Gabriele Lenz studierte an der Universität für Angewandte Kunst und der Akademie der Bildenden Künste in Wien. Sie und Elena Henrich (Lenz+ Büro für visuelle Gestaltung) beschäftigen sich mit der Gestaltung und Konzeption von Büchern, Signaletiksystemen, Ausstellungen und Corporate Identities vor allem im Architektur-, Kunst- und Kulturbereich. 

In Zusammenarbeit mit dem Medienhaus Wien hat Gabriele Lenz ein Projekt zu Medienkonvergenz abgeschlossen und auf der Grundlage von Forschungsergebnissen, in Zusammenarbeit mit Medientheoretikern, ein neues typografisches Profil entwickelt.
In dem eineinhalbjährigen Projekt haben sie eine Schrift entwickelt, die sowohl am Computer als auch in Printprodukten ideal lesbar sein soll. »Convey« zielt in erster Linie auf den konvergenten, multimedialen Medienkonsum junger Nutzer ab.

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Aus dem englischen übersetzt bedeutet »convey«: »vermitteln«, »übertragen« und »befördern«. Was bedeutet Konvergenz im Zusammenhang mit den neuen Medien für Sie?

Über die ursprüngliche Bedeutung der technischen Konvergenz hinaus beschäftigen mich als Gestalterin die formalen Aspekte bei der Nutzung unterschiedlicher Medien. Da gilt es, angemessene Formen zu finden, um damit einen effizienten Zugriff auf Inhalte zu gewährleisten.

Woher kam ihr Ansporn zur Entwicklung der Schrift Convey? 

Den traditionellen Medien laufen die jungen Konsumenten davon. »Digital Natives«, die mit Computer und Internet aufgewachsen sind, zeichnen sich durch eine autonome und breit gestreute Nutzung der Angebote aus. 
Sie greifen eher als die »Digital Immigrants« auf mehrere – meist digitale – Nachrichtenquellen zurück. 
Gestalterische Strategien, die zur besseren Usability beitragen, sind zwar durchaus ein Thema bei den Machern, werden aber als Qualitätskriterium weniger systematisch wahrgenommen und weiterentwickelt. 

Wie sind Sie beim Schriftentwurf vorgegangen? 

Design sehen wir nicht als Oberflächenverschönerung sondern sehr inhaltsorientiert – in diesem Zusammenhang sind auch medienwissenschaftliche Hintergründe wichtig. 
Aufbauend auf Zielgruppenbefragungen wurde versucht, ein typographisches Profil zu erstellen, das dem multimedialen Leseverhalten an der Schnittstelle zwischen analog und digital Rechnung trägt.
Schwierig war, das so umzusetzen, dass alle Vorstellungen die Formgebung und Proportionen betreffend so  umzusetzen, dass sie wiederum allen Anforderungen an Lesbarkeit und Usability entsprachen. 

Was beinhaltete die Forschungsarbeit?

»Medienwissenschaft« bedeutet in diesem Zusammenhang vieles: Pragmatische Rezipienten- und Marktforschung, genauso wie die Anwendung medienpsychologischer, soziologischer und pädagogischer Ergebnisse. 
Daniela Kraus und Andy Kaltenbrunner vom Medienhaus Wien haben die Bedürfnisse junger Nutzer von der Usability-Warte aus analysiert.

Bei allen gesellschaftlichen Differenzen innerhalb der Peer-group gibt es doch einige Gemeinsamkeiten. Als zentrale Argumente für Mediennutzung Jugendlicher wurden ganz eindeutig Übersichtlichkeit, effizienter Zugriff auf Information und Klarheit identifiziert. 

Das »Individuelle«, »Originelle« und »Kreative« wird selbst hergestellt und publiziert (in Blogs, MySpace, Facebook, YouTube etc.) – Traditionelle Massenmedien sollen schnelle und gut nutzbare Information liefern. Übrigens hat auch bei Unterhaltungsangeboten die Usability einen extrem hohen Stellenwert. 

Es ging Ihnen bei Ihrem Projekt um eine erhöhte Usability in digitalen Medien, vor allem für junge Leser. Was fördert eine gute Lesbarkeit und Informationsvermittlung im Netz?

Wie schon angesprochen geht es ganz eindeutig um Übersichtlichkeit, schnellen Zugriff auf Information und Klarheit.

Die funktionellen Aspekte sind sicher die gute Lesbarkeit, die Strukturierung und die Übersichtlichkeit von Schrift und Layout um damit einen effizienten Zugriff auf Inhalte zu gewährleisten.
Hier das Zitat des deutschen Typographen Otl Aicher: »gute typografie macht keine geräusche beim lesen«. Es steht für ein Verständnis, nach dem Gestaltung den Inhalt bestmöglich, also im Idealfall geräuschlos, transportiert. 

