Kürzlich erschien der regelmäßig vom BDG Berufsverband der Deutschen Kommunikationsdesigner e.V. erhobene Honorar- und Gehaltsreport 2012, der sich mit der Situation und den Lebensumständen von Designern in Deutschland befasst und durchleuchtet, wie es eigentlich um den Beruf des Kommunikationsdesigners steht. Er brachte wenig Neues zu Tage, dass etwa fast die Hälfte der selbstständigen Designer Stundensätze unter 50 Euro veranschlagt, der eine dauerhafte Existenz nicht sichern kann.

Zudem zeigt der Report einen erschreckenden Mangel an kaufmännischer Kompetenz unter Designern, die eigentlich bereits von den Hochschulen vermittelt werden müsste. Dementsprechend schlecht fiel auch die Bewertung für kaufmännische Vorbereitung auf den Beruf an Ausbildungsinstitutionen aus.

Der Report wurde auf Basis einer Online-Befragung von 2000 Designern erstellt und ist ein wichtiger Schritt darin, (selbstständigen) Designern in Zeiten von Crowdsourcing und Lohn-Dumping eine Lobby zu geben bzw. deren Situation aufzuzeigen, was ins Aufgabengebiet des BDG fällt.

Dass ein von einem Berufsverband für Kommunikationsdesign heraus gegebener Report selbstverständlich gut gestaltet sein muss, versteht sich dabei von selbst und wer wenn nicht der Verband kann direkt auf Designer zugreifen. Gestaltet wurde der Report von
Vonzweidesign aus München, die uns einen kleinen Einblick in ihre Arbeit gegeben haben:

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Interview mit Alexandra Bankel und Claudia Siebenweiber von Vonzweidesign

Wo fängt für euch Design an? Bei der Definition der Kommunikationsziele oder bei der Schriftwahl?

Viel früher. Denn allgemein betrachtet, ist alles auf der Welt gestaltet. In der Natur findet sich das klarste und beste Design. Und auch bei unserer Arbeit setzen wir als Designer ganz am Anfang an. Uns geht es im das Wesentliche eines Produktes oder einer Dienstleistung, also die zugrunde liegende Geschichte. Und genau an dieser Stelle fängt Design an. Es übersetzt eine vorhandene Aussage neu, überführt sie in eine neue Gestalt. Die Kommunikationsziele sind für uns dann der zweite Schritt. Und auch die Schriftwahl ergibt sich viel später aus dem Grunddesign, der wesentlichen Aussage. Alles andere ist Schönmacherei.

Sind Designer in euren Augen eher Autoren oder eher Ausstatter?

Eindeutig Autoren. Denn wie eben gesagt, erschaffen wir als Designer neue Formen und statten Vorhandenes nicht einfach mit schönem Blingbling aus.

Welches Wissen haben Designer heute noch zu bieten, wenn jeder mit ein paar Klicks ein Logo machen kann?

Nur weil man es vermeintlich kann, sollte niemand alles selbst machen. Wir meinen, dass gerade der Designbereich Profis überlassen werden muss. Warum? Jeder, der schon mal ein Billyregal aufgebaut hat, behauptet ja auch nicht, dadurch Schreiner zu sein. Um bei dem Bild zu bleiben: Der Designer erstellt nicht nur ein Logo auf Papier und im Computer, sondern beginnt mit seiner Arbeit viel früher. Er lernt sein Projekt ausführlich kennen und stellt dann Fragen wie „Was soll das Ergebnis leisten?“ „Wie muss es dazu beschaffen sein?“, „Wer benötigt genau dieses Produkt/diese Dienstleistung“ und „Auf welche Art und Weise kann der Kunde begeistert werden?“
Die „paar Klicks“ am Ende eines Projektes sind das Handwerkszeug, das tatsächlich vergleichsweise schnell zu erlernen ist. Doch warum man den Klick genau so und nicht anders macht, ist das Wissen, was einen Kommunikationsdesigner von einem „Ausstatter“ unterscheidet.

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Was können Unternehmen von Designern lernen?

Zum einen wohl den breiteren Blick auf das eigene Unternehmen. Designer können schwer zu fassende Gegebenheiten auf den Punkt bringen und diesen eine Gestalt verleihen. Als zweiten Punkt: Lasst euch beraten, liebe Auftraggeber. Dafür holt ihr euch doch externe Profis. Da sind wir wieder beim Handwerkszeug und beim Wissen. Ein guter Kommunikationsdesigner ist immer auch Berater. Vertraut eurer Entscheidung, den Designer an Bord geholt zu haben.

