Seit einiger Zeit verändern sich die Medien auf denen wir lesen, Zeitungen und Bücher werden nicht mehr nur auf Papier gelesen sondern auf E-Book-Readern und Smartphones. Wir haben uns gefragt wie sich das Lesen in diesem Umfeld verändert und wie die Zukunft des Lesens aussieht. Dazu haben wir ein paar Gestalter gefragt:

1. Welches Buch liest du gerade? Wie liest du es am liebsten?
2. Was liest du täglich?
3. Wie glaubst du wird Lesen in Zukunft aussehen?

Joachim Baldauf
Fotograf

Ich denke, dass sich vorlesen lassen wichtig werden wird. Auch Software, die Inhalte von Texten zusammenfasst und das für den „Leser“ relevante filtert und kürzt. Mehr Information in weniger Zeit. Ähnlich wie bei filmischen Dokumentationen.

Frank Berzbach
Autor

Ich glaube es werden sich im Print nur anspruchsvolle Texte halten können. Die digitalen Ausgaben der großen Printmedien sind nützlich, aber Qualität wird sich weiterhin über Print durchsetzen. In Bezug auf das gedruckte Buch sehe ich es ähnlich: Die seichte Unterhaltung wird ins E-Book abwandern, die literarisch gehaltvollen Texte als immer besser produzierte Bücher existieren.

Es wird sein wie in der Musik: Vinyl ist derzeit das interessanteste und anspruchsvollste Medium; es gibt jeden Mist über Streaming, aber jeder Musiker, der einen höheren Anspruch hat, will seine Musik auf Schallplatte pressen. Ich wüsste keinen bedeutenden Text, egal ob neu oder alt, der nur digital existiert. Zur Zeit ist das auch im Journalismus so; Print ist kostpieliger und das nimmt Einfluss auf die Qualität. Es wird viel gedruckt, aber zum Glück nicht alles. Ich trauere den Bergen an schlechter Literatur im Billig-Taschenbuch nicht nach, die wird verschwinden. Die Buchläden werden vielleicht kleiner, aber die Bücher darin immer besser.

Antonia M. Cornelius
Schriftgestalterin und Grafikdesignerin

Das Lesen selbst wird sich in Zukunft wohl nicht ändern. Schriftsysteme und mentale Verarbeitungsprozesse der Buchstaben- und Worterkennung haben sich bereits optimal an diese Aufgabe angepasst. Was die Textdarstellung angeht, denke ich nicht, dass wir irgendwann nur noch digital lesen werden, da ein gedruckter Text einfach ein anderes Leseerlebnis bietet – beide Formen haben ihre individuellen Vorteile. Wahrscheinlich werden sich daher bestimmte Inhalte auf eine der beiden Arten konzentrieren: Das Internet eignet sich besonders gut für aktuelle Nachrichten und um kurz etwas nachzugucken, wohingegen literarische Texte oder komplexes Fachwissen von der gedruckten Form profitieren.

Judith Drews
Illustratorin

Da habe ich tatsächlich keine klare Vorstellung.
vermutlich wird es immer mehr digital zu lesen geben – speziell tagesaktuelle Printprodukte sowie Fachliteratur. Das ist sicher sinnvoll so und zudem ressourcenschonend. Belletristik, Fotobände und Kinderbücher bleiben hoffentlich noch lange auch in gedruckter Form auf dem Markt.

Die Hände, Augen und Seele freuen sich darüber!

Was allerdings wünschenswert und absolut zeitgemäss wäre ist das Reduzieren der Neuerscheinungen. Es sind viel, viel, viel zu viele Bücher, die in immer kürzeren Zyklen auf den Markt kommen. Welches Buch hat da wirklich noch eine Chance durch Qualität zum Longseller zu werden, wenn
schon die nächsten tausende von hinten drängeln. Oftmals ist es so, dass nur ein hoher Marketingetat und eine Poleposition in der Presseabteilung Büchern helfen sehr erfolgreich zu werden über einen längeren Zeitraum. Qualität ist längst nicht mehr das Hauptkriterium.

