form eines Buchstabens interessiert, da es bereits während der ersten Identifikationsschritte ein Zeichen auf seine Grundstruktur abstrahiert – die Form der Serifen spielt hier keine Rolle. Allerdings beschränkt die Anatomie unserer Augen das Erkennen von Buchstaben und Lesen von Texten. Auf dieser Ebene nehmen wir durch Schriftwahl und Typografie maßgeblichen Einfluss auf den Leseprozess, da die Verarbeitung der Buchstaben nur reibungslos erfolgen kann, wenn die Zeichen einwandfrei erkannt werden und der Leser nicht bereits nach kurzer Zeit ermüdet.

Wer sollte dein Buch lesen?

Buchstaben im Kopf ist auf vielfältige Weise interessant, da uns Schriften in nahezu jeder Alltagssituation begegnen und in den meisten Fälle das Geschriebene möglichst mühelos gelesen werden soll. Ein Verständnis dafür zu entwickeln, wie wir sehen und lesen, hilft zu verstehen, auf welche Gestaltungsparamter bei Schriftentwurf und Schriftwahl geachtet werden sollte, um bei einer bestimmten Anwendung den bestmöglichen Lesekomfort zu bieten.

So finden diejenigen, die hin und wieder vor der Entscheidung stehen, welche Schrift sie für ein Projekt wählen sollen, Entscheidungshilfen und Anwendungstipps. Wer selbst eine neue Schrift gestalten möchte, erhält einen Leitfaden, der durch alle Gestaltungsschritte führt und das Zusammenspiel der einzelnen Parameter veranschaulicht. Und wer sich schon immer gefragt hat, wie wir eigentlich lesen oder warum er das eine Buch lieber liest als das andere, bekommt einen leicht zugänglichen Einblick in die komplexen Prozesse und Wechselwirkungen.

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