In intentionalen Gemeinschaften leben Menschen, die sich bewusst dazu entschieden haben, gemeinsam zu arbeiten und zu leben, um ideelle und materielle Ziele zu verfolgen. Aktuell existieren in Deutschland über 160 Gemeinschaften, in denen Menschen auf der Suche nach Alternativen zur Konsumgesellschaft solch eine Lebensform bevorzugen.

Ein Buch zeigt nun, wie das Leben in deutschen Gemeinschaftsprojekten in Hinblick auf die Aspekte des Zusammenlebens, der nachhaltigen Lebensweise und der Selbstversorgung funktioniert. Wir sprachen mit Philip Jursch über sein Projekt.

Worin liegt deine persönliche Verbindung zu diesem Thema?

Während der Überlegungen zu dem Thema meiner Bachelorarbeit fragte ich mich, wie ich mein Leben nach dem Studium gestalten möchte. In der Hoffnung, etwas für mein Leben lernen zu können, wollte ich mir unkonventionelle Lebensstile ansehen. Die von mir besuchten Gemeinschaften erforschen ein nachhaltiges Miteinander und stellen dabei die Wertvorstellungen unserer Gesellschaft infrage. Alltägliche Probleme werden mit viel Kreativität gelöst – ich denke, davon kann man als junger Gestalter einiges lernen.

Wie bist du an das Projekt herangegangen?

Um möglichst verschiedene Lebenskonzepte kennenzulernen, wählte ich fünf Gemeinschaften aus, die sich in ihrer Größe und ihrer ideellen Ausrichtung stark unterscheiden. Ich wollte mir zuallererst selbst ein Bild vom Gemeinschaftsleben machen, also bin ich im Sommer letzten Jahres losgefahren und habe es mir für jeweils eine Woche persönlich angesehen. Vor Ort versuchte ich möglichst viele Aspekte des gemeinschaftlichen Lebens kennenzulernen.

Könntest du uns ein wenig über den Gestaltungsprozess erzählen?

Ich fotografierte viel und führte Interviews mit den Bewohnern. Die Buchgestaltung entwickelte sich aus dem gesammelten Material heraus und ist auf das Wesentliche reduziert, um, so gut es geht, wertfrei zu bleiben.

Für dein Buch hast du die Beweggründe der Bewohner erfragt. Welche haben dich verblüfft, überrascht oder nachhaltig beeinflusst?

Faszinierend finde ich dieses große Bedürfnis nach einem gleichberechtigten Zusammenleben. Viele Gemeinschaften treffen alle großen Entscheidungen im Konsens, um auch die leisesten Stimmen miteinzubeziehen. Wenn sich einer querstellt, wird eben weiterdiskutiert. Das ist ein langwieriger Prozess, garantiert aber die Zufriedenheit aller Beteiligten.

Außerdem finde ich es beeindruckend, wie nachhaltig man leben kann, wenn man gemeinsam an einem Strang zieht. Teilweise kommen da 80 Leute mit drei Waschmaschinen aus, einige bauen sogar gemeinsam ein Haus aus lokalen Rohstoffen.

So eine Gemeinschaft ist sicher ein gut eingespieltes System – wie waren die Reaktionen der Bewohner auf deine Besuche?

Ich fand es sehr schön, wie unbefangen die Leute auf mich zukamen und Interesse an dem Projekt zeigten. Klar waren einige Bewohner anfangs etwas skeptisch, das hat sich aber schnell gelegt. Ich habe sehr viel mitgearbeitet und an Gemeinschaftsaktivitäten teilgenommen, so fand ich rasch einen Draht zu den Bewohnern. In meinem Bekanntenkreis musste ich dagegen erst mal einige Vorurteile richtigstellen, um das Thema sachlich diskutieren zu können.

Was für Vorurteile waren das?

In Erinnerung an die Kommunen der siebziger Jahre glaubten einige Menschen, dass die Leute dort faul sind, den ganzen Tag kiffen und nackt herumlaufen.

Hast du Empfehlungen für Leute, die sich für das Thema weitergehend interessieren? Ist dein Buch irgendwo (als PDF) erhältlich?

Viele europäische Gemeinschaften sind im »Eurotopia-Verzeichnis«, gemeinsam mit einigen statistischen Infos, aufgelistet. Außerdem bieten manche Gemeinschaften Workshops zu ökologischen Themen an. Eine PDF-Version gibt es noch nicht, ist aber in Überlegung. Wer Interesse an dem Thema hat, kann sich gern unter hello@philipjursch.de bei mir melden.

Das Interview erschien in der Novum 09.17.