Johannes Erler
Gründer von ErlerSkibbeTönsmann

Bei mir wird sich da nicht mehr viel ändern, denke ich. Mir geht es gut so. Ebooks machen schon Sinn, finde ich. Mal sehen, ob ich den Sprung noch schaffe. Tageszeitungen wird es bald nicht mehr geben. Zu teuer in Herstellung und Distribution. Wandert ins Netz. Wochenzeitungen und vor allem Special Interest-Mags hingegen gibt es noch lange und in immer edlerer Ausstattung. Das ist das Vinyl für den Leser.

Was in Sachen Technik noch so passiert, kann ich nicht sagen. Vorstellen kann ich mir alles. Die Zeitung, die mir direkt auf eine künstliche Linse in meinem Auge geschickt wird zum Beispiel. Nichts ist unmöglich. Ob es besser wird, glaube ich nicht. Geschwindigkeit ist im Journalismus nicht die erste Stärke. Eher ausgeruhte Reflektion. Und das kostet Zeit und Geld, das werden irgendwann auch die letzten Speedjunkies einsehen.

Robert Eysoldt
Creative Consultant bei Zerooverhead Consulting

In erster Linie wünsche ich mir, dass viel Unterschiedliches gelesen wird und hoffe, dass das Bildungssystem – bei der aktuellen „Kurztextschwemme“ – es schafft die Lust auf das lesen längerer Texte zu vermitteln und gleichzeitig darauf vorbereitet wie man mit unterschiedlichen Text-Quellen umgeht.

Johanna Höflich
Grafikdesignerin

Ich sollte hier wohl nicht von mir auf andere schließen. Die meisten jüngeren Leute, die ich kenne, lesen wenig. Da sollten wir es uns als Gestalter zur Aufgabe machen, so schöne Bücher zu machen, dass man sie unbedingt haben oder verschenken möchte. In meinen Augen bleiben Papierbücher v.a. in Bezug auf Einrichtung, Entschleunigung und Bildung/Lesen lernen wichtig. Der Trash kann von mir aus irgendwann ins Digitale verschwinden.

Sonja Knecht
Texterin

Rosig! Rosig natürlich. Lesen, lesen und schreiben, wird immer eine – die! – zentrale Kulturtechnik unserer Gesellschaften bleiben. Eine Selbstverständlichkeit für uns, ein höchst erstrebenswertes Gut gür alle, die weniger Chancen darauf und weniger Zugang zu (Aus-)Bildung haben. Lesen rockt.

Daniel Kuhlmann
Fotograf

So wie in der Vergangenheit. Siehe Jean-Luc Picard mit seinen Hardcover-Büchern auf Raumschiff Enterprise.

Martin Lorenz
Grafikdesigner und Gründer von TwoPoints.net

Solange ich lebe, werde ich das gedruckte Buch bevorzugen wenn es um längere Texte geht. Urlaub ist, das Tablet, das Smartphone, den Computer und den Laptop ausschalten zu können und sich in ein Buch zu vertiefen.

Vorlesen ist mit einem gedruckten Buch auch am Schönsten. Das tägliche Ritual, es sich mit einem meiner Söhne Abends mit einem Buch gemütlich zu machen und mit ihnen ihre Lieblingsbücher zu lesen, kann und möchte ich mir nicht anders vorstellen. 

Ich bin allerdings auch froh, dass ich Texte mit zeitlich begrenzter Relevanz über mein Smartphone, Tablet oder Laptop lesen kann. Das es da Verbesserungsbedarf gibt, ist offensichtlich. Weder die Geräte selber, noch die Lesbarkeit der Texte sind optimal. 

Nora Marleen
Illustratorin

Solange Menschen leben, die ausschließlich mit Papier-Büchern aufgewachsen sind, wird es diese auch geben.