Ein sehr aussagekräftiges Bild! Überrascht hat uns, dass es da viele Parallelen zu den sehr pragmatischen Bedürfnissen der heutigen Jugendlichen gibt. 

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lenz-kaffeefabrik

Wie ist es möglich, dass eine Schrift im digitalen sowie analogen gleich gut funktioniert?

Serifenlose Schriften sind am Monitor besser lesbar, weil die klare Buchstabenform der Darstellung durch Pixel entgegenkommt. Bei gedruckten Texten werden die Serifen hingegen als eine Hilfe für das Auge bei der Zeilenführung empfunden. 

Unser Ziel war es, eine Schrift zu entwickeln, die in der digitalen Anwendung serifenlos aussieht und damit den Anforderungen für das Lesen am Bildschirm durch klare Formen entgegen kommt, aber in der gedruckten Form durch das detailgenauere Medium, die Merkmale einer Serifenschrift aufweist. 

Bei den Testlesern erzielte »Convey« digital und analog einen guten Eindruck. Sie wurde im subjektiven Zeitempfinden häufig als die am schnellsten lesbare Schrift wahrgenommen. 
Die Zeitabnahmen zeigten zwar, dass gebräuchliche Schriften wie »Times« oder »Universe« durchschnittlich rascher rezipiert wurden. In Anbetracht des »we read best, what we read most«-Umstands waren wir aber bei der Auswertung der Tests im Medienhaus Wien damit dennoch zufrieden. 
Alles, was auf Anhieb an die gewohnten Schriften herankommt, ist bei der Bewertung einer neuen Schrift durchaus ein Erfolg.

Wie geht das Projekt weiter? Wie oder wo kann man die Schrift erwerben/nutzen?

Als Einsatzgebiete wurden vor allem Printprodukte, die mit Online-Tools verschränkt sind, ins Auge gefasst. Dazu zählen beispielsweise Supplements von Zeitungen oder Schulbücher, die Internet-Aktualisierungen oder Online-Arbeitsaufgaben anbieten.
Eine Verbreitung über Schriftenshops oder durch die Integration in Software-Programme ist in Vorbereitung.

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Convey – Interview mit Gabriele Lenz

Gabriele Lenz studierte an der Universität für Angewandte Kunst und der Akademie der Bildenden Künste in Wien. Sie und Elena Henrich (Lenz+ Büro für visuelle Gestaltung) beschäftigen sich mit der Gestaltung und Konzeption von Büchern, Signaletiksystemen, Ausstellungen und Corporate Identities vor allem im Architektur-, Kunst- und Kulturbereich. 

In Zusammenarbeit mit dem Medienhaus Wien hat Gabriele Lenz ein Projekt zu Medienkonvergenz abgeschlossen und auf der Grundlage von Forschungsergebnissen, in Zusammenarbeit mit Medientheoretikern, ein neues typografisches Profil entwickelt.
In dem eineinhalbjährigen Projekt haben sie eine Schrift entwickelt, die sowohl am Computer als auch in Printprodukten ideal lesbar sein soll. »Convey« zielt in erster Linie auf den konvergenten, multimedialen Medienkonsum junger Nutzer ab.

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Aus dem englischen übersetzt bedeutet »convey«: »vermitteln«, »übertragen« und »befördern«. Was bedeutet Konvergenz im Zusammenhang mit den neuen Medien für Sie?

Über die ursprüngliche Bedeutung der technischen Konvergenz hinaus beschäftigen mich als Gestalterin die formalen Aspekte bei der Nutzung unterschiedlicher Medien. Da gilt es, angemessene Formen zu finden, um damit einen effizienten Zugriff auf Inhalte zu gewährleisten.

Woher kam ihr Ansporn zur Entwicklung der Schrift Convey? 

Den traditionellen Medien laufen die jungen Konsumenten davon. »Digital Natives«, die mit Computer und Internet aufgewachsen sind, zeichnen sich durch eine autonome und breit gestreute Nutzung der Angebote aus. 
Sie greifen eher als die »Digital Immigrants« auf mehrere – meist digitale – Nachrichtenquellen zurück. 
Gestalterische Strategien, die zur besseren Usability beitragen, sind zwar durchaus ein Thema bei den Machern, werden aber als Qualitätskriterium weniger systematisch wahrgenommen und weiterentwickelt. 

Wie sind Sie beim Schriftentwurf vorgegangen? 