Ihr habt den BDG-Report komplett gestaltet und seid selbst ein noch junges Design-Büro. Hat euch der Inhalt eher betrübt oder motiviert?

Danke für die Blumen. Da wir bereits 5 Jahre auf dem Markt sind, finden wir uns gar nicht mehr so jung. Die Ergebnisse des Reports haben eigentlich eher das bestätigt, was wir sowohl als angestellte als auch als selbständige Designer in unserem Berufsleben erfahren haben. Dass die Finanzsituation so angespannt ist, ist aus unserer Sicht nicht hinnehmbar. Insofern hoffen wir, dass sich das in Zukunft verbessert. Denn eine Familie sollte jeder Berufstätige ernähren können.

Ihr habt dem BDG eure Arbeit ehrenamtlich zur Verfügung gestellt. Wie kam es zu diesem großzügigen Geschenk?

Wir sind seit unserer Unternehmensgründung Mitglied im BDG. Wir profitieren seither von den Leistungen des Verbandes und erachten seine Arbeit als wichtig für unsere Berufsgruppe. Und da der BDG von ehrenamtlicher Mitarbeit lebt, möchten wir unseren Beitrag dazu leisten. Zudem war das Projekt mit den Kollegen sehr interessant und hat viel Spaß gemacht.

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Was können die Ergebnisse der Studie aus eurer Sicht bewirken?

Die Diskussion, die durch die Studie auf den Design-Foren in Gang gesetzt wurde, ist ein erster guter Schritt. Denn was gutes Kommunikationsdesign für Unternehmen an Mehrwert bringt, scheint noch nicht allgemein bekannt zu sein und wird daher auch nicht geschätzt. Hier sehen wir Aufklärungsbedarf von beiden Seiten. Zum einen müssen Kommunikationsdesigner gut ausgebildet werden, so dass sie Ihre Leistung angemessen verkaufen können. Und zum anderen muss die Leistung an sich finanziell von den Auftraggebern wertgeschätzt werden. Nicht umsonst werden Marken und das zugehörige Design von großen Unternehmen mittlerweile so wie Räumlichkeiten, Fuhrparks oder andere Ersparnisse als monetärer Wert in die Bilanz aufgenommen.

Wenn ihr die Ergebnisse mit eurem Studium und Berufsstart vergleicht – hattet ihr auch das Gefühl, ungenügend vorbereitet zu sein?

Ja, insofern, als dass auch wir uns nicht über den eigenen Wert bewusst waren. Das liegt sicher auch daran, dass man in Deutschland ungern über Geld redet. Und wenn man nicht mal weiß, was branchenübliche Gehälter sind, ist die Gehaltsverhandlung schwierig. Vor allem, wenn man zusätzlich hört, dass man als Neueinsteiger ja froh sein kann, in einer großen Agentur für 300 Euro/Monat bei 60 Wochenstunden erste Erfahrungen sammeln zu dürfen. Hier braucht es mehr Selbstbewusstsein!

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Welche Frage sollte sich jemand, der sich als Designer selbständig machen will, auf jeden Fall stellen?

Will ich Unternehmer sein, mit aller Verantwortung – vor allem der mir selbst gegenüber? Denn nur weil man mit Haut und Seele Designer ist, ist Selbstausbeutung (finanziell wie mental) das Schlimmste, was man machen kann. Am Ende hat man keine Kraft, um kreativ und schöpferisch tätig zu sein.

Hand aufs Herz: Wann habt ihr das letzte Mal eine richtig verbotene Schrift verwendet?

Vor etwa einem Jahr haben wir für ein ganz kleines Familienprojekt personalisierte Weinetiketten erstellt. Da war die Zapfino drauf, da wir beide zu faul waren, zur Kalligrafiefeder zu greifen.

Das Interview führte Christian Büning.

Die 92-seitige Dokumentation der Online-Umfrage zu diversen Aspekten der Arbeitsbedingungen von selbständigen und angestellten Kommunikationsdesignern gibt es hier als PDF.

Druckexemplare können in der Geschäftsstelle per Mail an info@bdg-designer.de für eine Schutzgebühr in Höhe von 10,00 Euro bestellt werden.