Möglicherweise wird es irgendwann eine Phase geben, in der nur noch digitale Texte gelesen werden, jedoch nehme ich an, dass man danach wieder auf das gedruckte Buch zurückgreifen wird, da es mir als Medium unersetzlich scheint.
Vorstellbar wären zudem neuartige Wegwerf-Bücher aus einem umweltfreundlichen Material, oder extreme Luxusausgaben, welche man hegt und pflegt und zur Schau stellt.

Franziska Parschau
Community Relations Manager bei Adobe

Gelesen wird immer werden, nur die Formen ändern sich. Bestimmt werden sich noch mehr digitale Formate entwickeln, das Lesen von langen Texten und auf Papier wird sicherlich zurück gehen. Neue Ausgabegeräte werden sich entwickeln, das digitale Lesen wird technisch optimiert werden. Dennoch wird es immer lang-formatige Texte auf Papier geben. Lesen ist halt das wirklich visuellste Medium, und wir sind visuelle Menschen. Alles kann man nebenbei machen ohne sich zu konzentrieren: (Musik) hören, Fernsehen, unterhalten, … Nur Lesen erfordert 100%ige Konzentration. Und das wiederum schafft Identifikation mit dem Text, Auseinandersetzung mit einem Thema, Wissen.

Das tolle am digitalen Text ist die schiere Verknüpfungsmöglichkeit. Ich denke, dass sich hier auch einige Probleme zeigen werden, die gelöst werden müssen: Wie schaffe ich es langen Text in die digitale Welt zu transportieren? Welche Vorteile (im Gegensatz zum analogen Lesen) kann ich dadurch generieren?

Daniel Perraudin
Grafikdesigner und Schriftgestalter

Ich kann mir gut vorstellen, dass der Anteil der „herkömmlichen“ Bücher (allen voran Belletristik) abnehmen wird. Angesichts einer Entwicklung, in deren Verlauf die einzelnen konsumierten Texte immer kürzer werden und diese stakkatoartigen, pressemitteilungsartigen Text Snippets immer schneller auf uns einstürzen, liegt auch die Befürchtung nahe, dass die Anzahl der Menschen, die sich über Stunden in ein Buch vertiefen können, vermutlich stark zurückgehen wird.

Welche Auswirkungen aber die uns peu à peu abhanden kommende Fähigkeit hat, längere Texte zu durchdringen und die Rezeptionsgewohnheiten von Kindern, Jugendlichen (und in Folge dann auch Erwachsenen) immer kürzere Texte verlangen, das kann ich nur vermuten und lässt sich von Psychologen oder Sprachwissenschaftlern sicher besser beantworten.

Rüdiger Quass von Deyen
Design Director und Gründer von KD1 FH Münster

Wer traut sich das zu prognostizieren?
Auf der einen Seite fangen Texte an zu fließen, zwischen den Geräten, sie werden beweglicher, sie werden kommentiert, sie werden verschickt. Sie werden aufgenommen, sie werden bearbeitet, das ist ein ganz neuer (Lese)Fluss, den wir so bisher noch nicht erlebt haben. Dem kann man sich ja nicht mehr entziehen. Auf der anderen Seite haben zum Beispiel Schüler, die Texte auf Papier gelesen haben, ein wesentlich besseres Leseverständnis als die, die digital gelesen haben. Und bessere Noten. Darüber liegen ja Studien vor. Man kann also darüber Hoffnungen formulieren, wie sich das Lesen in Zukunft entwickeln sollte.

Frank Rausch
User Interface Typographer

Digital sieht sie aus, die Zukunft des Lesens! Davon bin ich überzeugt. Die gestalterische Qualität digitaler Inhalte wird gedruckten Inhalten bald in nichts mehr nachstehen. Gestaltung, Material, Haptik, Komfort – in allen Bereichen werden wir erleben, wie die Pro-Papier-Argumente wegbröckeln.
Bücher auf Papier werden zwar nicht aussterben, aber sie werden zu Liebhaber-Objekten. Zum Nischenprodukt.

