Das Zeit Magazin für mich bisher eine kleine aber charmante Beilage in der Wochenzeitung »Die Zeit«, das durch Handlichkeit, schön gemachte Cover und die wöchentliche Deutschland-Infografik gewann. Ich muss gestehen, dass mir daher bisher nicht so richtig aufgefallen war, dass das Zeit Magazin keine eigene Website hat.
Aber natürlich ist es eines Magazins wie eben jenes der Zeit unwürdig im Jahr 2014 keine eigene Website zu haben und so ging kürzlich das die Seite zum Zeit Magazin online. Die Vorteile einer Online-Version des Magazins liegen klar auf der Hand: beispielsweise Tagesaktualität und die Möglichkeit der ausführlichen Inszenierung verschiedener Themen.

Gestaltet wurde das Magazin von EdenSpiekermann, die ihren Arbeitsprozess kürzlich auf der Typo Berlin in gleich zwei Vorträgen näher vorstellten.
Harry Keller erklärte, wie agiles Arbeiten jenseits des Buzzwordings funktionieren kann und dass es die Grundlage der meisten Web-Projekte aus dem Hause EdenSpiekermann ist. Seiner Meinung nach funktionieren Web-Projekte im Jahr 2014 nur so und das tat er sehr einnehmend kund. Zwar zeigte er seine Darlegungen am Beispiel der Next Fontshop Seite, sie war aber ebenso Grundlage für das Projekt des Zeit Magazines.

Das wiederum stellte Christian Hanke (Creative Director bei EdenSpiekermann) in einem anderen Talk genauer vor. Er erklärte wie das Prinzip des Storytelling zugrunde gelegt wurde und wie eng die Zusammenarbeit mit dem Kunden war. Schließlich setzt das gedruckte Zeit Magazin grafisch hohe Ansprüche, die es natürlich auch digital abzubilden galt. Ein Lerneffekt dabei war, dass sich Gestalter davon verabschieden müssen, für alle Screens perfekt gestalten zu können, da man einfach nicht für alle Devices optimieren kann. Ein weiterer, dass Online-Magazin-Artikel ein Leben nach dem Veröffentlichen haben, einen Zustand, den es so um Gedruckten nicht gibt und der sich in Kommentaren und der Möglichkeit darauf zu reagieren ergibt.

Ich habe Christian noch um ein paar weitere Antworten gebeten.

Warum brauchte das Zeit Magazin eine Website oder besser: Warum hatte es bisher keine?

Die Zeit war schon lange reif dafür! Bisher wurden ein Teil der Print-Inhalte des Magazins bereits im Ressort Lebensart von Zeit Online genutzt. Allerdings mussten diese sich dort dem Diktat einer klassischen Online News-Seite unterwerfen: One article template fits all. Mehr als unbefriedigend für reichhaltigen Magazin-Journalismus. Der Stein kam ins Rollen, als Zeit Online einen Relaunch plante und dabei den Bedarf des Magazins aufnahm und als Lernumgebung für Zeit Online gesamt nutze.

Welche gestalterischen Anforderungen gab es an euch?

Täglichen Magazinjournalismus visuell, opulent und facettenreich online erlebbar zu machen. Dies war ungefähr die Produktvision mit der wir starteten. Konzeptionell ging es darum dem Nachrichten-getriebenen Zeit Online eine emotionale, spielerische Seite hinzuzufügen. Dies zum Überbau – ganz praktisch dachten wir fully responsive vom Kern des Artikels über Kommentieren zum Anzeigen von Werbung. Mein Verständnis als Gestalter umfasst, die Anforderungen selbst zu erarbeiten, miteinzubringen wie sich Leseverhalten gerade ändert, was das für den Artikel heißt, die Integrität des Datenmodells, SEO-Freundlichkeit, wie das alles noch einigermaßen handhabbar für Redakteure bleibt etc. Deshalb legten wir z.B. den Schwerpunkt auf den Artikel, nicht die Home. Auf dem Artikel entsteht der meiste Traffic. Hier braucht es die meiste Vielfalt in den Templates durch verschiedenste Erzählformate reichhaltig erzählen zu können. Und wir dachten von Beginn an immer ein wenig Zeit Online gesamt mit.