Schmeißt euer Geld zusammen… – Interview mit Philip Jursch

In intentionalen Gemeinschaften leben Menschen, die sich bewusst dazu entschieden haben, gemeinsam zu arbeiten und zu leben, um ideelle und materielle Ziele zu verfolgen. Aktuell existieren in Deutschland über 160 Gemeinschaften, in denen Menschen auf der Suche nach Alternativen zur Konsumgesellschaft solch eine Lebensform bevorzugen.

Ein Buch zeigt nun, wie das Leben in deutschen Gemeinschaftsprojekten in Hinblick auf die Aspekte des Zusammenlebens, der nachhaltigen Lebensweise und der Selbstversorgung funktioniert. Wir sprachen mit Philip Jursch über sein Projekt.

Worin liegt deine persönliche Verbindung zu diesem Thema?

Während der Überlegungen zu dem Thema meiner Bachelorarbeit fragte ich mich, wie ich mein Leben nach dem Studium gestalten möchte. In der Hoffnung, etwas für mein Leben lernen zu können, wollte ich mir unkonventionelle Lebensstile ansehen. Die von mir besuchten Gemeinschaften erforschen ein nachhaltiges Miteinander und stellen dabei die Wertvorstellungen unserer Gesellschaft infrage. Alltägliche Probleme werden mit viel Kreativität gelöst – ich denke, davon kann man als junger Gestalter einiges lernen.

Wie bist du an das Projekt herangegangen?

Um möglichst verschiedene Lebenskonzepte kennenzulernen, wählte ich fünf Gemeinschaften aus, die sich in ihrer Größe und ihrer ideellen Ausrichtung stark unterscheiden. Ich wollte mir zuallererst selbst ein Bild vom Gemeinschaftsleben machen, also bin ich im Sommer letzten Jahres losgefahren und habe es mir für jeweils eine Woche persönlich angesehen. Vor Ort versuchte ich möglichst viele Aspekte des gemeinschaftlichen Lebens kennenzulernen.

Könntest du uns ein wenig über den Gestaltungsprozess erzählen?

Ich fotografierte viel und führte Interviews mit den Bewohnern. Die Buchgestaltung entwickelte sich aus dem gesammelten Material heraus und ist auf das Wesentliche reduziert, um, so gut es geht, wertfrei zu bleiben.

Für dein Buch hast du die Beweggründe der Bewohner erfragt. Welche haben dich verblüfft, überrascht oder nachhaltig beeinflusst?

Faszinierend finde ich dieses große Bedürfnis nach einem gleichberechtigten Zusammenleben. Viele Gemeinschaften treffen alle großen Entscheidungen im Konsens, um auch die leisesten Stimmen miteinzubeziehen. Wenn sich einer querstellt, wird eben weiterdiskutiert. Das ist ein langwieriger Prozess, garantiert aber die Zufriedenheit aller Beteiligten.

Außerdem finde ich es beeindruckend, wie nachhaltig man leben kann, wenn man gemeinsam an einem Strang zieht. Teilweise kommen da 80 Leute mit drei Waschmaschinen aus, einige bauen sogar gemeinsam ein Haus aus lokalen Rohstoffen.

So eine Gemeinschaft ist sicher ein gut eingespieltes System – wie waren die Reaktionen der Bewohner auf deine Besuche?

Ich fand es sehr schön, wie unbefangen die Leute auf mich zukamen und Interesse an dem Projekt zeigten. Klar waren einige Bewohner anfangs etwas skeptisch, das hat sich aber schnell gelegt. Ich habe sehr viel mitgearbeitet und an Gemeinschaftsaktivitäten teilgenommen, so fand ich rasch einen Draht zu den Bewohnern. In meinem Bekanntenkreis musste ich dagegen erst mal einige Vorurteile richtigstellen, um das Thema sachlich diskutieren zu können.

Was für Vorurteile waren das?

In Erinnerung an die Kommunen der siebziger Jahre glaubten einige Menschen, dass die Leute dort faul sind, den ganzen Tag kiffen und nackt herumlaufen.

Hast du Empfehlungen für Leute, die sich für das Thema weitergehend interessieren? Ist dein Buch irgendwo (als PDF) erhältlich?

Viele europäische Gemeinschaften sind im »Eurotopia-Verzeichnis«, gemeinsam mit einigen statistischen Infos, aufgelistet. Außerdem bieten manche Gemeinschaften Workshops zu ökologischen Themen an. Eine PDF-Version gibt es noch nicht, ist aber in Überlegung. Wer Interesse an dem Thema hat, kann sich gern unter hello@philipjursch.de bei mir melden.

Das Interview erschien in der Novum 09.17.

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