Ulrike Rausch
Schriftgestalterin LiebeFonts

Die Qualität der Bildschirme wird immer besser und augenfreundlicher. Das ist super vor allem für das schnelle Lesen zwischendurch.
Ich denke, mich wird so schnell nichts davon abbringen, ab und zu auch mal ein echtes Buch zu kaufen.

Nicht unbedingt wegen dem eigentlichen Gefühl beim Lesen, sondern weil ich es schön finde, Bücher zu besitzen und sie in meinem Bücherregal stehen zu sehen. Bücher sind einfach ein wunderschönes Möbelstück.
Außerdem liebe ich es, in Bücherläden zu stöbern, den Geruch von frisch bedrucktem Papier aufzusaugen und mich über großartig gestaltete Umschläge zu freuen.

Darin besteht sicherlich in den nächsten Jahren auch die Herausforderung der Verlage. Schöne Bücher gestalten, mit hochwertigen und haptisch ansprechenden Materialien oder auch besonderen Veredelungen. Das lässt sicherlich bei Liebhabern des geschriebenen Wortes auch in der Zukunft noch das Herz höher schlagen. Ich bin auf jeden Fall gespannt!

Katrin Rodegast
Paper Art & Illustration

Ich denke, dass es weiterhin Bücher aus Papier geben wird, da die Menschen das Buch als haptisches Objekt lieben. Für Nachrichten werden sicherlich die Webseiten der großen Zeitungen und Mediatheken der Nachrichtensender wichtig bleiben. Da man immer weniger Zeit hat, Bücher zu lesen, glaube ich, dass Hörbücher und Podcasts das Lesen in großem Maße ablösen werden.

Raban Ruddigkeit
Designer, Autor und Gründer von Brousse & Ruddigkeit

Das Lesen als Kulturtechnik ist heute verbreiteter als vor 20 Jahren & wird in 20 Jahren noch verbreiteter sein als heute. Allerdings sind die Träger deutlich vielfältiger als bisher. Menschen lesen auf Handys, Laptops & manchmal schon auf ihren Watches. Twitter gibt Zeichenzahlen vor, Facebook übersetzt mühevoll & Snapchat ist das Paradies der Emojis.

So entstehen nicht nur neue Jugendsprachen, sondern auch immer neue Codes für Consumer & Communities. Mein Instinkt sagt, dass dem, der die Trennung zwischen diesen beiden Welten aufheben kann, die Zukunft gehört. Offenheit & Ehrlichkeit werden die wichtigsten Werte in einer Welt, die beides immer mehr einfordert. Und Worte sind Werte, die sich manifestieren.

Jürgen Siebert
Marketing Director Monotype

Das Lesen als physischer Prozess bleibt unverändert, aber der Zugang zum Text und das Publizieren verändern sich.

Marc Thiele
Gründer und Organisator von Beyond Tellerrand

Das ist schwer zu sagen. Der Trend geht sicherlich irgendwie zum digitalen Medium oder gar dazu sich Bücher und anderen Inhalte vorlesen zu lassen, zum Beispiel während der Autofahrt. Ich selber lese, wie gesagt, immer noch gerne ein Buch oder Magazin auf Papier. Ich habe nicht mehr viele Magazine abonniert, aber als das noch der Fall war, konnte ich mich zum Beispiel nie mit deren digitalen Versionen für das iPad/Tablet anfreunden. Die wenigsten hatten verstanden, was der wirkliche Mehrwert gewesen wäre und haben 1:1 ihr Magazin einfach nur digital publiziert. Irgendwie glaube ich nicht, dass das Buch oder gedruckte Medien im generellen so ganz aussterben werden. Aber wie gesagt: mehr als das Lesen auf digitalem Medien höre ich aktuell tatsächlich davon, dass Inhalte vorgelesen werden, weil man dies auch in Auto, auf dem Weg zur Arbeit in der Bahn oder beim Joggen konsumieren kann.