Wo liegen (neben dem Medium) die Unterschiede zum gedruckten Magazin?

Der größte Unterschied ist das kleine Wort »täglich«. Das Magazin funktioniert als wöchentliche Publikation in einer begrenzten Anzahl von Formaten – genau dies bricht hier auf. Es entstehen neben den Print-Inhalten ein großer Teil an originären Online-Inhalten, welche auch als erzählerische Formate nur hier funktionieren, wie z.B. die opulente große Schaubühnen-Geschichten, die Magnum Bildergalerien, Kurzformate oder Martensteins tägliche Kolumne zum Start basierend auf Leserkommentaren.

Wie geht ihr mit Anzeigen besonders hinlänglich des Response Webdesign um, die ja im Print eine große Rolle spielen?

Unser erstes Projekt mit voll responsiver Werbung hatten wir bereits in der Schweiz umgesetzt. Da konnten wir den Vermarktern hier in Deutschland ganz andere Fragen stellen. Bei allen werbefinanzierten Seiten, die wir entwickeln denken wir von vornherein Werbung als eine Chance mit ein. Ja, Werbung muss sich ändern und ändert sich auch. Langsam. Man muss früh anfangen im Prozess. Bei Zeit Online begannen wir mit einem Workshop mit Redaktion, Technik, Vermarktung und Design zusammen. Das war ganz wichtig, denn so wird es eben nicht zu einem Nachgedanken, sondern als integraler Teil des Ganzen mitgedacht. Unsere Auftraggeber verdienen damit das Geld um uns zu bezahlen! Als Gestalter sollte man das nicht vergessen.

Warum ist es online so schwer richtige Anführungszeichen zu verwenden?

Ja, das höre ich immer wieder. Und es schmerzt mich auch. Aber irgendwie haben sich Zollzeichen in der deutschen Online-Medienlandschaft etabliert. Eine Erbsünde. Aber es gibt das »Ja« zum Umstieg auf die »deutsche Schreibweise« der Guillemets. Wir müssen uns nur noch ein kleines bisschen gedulden …

Zeit Magazin src=

Zeit Magazin

Das Zeit Magazin für mich bisher eine kleine aber charmante Beilage in der Wochenzeitung »Die Zeit«, das durch Handlichkeit, schön gemachte Cover und die wöchentliche Deutschland-Infografik gewann. Ich muss gestehen, dass mir daher bisher nicht so richtig aufgefallen war, dass das Zeit Magazin keine eigene Website hat.
Aber natürlich ist es eines Magazins wie eben jenes der Zeit unwürdig im Jahr 2014 keine eigene Website zu haben und so ging kürzlich das die Seite zum Zeit Magazin online. Die Vorteile einer Online-Version des Magazins liegen klar auf der Hand: beispielsweise Tagesaktualität und die Möglichkeit der ausführlichen Inszenierung verschiedener Themen.

Gestaltet wurde das Magazin von EdenSpiekermann, die ihren Arbeitsprozess kürzlich auf der Typo Berlin in gleich zwei Vorträgen näher vorstellten.
Harry Keller erklärte, wie agiles Arbeiten jenseits des Buzzwordings funktionieren kann und dass es die Grundlage der meisten Web-Projekte aus dem Hause EdenSpiekermann ist. Seiner Meinung nach funktionieren Web-Projekte im Jahr 2014 nur so und das tat er sehr einnehmend kund. Zwar zeigte er seine Darlegungen am Beispiel der Next Fontshop Seite, sie war aber ebenso Grundlage für das Projekt des Zeit Magazines.

Das wiederum stellte Christian Hanke (Creative Director bei EdenSpiekermann) in einem anderen Talk genauer vor. Er erklärte wie das Prinzip des Storytelling zugrunde gelegt wurde und wie eng die Zusammenarbeit mit dem Kunden war. Schließlich setzt das gedruckte Zeit Magazin grafisch hohe Ansprüche, die es natürlich auch digital abzubilden galt. Ein Lerneffekt dabei war, dass sich Gestalter davon verabschieden müssen, für alle Screens perfekt gestalten zu können, da man einfach nicht für alle Devices optimieren kann. Ein weiterer, dass Online-Magazin-Artikel ein Leben nach dem Veröffentlichen haben, einen Zustand, den es so um Gedruckten nicht gibt und der sich in Kommentaren und der Möglichkeit darauf zu reagieren ergibt.