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Making of: BDG Gehaltsreport

Kürzlich erschien der regelmäßig vom BDG Berufsverband der Deutschen Kommunikationsdesigner e.V. erhobene Honorar- und Gehaltsreport 2012, der sich mit der Situation und den Lebensumständen von Designern in Deutschland befasst und durchleuchtet, wie es eigentlich um den Beruf des Kommunikationsdesigners steht. Er brachte wenig Neues zu Tage, dass etwa fast die Hälfte der selbstständigen Designer Stundensätze unter 50 Euro veranschlagt, der eine dauerhafte Existenz nicht sichern kann.

Zudem zeigt der Report einen erschreckenden Mangel an kaufmännischer Kompetenz unter Designern, die eigentlich bereits von den Hochschulen vermittelt werden müsste. Dementsprechend schlecht fiel auch die Bewertung für kaufmännische Vorbereitung auf den Beruf an Ausbildungsinstitutionen aus.

Der Report wurde auf Basis einer Online-Befragung von 2000 Designern erstellt und ist ein wichtiger Schritt darin, (selbstständigen) Designern in Zeiten von Crowdsourcing und Lohn-Dumping eine Lobby zu geben bzw. deren Situation aufzuzeigen, was ins Aufgabengebiet des BDG fällt.

Dass ein von einem Berufsverband für Kommunikationsdesign heraus gegebener Report selbstverständlich gut gestaltet sein muss, versteht sich dabei von selbst und wer wenn nicht der Verband kann direkt auf Designer zugreifen. Gestaltet wurde der Report von
Vonzweidesign aus München, die uns einen kleinen Einblick in ihre Arbeit gegeben haben:

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Interview mit Alexandra Bankel und Claudia Siebenweiber von Vonzweidesign

Wo fängt für euch Design an? Bei der Definition der Kommunikationsziele oder bei der Schriftwahl?

Viel früher. Denn allgemein betrachtet, ist alles auf der Welt gestaltet. In der Natur findet sich das klarste und beste Design. Und auch bei unserer Arbeit setzen wir als Designer ganz am Anfang an. Uns geht es im das Wesentliche eines Produktes oder einer Dienstleistung, also die zugrunde liegende Geschichte. Und genau an dieser Stelle fängt Design an. Es übersetzt eine vorhandene Aussage neu, überführt sie in eine neue Gestalt. Die Kommunikationsziele sind für uns dann der zweite Schritt. Und auch die Schriftwahl ergibt sich viel später aus dem Grunddesign, der wesentlichen Aussage. Alles andere ist Schönmacherei.

Sind Designer in euren Augen eher Autoren oder eher Ausstatter?

Eindeutig Autoren. Denn wie eben gesagt, erschaffen wir als Designer neue Formen und statten Vorhandenes nicht einfach mit schönem Blingbling aus.

Welches Wissen haben Designer heute noch zu bieten, wenn jeder mit ein paar Klicks ein Logo machen kann?

Nur weil man es vermeintlich kann, sollte niemand alles selbst machen. Wir meinen, dass gerade der Designbereich Profis überlassen werden muss. Warum? Jeder, der schon mal ein Billyregal aufgebaut hat, behauptet ja auch nicht, dadurch Schreiner zu sein. Um bei dem Bild zu bleiben: Der Designer erstellt nicht nur ein Logo auf Papier und im Computer, sondern beginnt mit seiner Arbeit viel früher. Er lernt sein Projekt ausführlich kennen und stellt dann Fragen wie „Was soll das Ergebnis leisten?“ „Wie muss es dazu beschaffen sein?“, „Wer benötigt genau dieses Produkt/diese Dienstleistung“ und „Auf welche Art und Weise kann der Kunde begeistert werden?“
Die „paar Klicks“ am Ende eines Projektes sind das Handwerkszeug, das tatsächlich vergleichsweise schnell zu erlernen ist. Doch warum man den Klick genau so und nicht anders macht, ist das Wissen, was einen Kommunikationsdesigner von einem „Ausstatter“ unterscheidet.

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Was können Unternehmen von Designern lernen?

Zum einen wohl den breiteren Blick auf das eigene Unternehmen. Designer können schwer zu fassende Gegebenheiten auf den Punkt bringen und diesen eine Gestalt verleihen. Als zweiten Punkt: Lasst euch beraten, liebe Auftraggeber. Dafür holt ihr euch doch externe Profis. Da sind wir wieder beim Handwerkszeug und beim Wissen. Ein guter Kommunikationsdesigner ist immer auch Berater. Vertraut eurer Entscheidung, den Designer an Bord geholt zu haben.