Wie glaubst du wird Lesen in Zukunft aussehen?

Seit einiger Zeit verändern sich die Medien auf denen wir lesen, Zeitungen und Bücher werden nicht mehr nur auf Papier gelesen sondern auf E-Book-Readern und Smartphones. Wir haben uns gefragt wie sich das Lesen in diesem Umfeld verändert und wie die Zukunft des Lesens aussieht. Dazu haben wir ein paar Gestalter gefragt:

1. Welches Buch liest du gerade? Wie liest du es am liebsten?
2. Was liest du täglich?
3. Wie glaubst du wird Lesen in Zukunft aussehen?

Joachim Baldauf
Fotograf

Ich denke, dass sich vorlesen lassen wichtig werden wird. Auch Software, die Inhalte von Texten zusammenfasst und das für den „Leser“ relevante filtert und kürzt. Mehr Information in weniger Zeit. Ähnlich wie bei filmischen Dokumentationen.

Frank Berzbach
Autor

Ich glaube es werden sich im Print nur anspruchsvolle Texte halten können. Die digitalen Ausgaben der großen Printmedien sind nützlich, aber Qualität wird sich weiterhin über Print durchsetzen. In Bezug auf das gedruckte Buch sehe ich es ähnlich: Die seichte Unterhaltung wird ins E-Book abwandern, die literarisch gehaltvollen Texte als immer besser produzierte Bücher existieren.

Es wird sein wie in der Musik: Vinyl ist derzeit das interessanteste und anspruchsvollste Medium; es gibt jeden Mist über Streaming, aber jeder Musiker, der einen höheren Anspruch hat, will seine Musik auf Schallplatte pressen. Ich wüsste keinen bedeutenden Text, egal ob neu oder alt, der nur digital existiert. Zur Zeit ist das auch im Journalismus so; Print ist kostpieliger und das nimmt Einfluss auf die Qualität. Es wird viel gedruckt, aber zum Glück nicht alles. Ich trauere den Bergen an schlechter Literatur im Billig-Taschenbuch nicht nach, die wird verschwinden. Die Buchläden werden vielleicht kleiner, aber die Bücher darin immer besser.

Antonia M. Cornelius
Schriftgestalterin und Grafikdesignerin

Das Lesen selbst wird sich in Zukunft wohl nicht ändern. Schriftsysteme und mentale Verarbeitungsprozesse der Buchstaben- und Worterkennung haben sich bereits optimal an diese Aufgabe angepasst. Was die Textdarstellung angeht, denke ich nicht, dass wir irgendwann nur noch digital lesen werden, da ein gedruckter Text einfach ein anderes Leseerlebnis bietet – beide Formen haben ihre individuellen Vorteile. Wahrscheinlich werden sich daher bestimmte Inhalte auf eine der beiden Arten konzentrieren: Das Internet eignet sich besonders gut für aktuelle Nachrichten und um kurz etwas nachzugucken, wohingegen literarische Texte oder komplexes Fachwissen von der gedruckten Form profitieren.

Judith Drews
Illustratorin

Da habe ich tatsächlich keine klare Vorstellung.
vermutlich wird es immer mehr digital zu lesen geben – speziell tagesaktuelle Printprodukte sowie Fachliteratur. Das ist sicher sinnvoll so und zudem ressourcenschonend. Belletristik, Fotobände und Kinderbücher bleiben hoffentlich noch lange auch in gedruckter Form auf dem Markt.

Die Hände, Augen und Seele freuen sich darüber!

Was allerdings wünschenswert und absolut zeitgemäss wäre ist das Reduzieren der Neuerscheinungen. Es sind viel, viel, viel zu viele Bücher, die in immer kürzeren Zyklen auf den Markt kommen. Welches Buch hat da wirklich noch eine Chance durch Qualität zum Longseller zu werden, wenn
schon die nächsten tausende von hinten drängeln. Oftmals ist es so, dass nur ein hoher Marketingetat und eine Poleposition in der Presseabteilung Büchern helfen sehr erfolgreich zu werden über einen längeren Zeitraum. Qualität ist längst nicht mehr das Hauptkriterium.