Ich habe Christian noch um ein paar weitere Antworten gebeten.

Warum brauchte das Zeit Magazin eine Website oder besser: Warum hatte es bisher keine?

Die Zeit war schon lange reif dafür! Bisher wurden ein Teil der Print-Inhalte des Magazins bereits im Ressort Lebensart von Zeit Online genutzt. Allerdings mussten diese sich dort dem Diktat einer klassischen Online News-Seite unterwerfen: One article template fits all. Mehr als unbefriedigend für reichhaltigen Magazin-Journalismus. Der Stein kam ins Rollen, als Zeit Online einen Relaunch plante und dabei den Bedarf des Magazins aufnahm und als Lernumgebung für Zeit Online gesamt nutze.

Welche gestalterischen Anforderungen gab es an euch?

Täglichen Magazinjournalismus visuell, opulent und facettenreich online erlebbar zu machen. Dies war ungefähr die Produktvision mit der wir starteten. Konzeptionell ging es darum dem Nachrichten-getriebenen Zeit Online eine emotionale, spielerische Seite hinzuzufügen. Dies zum Überbau – ganz praktisch dachten wir fully responsive vom Kern des Artikels über Kommentieren zum Anzeigen von Werbung. Mein Verständnis als Gestalter umfasst, die Anforderungen selbst zu erarbeiten, miteinzubringen wie sich Leseverhalten gerade ändert, was das für den Artikel heißt, die Integrität des Datenmodells, SEO-Freundlichkeit, wie das alles noch einigermaßen handhabbar für Redakteure bleibt etc. Deshalb legten wir z.B. den Schwerpunkt auf den Artikel, nicht die Home. Auf dem Artikel entsteht der meiste Traffic. Hier braucht es die meiste Vielfalt in den Templates durch verschiedenste Erzählformate reichhaltig erzählen zu können. Und wir dachten von Beginn an immer ein wenig Zeit Online gesamt mit.

Wo liegen (neben dem Medium) die Unterschiede zum gedruckten Magazin?

Der größte Unterschied ist das kleine Wort »täglich«. Das Magazin funktioniert als wöchentliche Publikation in einer begrenzten Anzahl von Formaten – genau dies bricht hier auf. Es entstehen neben den Print-Inhalten ein großer Teil an originären Online-Inhalten, welche auch als erzählerische Formate nur hier funktionieren, wie z.B. die opulente große Schaubühnen-Geschichten, die Magnum Bildergalerien, Kurzformate oder Martensteins tägliche Kolumne zum Start basierend auf Leserkommentaren.

Wie geht ihr mit Anzeigen besonders hinlänglich des Response Webdesign um, die ja im Print eine große Rolle spielen?

Unser erstes Projekt mit voll responsiver Werbung hatten wir bereits in der Schweiz umgesetzt. Da konnten wir den Vermarktern hier in Deutschland ganz andere Fragen stellen. Bei allen werbefinanzierten Seiten, die wir entwickeln denken wir von vornherein Werbung als eine Chance mit ein. Ja, Werbung muss sich ändern und ändert sich auch. Langsam. Man muss früh anfangen im Prozess. Bei Zeit Online begannen wir mit einem Workshop mit Redaktion, Technik, Vermarktung und Design zusammen. Das war ganz wichtig, denn so wird es eben nicht zu einem Nachgedanken, sondern als integraler Teil des Ganzen mitgedacht. Unsere Auftraggeber verdienen damit das Geld um uns zu bezahlen! Als Gestalter sollte man das nicht vergessen.

Warum ist es online so schwer richtige Anführungszeichen zu verwenden?

Ja, das höre ich immer wieder. Und es schmerzt mich auch. Aber irgendwie haben sich Zollzeichen in der deutschen Online-Medienlandschaft etabliert. Eine Erbsünde. Aber es gibt das »Ja« zum Umstieg auf die »deutsche Schreibweise« der Guillemets. Wir müssen uns nur noch ein kleines bisschen gedulden …

Edit