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Fragen an Illustratoren: Julia Pfaller

Wie war dein Einstieg in die Branche und was war dein erster Job?

Mit ein paar einfachen Zeichnungen im Fotoalbum bin ich zur Neon Redaktion gelaufen: Glück gehabt, dran geblieben. Meine Kollegin Tina Berning hat mir sehr geholfen und mir erklärt, wie die Branche funktioniert. Super war für den Anfang das von Tina, Lulu, Sascha Bierl und mir gegründete Web-Tagebuch Bilderkub.de, ich hab täglich eine freie Zeichnung oder Grafik dafür angefertigt, die Bildredakteure haben das gemocht, darüber kamen weitere Jobs.

Arbeitest du hauptsächlich als Illustrator oder hast du noch andere Schwerpunkte und falls ja, welche?

Ich bin hauptberuflich Illustratorin für Editorial, teils auch Werbung, dazu mache ich auch freie Projekte in diversen Medien, das reicht von Gruppenausstellungen, Raum-Installationen bis Film. Ich suche als Gegenpol zur doch recht einsamen Arbeit als Illustratorin den Austausch. Ich würde auch gerne Illustration unterrichten, das hat Spaß gemacht, ich konnte es an der Stuttgarter Merz-Akademie ausprobiern.

Auf welchen Themenbereich hast du dich spezialisiert? Wie würdest du deinen Stil beschreiben? Mit welchen Techniken arbeitest du?

Die Vielseitigkeit ist mein Thema, die Wandlungsfähigkeit ist mein Stil, ich will mich mit immer neuen Techniken und Materialien beschäftigen.

Digital oder Analog?

Die Anforderungen der Branche haben mich zu einer Kombination von beidem geführt, am liebsten möglichst viel analog, die digitale Bearbeitung sollte an zweiter Stelle stehen, würde gern weniger vorm Bildschirm sitzen.

Gibt es ein Objekt, ein Thema, das für dich besonders schwer zu zeichnen ist?

Ja, Männer die begeistert schaun.

Wie ist dein Arbeitsprozess für eine Illustration?

Und 1, und 2, und 3, und 4, …..

Was passiert, wenn einem Kunden deine Illustration überhaupt nicht gefällt?

Dann wird geändert, ich muss nur aufpassen, rechtzeitig Stopp zu sagen, wenn man mit dem Kunden zu keiner Lösung kommt.  Manche Auftraggeber, sehen den Illustrator als reinen Dienstleister, als Roboter, das funktioniert natürlich nicht. Im Extremfall werden meine Agenten als Schiedsrichter eingeschaltet.

Welche Tipps kannst du jemandem geben der Illustrator werden möchte?

Eine schlichte Webseite einrichten, auch wenn man nur wenige Worksamples und kaum Publikationen hat, sich auf jeden Fall mit der Mappe digital oder als Prints zu den Redaktionen wagen. Zu den jeweiligen Bildredakteuren direkt Kontakt aufnehmen, Pralinen dabeihaben und sich nix gefallen lassen, vor allem nicht vom Jakob Feigl von der Neon. Auch international denken, z.b. bei englischen Magazinen bewerben.

Wie gewinnt man als Illustrator Kunden?

Postitionierung in den Magazinen, am Anfang ruhig auch unbezahlte Aufträge annehmen, Hauptsache, die Illus werden gesehen, das ist die beste Werbung. Ich selbst werde von den 2 Agenten aus Berlin vertreten, ich finde eine Repräsentanz für einen Illustrator aber nicht zwingend, ich habe viele Jahre ohne Agent gearbeitet.  Um bei den Kunden im Gedächtnis zu bleiben, Newsletter versenden.

Wie siehst du den Stand der Illustration in Deutschland?

Die Illustration bekommt immer mehr Aufmerksamkeit auch durch Veranstaltungen wie »Illustrative« und Publikationen des Gestalten-Verlags.

Illustration ist in und wird gehypt durch Plattformen im Netz, Events, Galerien für Illustration. Das Interesse an Illustration und dem Beruf des Illustrators ist gestiegen, bis Mitte der Neuniziger war Illustration kein großes Thema in den Zeitschriften, in den Sechzigern hatte sie ihren Stellenwert und jetzt wieder, auch die Kombination Foto und Zeichnung, dreidimensionale Sets, Modeillustration. Seit ein paar Jahren ist ein deutlicher Trend der räumlichen Umsetzung zu beobachten. Mir kam das alles zugute, ich habe 2002 mit Illustrationen für Editorial begonnen und da gab es einen großen Bedarf und eine große Offenheit, ich hatte viel Spielraum in Darstellung und Technik. 

Wo ist für dich der Unterschied zwischen Kunst und Illustration?

Viele meiner Illustrations-Kollegen sind wie ich interdisziplinär tätig. Es geht nicht um die Person als Verursacher, es geht um die Ausgangssituation: Illustration ist bekanntlich angewandt meist in Verbindung mit Text und freie Kunst nicht zweckgebunden. Picasso hat auch Illustrationen gemacht.  Bei meinen freien Werken muß ich mich zum Glück nicht drum scheren, obs jemand versteht oder nicht, da kann ich mich dann mit meinen eigenen Fragen intensiver beschäftigen. Mal ehrlich: Sich das ganze Jahr zu Themen wie Singlefrauen auf Partnersuche oder neue Smartphoneanwendungen Illus einfallen zu lassen, kanns auch nicht gewesen sein, oder? Meine freien Projekte halten meinen Kopf lebendig.

Julia Pfaller
http://www.juliapfaller.de

Interviewserie mit Fragen von Nadine Roßa und Patrick Marc Sommer.

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