Johannes Erler
Gründer von ErlerSkibbeTönsmann

Bei mir wird sich da nicht mehr viel ändern, denke ich. Mir geht es gut so. Ebooks machen schon Sinn, finde ich. Mal sehen, ob ich den Sprung noch schaffe. Tageszeitungen wird es bald nicht mehr geben. Zu teuer in Herstellung und Distribution. Wandert ins Netz. Wochenzeitungen und vor allem Special Interest-Mags hingegen gibt es noch lange und in immer edlerer Ausstattung. Das ist das Vinyl für den Leser.

Was in Sachen Technik noch so passiert, kann ich nicht sagen. Vorstellen kann ich mir alles. Die Zeitung, die mir direkt auf eine künstliche Linse in meinem Auge geschickt wird zum Beispiel. Nichts ist unmöglich. Ob es besser wird, glaube ich nicht. Geschwindigkeit ist im Journalismus nicht die erste Stärke. Eher ausgeruhte Reflektion. Und das kostet Zeit und Geld, das werden irgendwann auch die letzten Speedjunkies einsehen.

Robert Eysoldt
Creative Consultant bei Zerooverhead Consulting

In erster Linie wünsche ich mir, dass viel Unterschiedliches gelesen wird und hoffe, dass das Bildungssystem – bei der aktuellen „Kurztextschwemme“ – es schafft die Lust auf das lesen längerer Texte zu vermitteln und gleichzeitig darauf vorbereitet wie man mit unterschiedlichen Text-Quellen umgeht.

Johanna Höflich
Grafikdesignerin

Ich sollte hier wohl nicht von mir auf andere schließen. Die meisten jüngeren Leute, die ich kenne, lesen wenig. Da sollten wir es uns als Gestalter zur Aufgabe machen, so schöne Bücher zu machen, dass man sie unbedingt haben oder verschenken möchte. In meinen Augen bleiben Papierbücher v.a. in Bezug auf Einrichtung, Entschleunigung und Bildung/Lesen lernen wichtig. Der Trash kann von mir aus irgendwann ins Digitale verschwinden.

Sonja Knecht
Texterin

Rosig! Rosig natürlich. Lesen, lesen und schreiben, wird immer eine – die! – zentrale Kulturtechnik unserer Gesellschaften bleiben. Eine Selbstverständlichkeit für uns, ein höchst erstrebenswertes Gut gür alle, die weniger Chancen darauf und weniger Zugang zu (Aus-)Bildung haben. Lesen rockt.

Daniel Kuhlmann
Fotograf

So wie in der Vergangenheit. Siehe Jean-Luc Picard mit seinen Hardcover-Büchern auf Raumschiff Enterprise.

Martin Lorenz
Grafikdesigner und Gründer von TwoPoints.net

Solange ich lebe, werde ich das gedruckte Buch bevorzugen wenn es um längere Texte geht. Urlaub ist, das Tablet, das Smartphone, den Computer und den Laptop ausschalten zu können und sich in ein Buch zu vertiefen.

Vorlesen ist mit einem gedruckten Buch auch am Schönsten. Das tägliche Ritual, es sich mit einem meiner Söhne Abends mit einem Buch gemütlich zu machen und mit ihnen ihre Lieblingsbücher zu lesen, kann und möchte ich mir nicht anders vorstellen. 

Ich bin allerdings auch froh, dass ich Texte mit zeitlich begrenzter Relevanz über mein Smartphone, Tablet oder Laptop lesen kann. Das es da Verbesserungsbedarf gibt, ist offensichtlich. Weder die Geräte selber, noch die Lesbarkeit der Texte sind optimal. 

Nora Marleen
Illustratorin

Solange Menschen leben, die ausschließlich mit Papier-Büchern aufgewachsen sind, wird es diese auch geben.