Design sehen wir nicht als Oberflächenverschönerung sondern sehr inhaltsorientiert – in diesem Zusammenhang sind auch medienwissenschaftliche Hintergründe wichtig. 
Aufbauend auf Zielgruppenbefragungen wurde versucht, ein typographisches Profil zu erstellen, das dem multimedialen Leseverhalten an der Schnittstelle zwischen analog und digital Rechnung trägt.
Schwierig war, das so umzusetzen, dass alle Vorstellungen die Formgebung und Proportionen betreffend so  umzusetzen, dass sie wiederum allen Anforderungen an Lesbarkeit und Usability entsprachen. 

Was beinhaltete die Forschungsarbeit?

»Medienwissenschaft« bedeutet in diesem Zusammenhang vieles: Pragmatische Rezipienten- und Marktforschung, genauso wie die Anwendung medienpsychologischer, soziologischer und pädagogischer Ergebnisse. 
Daniela Kraus und Andy Kaltenbrunner vom Medienhaus Wien haben die Bedürfnisse junger Nutzer von der Usability-Warte aus analysiert.

Bei allen gesellschaftlichen Differenzen innerhalb der Peer-group gibt es doch einige Gemeinsamkeiten. Als zentrale Argumente für Mediennutzung Jugendlicher wurden ganz eindeutig Übersichtlichkeit, effizienter Zugriff auf Information und Klarheit identifiziert. 

Das »Individuelle«, »Originelle« und »Kreative« wird selbst hergestellt und publiziert (in Blogs, MySpace, Facebook, YouTube etc.) – Traditionelle Massenmedien sollen schnelle und gut nutzbare Information liefern. Übrigens hat auch bei Unterhaltungsangeboten die Usability einen extrem hohen Stellenwert. 

Es ging Ihnen bei Ihrem Projekt um eine erhöhte Usability in digitalen Medien, vor allem für junge Leser. Was fördert eine gute Lesbarkeit und Informationsvermittlung im Netz?

Wie schon angesprochen geht es ganz eindeutig um Übersichtlichkeit, schnellen Zugriff auf Information und Klarheit.

Die funktionellen Aspekte sind sicher die gute Lesbarkeit, die Strukturierung und die Übersichtlichkeit von Schrift und Layout um damit einen effizienten Zugriff auf Inhalte zu gewährleisten.
Hier das Zitat des deutschen Typographen Otl Aicher: »gute typografie macht keine geräusche beim lesen«. Es steht für ein Verständnis, nach dem Gestaltung den Inhalt bestmöglich, also im Idealfall geräuschlos, transportiert. 

Ein sehr aussagekräftiges Bild! Überrascht hat uns, dass es da viele Parallelen zu den sehr pragmatischen Bedürfnissen der heutigen Jugendlichen gibt. 

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Wie ist es möglich, dass eine Schrift im digitalen sowie analogen gleich gut funktioniert?

Serifenlose Schriften sind am Monitor besser lesbar, weil die klare Buchstabenform der Darstellung durch Pixel entgegenkommt. Bei gedruckten Texten werden die Serifen hingegen als eine Hilfe für das Auge bei der Zeilenführung empfunden. 

Unser Ziel war es, eine Schrift zu entwickeln, die in der digitalen Anwendung serifenlos aussieht und damit den Anforderungen für das Lesen am Bildschirm durch klare Formen entgegen kommt, aber in der gedruckten Form durch das detailgenauere Medium, die Merkmale einer Serifenschrift aufweist. 

Bei den Testlesern erzielte »Convey« digital und analog einen guten Eindruck. Sie wurde im subjektiven Zeitempfinden häufig als die am schnellsten lesbare Schrift wahrgenommen. 
Die Zeitabnahmen zeigten zwar, dass gebräuchliche Schriften wie »Times« oder »Universe« durchschnittlich rascher rezipiert wurden. In Anbetracht des »we read best, what we read most«-Umstands waren wir aber bei der Auswertung der Tests im Medienhaus Wien damit dennoch zufrieden. 
Alles, was auf Anhieb an die gewohnten Schriften herankommt, ist bei der Bewertung einer neuen Schrift durchaus ein Erfolg.

Wie geht das Projekt weiter? Wie oder wo kann man die Schrift erwerben/nutzen?

Als Einsatzgebiete wurden vor allem Printprodukte, die mit Online-Tools verschränkt sind, ins Auge gefasst. Dazu zählen beispielsweise Supplements von Zeitungen oder Schulbücher, die Internet-Aktualisierungen oder Online-Arbeitsaufgaben anbieten.
Eine Verbreitung über Schriftenshops oder durch die Integration in Software-Programme ist in Vorbereitung.

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