Ihr habt den BDG-Report komplett gestaltet und seid selbst ein noch junges Design-Büro. Hat euch der Inhalt eher betrübt oder motiviert?

Danke für die Blumen. Da wir bereits 5 Jahre auf dem Markt sind, finden wir uns gar nicht mehr so jung. Die Ergebnisse des Reports haben eigentlich eher das bestätigt, was wir sowohl als angestellte als auch als selbständige Designer in unserem Berufsleben erfahren haben. Dass die Finanzsituation so angespannt ist, ist aus unserer Sicht nicht hinnehmbar. Insofern hoffen wir, dass sich das in Zukunft verbessert. Denn eine Familie sollte jeder Berufstätige ernähren können.

Ihr habt dem BDG eure Arbeit ehrenamtlich zur Verfügung gestellt. Wie kam es zu diesem großzügigen Geschenk?

Wir sind seit unserer Unternehmensgründung Mitglied im BDG. Wir profitieren seither von den Leistungen des Verbandes und erachten seine Arbeit als wichtig für unsere Berufsgruppe. Und da der BDG von ehrenamtlicher Mitarbeit lebt, möchten wir unseren Beitrag dazu leisten. Zudem war das Projekt mit den Kollegen sehr interessant und hat viel Spaß gemacht.

HG-Report2

Was können die Ergebnisse der Studie aus eurer Sicht bewirken?

Die Diskussion, die durch die Studie auf den Design-Foren in Gang gesetzt wurde, ist ein erster guter Schritt. Denn was gutes Kommunikationsdesign für Unternehmen an Mehrwert bringt, scheint noch nicht allgemein bekannt zu sein und wird daher auch nicht geschätzt. Hier sehen wir Aufklärungsbedarf von beiden Seiten. Zum einen müssen Kommunikationsdesigner gut ausgebildet werden, so dass sie Ihre Leistung angemessen verkaufen können. Und zum anderen muss die Leistung an sich finanziell von den Auftraggebern wertgeschätzt werden. Nicht umsonst werden Marken und das zugehörige Design von großen Unternehmen mittlerweile so wie Räumlichkeiten, Fuhrparks oder andere Ersparnisse als monetärer Wert in die Bilanz aufgenommen.

Wenn ihr die Ergebnisse mit eurem Studium und Berufsstart vergleicht – hattet ihr auch das Gefühl, ungenügend vorbereitet zu sein?

Ja, insofern, als dass auch wir uns nicht über den eigenen Wert bewusst waren. Das liegt sicher auch daran, dass man in Deutschland ungern über Geld redet. Und wenn man nicht mal weiß, was branchenübliche Gehälter sind, ist die Gehaltsverhandlung schwierig. Vor allem, wenn man zusätzlich hört, dass man als Neueinsteiger ja froh sein kann, in einer großen Agentur für 300 Euro/Monat bei 60 Wochenstunden erste Erfahrungen sammeln zu dürfen. Hier braucht es mehr Selbstbewusstsein!

HG-Report1

Welche Frage sollte sich jemand, der sich als Designer selbständig machen will, auf jeden Fall stellen?

Will ich Unternehmer sein, mit aller Verantwortung – vor allem der mir selbst gegenüber? Denn nur weil man mit Haut und Seele Designer ist, ist Selbstausbeutung (finanziell wie mental) das Schlimmste, was man machen kann. Am Ende hat man keine Kraft, um kreativ und schöpferisch tätig zu sein.

Hand aufs Herz: Wann habt ihr das letzte Mal eine richtig verbotene Schrift verwendet?

Vor etwa einem Jahr haben wir für ein ganz kleines Familienprojekt personalisierte Weinetiketten erstellt. Da war die Zapfino drauf, da wir beide zu faul waren, zur Kalligrafiefeder zu greifen.

Das Interview führte Christian Büning.

Die 92-seitige Dokumentation der Online-Umfrage zu diversen Aspekten der Arbeitsbedingungen von selbständigen und angestellten Kommunikationsdesignern gibt es hier als PDF.

Druckexemplare können in der Geschäftsstelle per Mail an info@bdg-designer.de für eine Schutzgebühr in Höhe von 10,00 Euro bestellt werden.

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