Möglicherweise wird es irgendwann eine Phase geben, in der nur noch digitale Texte gelesen werden, jedoch nehme ich an, dass man danach wieder auf das gedruckte Buch zurückgreifen wird, da es mir als Medium unersetzlich scheint.
Vorstellbar wären zudem neuartige Wegwerf-Bücher aus einem umweltfreundlichen Material, oder extreme Luxusausgaben, welche man hegt und pflegt und zur Schau stellt.

Franziska Parschau
Community Relations Manager bei Adobe

Gelesen wird immer werden, nur die Formen ändern sich. Bestimmt werden sich noch mehr digitale Formate entwickeln, das Lesen von langen Texten und auf Papier wird sicherlich zurück gehen. Neue Ausgabegeräte werden sich entwickeln, das digitale Lesen wird technisch optimiert werden. Dennoch wird es immer lang-formatige Texte auf Papier geben. Lesen ist halt das wirklich visuellste Medium, und wir sind visuelle Menschen. Alles kann man nebenbei machen ohne sich zu konzentrieren: (Musik) hören, Fernsehen, unterhalten, … Nur Lesen erfordert 100%ige Konzentration. Und das wiederum schafft Identifikation mit dem Text, Auseinandersetzung mit einem Thema, Wissen.

Das tolle am digitalen Text ist die schiere Verknüpfungsmöglichkeit. Ich denke, dass sich hier auch einige Probleme zeigen werden, die gelöst werden müssen: Wie schaffe ich es langen Text in die digitale Welt zu transportieren? Welche Vorteile (im Gegensatz zum analogen Lesen) kann ich dadurch generieren?

Daniel Perraudin
Grafikdesigner und Schriftgestalter

Ich kann mir gut vorstellen, dass der Anteil der „herkömmlichen“ Bücher (allen voran Belletristik) abnehmen wird. Angesichts einer Entwicklung, in deren Verlauf die einzelnen konsumierten Texte immer kürzer werden und diese stakkatoartigen, pressemitteilungsartigen Text Snippets immer schneller auf uns einstürzen, liegt auch die Befürchtung nahe, dass die Anzahl der Menschen, die sich über Stunden in ein Buch vertiefen können, vermutlich stark zurückgehen wird.

Welche Auswirkungen aber die uns peu à peu abhanden kommende Fähigkeit hat, längere Texte zu durchdringen und die Rezeptionsgewohnheiten von Kindern, Jugendlichen (und in Folge dann auch Erwachsenen) immer kürzere Texte verlangen, das kann ich nur vermuten und lässt sich von Psychologen oder Sprachwissenschaftlern sicher besser beantworten.

Rüdiger Quass von Deyen
Design Director und Gründer von KD1 FH Münster

Wer traut sich das zu prognostizieren?
Auf der einen Seite fangen Texte an zu fließen, zwischen den Geräten, sie werden beweglicher, sie werden kommentiert, sie werden verschickt. Sie werden aufgenommen, sie werden bearbeitet, das ist ein ganz neuer (Lese)Fluss, den wir so bisher noch nicht erlebt haben. Dem kann man sich ja nicht mehr entziehen. Auf der anderen Seite haben zum Beispiel Schüler, die Texte auf Papier gelesen haben, ein wesentlich besseres Leseverständnis als die, die digital gelesen haben. Und bessere Noten. Darüber liegen ja Studien vor. Man kann also darüber Hoffnungen formulieren, wie sich das Lesen in Zukunft entwickeln sollte.

Frank Rausch
User Interface Typographer

Digital sieht sie aus, die Zukunft des Lesens! Davon bin ich überzeugt. Die gestalterische Qualität digitaler Inhalte wird gedruckten Inhalten bald in nichts mehr nachstehen. Gestaltung, Material, Haptik, Komfort – in allen Bereichen werden wir erleben, wie die Pro-Papier-Argumente wegbröckeln.
Bücher auf Papier werden zwar nicht aussterben, aber sie werden zu Liebhaber-Objekten. Zum Nischenprodukt.

