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Muss alles bunt sein? – Illustrator & Künstler Marco Wagner

Das Leben teilt mitunter hart aus und hinterlässt nicht nur äußerliche Blessuren. Marco Wagner, Illustrator und Maler, schickt entrückte Kämpfernaturen in bedrohliche Szenarien, deren Unheimlichkeit und Schönheit uns fasziniert. Seine Bilder stecken voller Abgründe – die Geschichten fügt der Betrachter hinzu.

Wir wollten mehr über ihn und seine Arbeit wissen und herausfinden wie er mit Farben umgeht.

Kannst du dich kurz vorstellen? Wer bist du und was machst du?

Hallo, mein Name ist Marco Wagner, geboren 1982 in Würzburg, Bayern. Dort habe ich auch Design studiert und arbeite seit 2006 als Freelancer. Ich bin verheiratet und habe eine 3-jährige Tochter.

Man ordnet Dinge hierzulande gerne in Schubladen, bei dir scheint das schwer. Bist du Künstler, Illustrator oder Maler – oder spielt das keine Rolle für dich?

Es spielt für mich genau deshalb eine Rolle, weil man immer alles in Schubladen einordnen möchte. Ich hadere mit diesen Begriffen! Eigentlich wäre ich gerne beides, also Illustrator und Künstler. Momentan mache ich auch genau das. Arbeiten im Auftrag, meist für Zeitschriften und viele freie Arbeiten, die dann im besten Fall bei Ausstellungen zu sehen sind. Ich liebe beides sehr und hoffe nicht, mich irgendwann für eines entscheiden zu müssen. Optisch versuche ich Gemeinsamkeiten zu behalten, obwohl meine freien Arbeiten farblich als auch thematisch von den Illustrationen abweichen.

In deinen Bildern sind oft starke und teilweise verstörende Elemente zu sehen, dennoch wirken sie meist sehr angenehm, fast beruhigend. Ich denke, das hat auch mit ihrer Farbigkeit zu tun, also mit der Art und Weise, wie du Farbe verwendest. Was für eine Rolle spielt Farbe in deiner Arbeit und wie setzt du sie ein?

Generell arbeite ich gerne schwarz/weiß mit nur geringen Farbanteilen. Aber bei Illustrationen (und auch für Ausstellungen) werden gerne „schöne” Farben verlangt. Was in Ordnung ist, aber ich versuche relativ organische Farbe zu verwenden, das heißt ein bisschen Dreck mit dazu gemischt oder mal das Glas mit dem Pinsel-Schmuddelwasser darüber gegossen kommt schon vor.

Ich arbeite viel mit Acrylfarben, da verwende ich die Grundfarben weiß und schwarz. Das bringt mich schneller zu meinen gewünschten Ergebnissen. Und ich habe so Phasen, da stehe ich dann total auf Altrosa oder Gold – keine Ahnung warum.

Wenn es nach dir ginge, müsste es also nicht wirklich bunt sein. Brauchen die Betrachter Farben, um etwas schön zu finden?

Würde ich so nicht sagen, aber meistens soll ja eine positive Stimmung vermittelt werden und da ist der Einsatz von Farben hilfreich. Es gibt auch Leute, die sich ein Bild wegen der Farbigkeit kaufen, weil es gut ins Wohnzimmer passt und das Motiv tritt in den Hintergrund – als Dekoration sozusagen. Auch wenn es eine Frage des Geschmacks ist, würde ich dennoch sagen, dass die Mehrheit farbenfrohe Bilder bevorzugt.

Woher bekommst du deine Inspirationen und Ideen?

Ich denke sehr viel nach, vor allem abends im Bett. Ich schaue mir die Welt an, im Hinterkopf immer die Frage: „Kann ich daraus ein Bild machen?”
Ich bin sozusagen ein Sammler von Ideen, Momenten, Eindrücken, anderen Bildern, Fotos und Dingen, die ich dann für mich neu kombiniere, um etwas Neues daraus zu bauen. Es ist natürlich ein Rennen und Stillstehen; mal schaffe ich 3 gute Arbeiten in einer Woche, mal nur ein grottenschlechtes Bild im ganzen Monat. Aber auch das ganze Müllproduzieren ist irgendwie sinnvoll und wichtig, man muss es halt durchstehen.

Schildere ein bisschen deinen Arbeitsalltag und deine Arbeitsweise. Wie gehst du an eine freie, wie an eine Auftragsarbeit heran?

Gut, ich bin ein Tag-Mensch. Das heißt morgens bringe ich meine Tochter zum Kindergarten und dann fange ich an zu arbeiten so ab 8.30 Uhr. Abends mache ich bis 19.00 Uhr, dann ist Feierabend – das ist die Regel. Meine Herangehensweise variiert, je nachdem ob ich noch nach Ideen suche oder die Idee bzw. Skizze des Kunden schon da ist. Ich fange meist einfach an und vieles passiert dann während des Schaffens. Bei freien Arbeiten ist das ganz genauso, da ich mit Acryl arbeite und die Möglichkeit habe gegebenenfalls zu Übermalen. Anders ist es bei Zeichnungen: da steht die Skizze/das Layout ziemlich detailliert.

Man spürt einen Trend zurück zur »handgemachten« Gestaltung – gleichzeitig weichen analoge Medien wie Bücher, Zeitungen und Zeitschriften scheinbar nach und nach dem Digitalen. Wie sehr beeinflusst diese Entwicklung deine Arbeit?

Hm, gar nicht. Meine Arbeiten gehen den umgekehrten Trend, denn ich persönlich habe mehr Freude an analoger Ästhetik und versuche meine handwerklichen Fähigkeiten zu verbessern. Allerdings habe ich auch das Glück, dass die Kunden mir immer ausreichend Zeit für meine Illustrationen geben.

Wird auf diese handwerkliche Fähigkeit noch Wert gelegt bzw. können die Leute das wertschätzen?

Schwierige Frage. Ich denke es spielt keine große Rolle bei der Illustration, da der Betrachter ja ohnehin nur einen Druck sieht. Zudem kann man Strukturen und Stile ja auch am Rechner künstlich simulieren. Richtig interessant wird es dann natürlich, wenn man Originale auf Ausstellungen sieht und der Betrachter wirklich das Objekt studieren kann und die Pinselstriche, Klebereste und Papierschnipsel vor der Nase hat. Ich denke schon, dass Leute so etwas wertschätzen.

Vielen Dank für deine Zeit.

Sehr gerne!

Das Interview wurde geführt von Simon Prades

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