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Das Thema der Bachelorarbeit lautet Pareidolie. Pareidolie beschriebt das Phänomen, dass Menschen im Wahrnehmungsprozess dazu neigen, Gesichter, Figuren oder Objekte wahrzunehmen, wo im Tatsächlichen keine sind. Diese Entwicklung fand in der Evolution statt, da es günstiger war, sich in der Wahrnehmung zu täuschen, indem mehr wahrgenommen wurde als tatsächlich vorhanden war, als weniger wahrzunehmen und Gefahr zu laufen, von einem Raubtier oder von einem Feind überfallen zu werden. Prominente Beispiele für Pareidolien sind „der Mann im Mond“, das Erkennen von Gesichtern oder Objekten in vorbeitreibenden Wolken oder das „Marsgesicht“.
Welche Faktoren für die Wahrnehmung von Pareidolien im Konkreten verantwortlich sind, ist ein Bestandteil der wissenschaftlichen Arbeit. Darüber hinaus wird in der Arbeit untersucht, wie das Phänomen im Design, wie beispielsweise im Automobildesign oder in der Kunst, Verwendung findet. Neben der wissenschaftlichen Ausarbeitung des Themas war eine visuelle Umsetzung der Erkenntnisse Ziel der Bachelorarbeit. Für diese Umsetzung diente der Rochard-Test, welcher aus der Psychoanalyse bekannt ist, als Inspiration. Ähnlich wie in diesem ist es auch in der visuellen Darstellung meiner Arbeit dem Betrachter überlassen, welche Gesichter, Figuren oder Objekte er in den Werken wahrnimmt. Für Betrachter, welche sich näher mit den Printergebnissen der Arbeit beschäftigt haben, wurde darüber hinaus eine Stopp-Motion erstellt. Dadurch, dass die Stopp-Motion zum Teil sehr dynamisch ist, erfordert diese, um Objekte oder Gesichter wahrzunehmen, einen „geübteren“ Blick und eine Sensibilisierung für das Thema.
Bei den Werken ist hervorzuheben, dass für deren visuelle Umsetzung eine neue Methode entwickelt wurde, um Pareidolien darzustellen. Die dargestellten Ergebnisse wurden nicht im Computer generiert oder manipuliert, sie sind rein fotografisch entstanden. Die Stopp-Motion ist ebenfalls ein Produkt, in dem, wie bereits aus dem Namen zu schließen ist, eine große Reihe an Bildern zu einer Animation zusammengeführt wurden.
Als Ergebnis konnten neben der wissenschaftlichen Arbeit, welche als gestaltetes Buch an sich bereits ein eigenes Werk darstellt, die erwähnten Printerzeugnisse sowie eine Animation präsentiert werden. Des Weiteren wurde ein Leporello mit 64 Bildern erstellt, welches beim Durchblättern als Endlosschleife funktioniert. Sobald der Betrachter am Ende des Leporellos angekommen ist, hat er die Möglichkeit, einfach weiter zu blättern, da die Werke auf der Rückseite des Leporellos weitergehen. Nachdem er wieder am Ende angekommen ist, kann er dieses wieder von vorne durchgehen. Darüber hinaus besteht auch die Option, das Leporello kopfüber zu betrachten, wodurch der Betrachter wiederum neue Pareidolien wahrnehmen kann. Die Idee des Leporellos ist eine Adaption auf die Melodie von J. S. Bach, welche für die Stopp-Motion verwendet wurde. Dieses Stück von Bach zeichnet sich dadurch aus, dass es sich beim Abspielen sowohl vorwärts wie auch rückwärts identisch anhört.
Ziel der Umsetzung war es, die durch das Studium erlernten Fähigkeiten im Print, also im analogen Bereich, die Fähigkeit des wissenschaftlichen Arbeitens, wie auch die Fähigkeiten, welche im digitalen Bereich angeworben wurden, ein- und umzusetzen. Des Weiteren wurde ein Link zwischen den Werken und dadurch auch zwischen den verschieden Designdisziplinen geschaffen. Darüber hinaus konnte ich durch diese Bachelorarbeit für mich persönlich eine elementare Frage klären: Wie viel Kunst und wie viel Wissenschaft braucht Design, damit es beim Betrachter zielführend greift?