Ulrike Rausch
Schriftgestalterin LiebeFonts

Die Qualität der Bildschirme wird immer besser und augenfreundlicher. Das ist super vor allem für das schnelle Lesen zwischendurch.
Ich denke, mich wird so schnell nichts davon abbringen, ab und zu auch mal ein echtes Buch zu kaufen.

Nicht unbedingt wegen dem eigentlichen Gefühl beim Lesen, sondern weil ich es schön finde, Bücher zu besitzen und sie in meinem Bücherregal stehen zu sehen. Bücher sind einfach ein wunderschönes Möbelstück.
Außerdem liebe ich es, in Bücherläden zu stöbern, den Geruch von frisch bedrucktem Papier aufzusaugen und mich über großartig gestaltete Umschläge zu freuen.

Darin besteht sicherlich in den nächsten Jahren auch die Herausforderung der Verlage. Schöne Bücher gestalten, mit hochwertigen und haptisch ansprechenden Materialien oder auch besonderen Veredelungen. Das lässt sicherlich bei Liebhabern des geschriebenen Wortes auch in der Zukunft noch das Herz höher schlagen. Ich bin auf jeden Fall gespannt!

Katrin Rodegast
Paper Art & Illustration

Ich denke, dass es weiterhin Bücher aus Papier geben wird, da die Menschen das Buch als haptisches Objekt lieben. Für Nachrichten werden sicherlich die Webseiten der großen Zeitungen und Mediatheken der Nachrichtensender wichtig bleiben. Da man immer weniger Zeit hat, Bücher zu lesen, glaube ich, dass Hörbücher und Podcasts das Lesen in großem Maße ablösen werden.

Raban Ruddigkeit
Designer, Autor und Gründer von Brousse & Ruddigkeit

Das Lesen als Kulturtechnik ist heute verbreiteter als vor 20 Jahren & wird in 20 Jahren noch verbreiteter sein als heute. Allerdings sind die Träger deutlich vielfältiger als bisher. Menschen lesen auf Handys, Laptops & manchmal schon auf ihren Watches. Twitter gibt Zeichenzahlen vor, Facebook übersetzt mühevoll & Snapchat ist das Paradies der Emojis.

So entstehen nicht nur neue Jugendsprachen, sondern auch immer neue Codes für Consumer & Communities. Mein Instinkt sagt, dass dem, der die Trennung zwischen diesen beiden Welten aufheben kann, die Zukunft gehört. Offenheit & Ehrlichkeit werden die wichtigsten Werte in einer Welt, die beides immer mehr einfordert. Und Worte sind Werte, die sich manifestieren.

Jürgen Siebert
Marketing Director Monotype

Das Lesen als physischer Prozess bleibt unverändert, aber der Zugang zum Text und das Publizieren verändern sich.

Marc Thiele
Gründer und Organisator von Beyond Tellerrand

Das ist schwer zu sagen. Der Trend geht sicherlich irgendwie zum digitalen Medium oder gar dazu sich Bücher und anderen Inhalte vorlesen zu lassen, zum Beispiel während der Autofahrt. Ich selber lese, wie gesagt, immer noch gerne ein Buch oder Magazin auf Papier. Ich habe nicht mehr viele Magazine abonniert, aber als das noch der Fall war, konnte ich mich zum Beispiel nie mit deren digitalen Versionen für das iPad/Tablet anfreunden. Die wenigsten hatten verstanden, was der wirkliche Mehrwert gewesen wäre und haben 1:1 ihr Magazin einfach nur digital publiziert. Irgendwie glaube ich nicht, dass das Buch oder gedruckte Medien im generellen so ganz aussterben werden. Aber wie gesagt: mehr als das Lesen auf digitalem Medien höre ich aktuell tatsächlich davon, dass Inhalte vorgelesen werden, weil man dies auch in Auto, auf dem Weg zur Arbeit in der Bahn oder beim Joggen konsumieren kann.

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