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Die musikalische Zerstörung eines Klaviers war vor 50 Jahren der Höhepunkt der „Fluxus Festspiele Neuester Musik“ in Wiesbaden. Zum Jubiläum entwickelte Scholz & Volkmer zusammen mit dem Museum Wiesbaden und dem Kulturamt der Landeshauptstadt Wiesbaden die „Piano Interactivities“.
Entstanden ist die Kunstform Fluxus 1962 in Wiesbaden. Das Herzstück der damaligen Wiesbadener Festspiele war ein Stück namens „Piano Activities“, in dessen Verlauf ein Flügel dermaßen unkonventionell „gespielt“ wurde, dass er am Ende vollständig zerstört war. Zum 50. Jubiläum wird dieses Stück nun erneut aufgeführt, diesmal mit user-generated Content unter Einbeziehung der Internet-Community.
Mit den Piano Interactivities kann erstmals jeder weltweit zum Fluxus-Künstler werden und seine eigene Performance an der Geburtsstätte von Fluxus aufführen, ohne seine Wohnung verlassen zu müssen: Fluxus kommt nach Hause. Damit findet eine räumliche Trennung zwischen der Schaffung des Kunstwerks und dessen Aufführung statt. Ein Videostream überträgt die Performance live aus dem Museum, in dem die interaktive Piano-Installation aufgebaut ist, ins Internet.
Vom 24. August bis 23. September können Internetnutzer aus aller Welt von Dienstag bis Sonntag – jeweils von 11 bis 13 Uhr und von 16 bis 18 Uhr – ein reales Klavier im Museum Wiesbaden selbst bearbeiten. In Echtzeit steuern die User mittels Eingabe einer Partitur, den so genannten Scores, auf der Website die Maschinen wie elektrische Sägen oder eine Axt, die dem Flügel recht unsanft Töne entlocken. Angesteuert werden die Geräte mittels eines Computers, der die User-Eingaben aus dem Netz auf die Instrumente der Installation überträgt.
Zur Vorpremiere am 23. August im Museum Wiesbaden ließ der Fluxus-Künstler Ben Patterson es sich nicht nehmen, die erste Partitur der „Piano Interactivities“ mit zu verfassen. Patterson war schon bei den Festspielen 1962 in Wiesbaden dabei und gilt als Mitbegründer der Fluxus-Bewegung. Die am Piano angebrachten „Werkzeuge“ sind alle Entwicklungen des Leipziger Künstlers Hannes Waldschütz. Museumsbesucher vor Ort können das Kunstwerk auch ganz aus der Nähe erleben.
Prägend für das Design der Online-Installation und die Infowebsite sind die Fluxus-Kunst selbst sowie der Look der 1960er Jahre. Zentrales Element sind die für Fluxus typischen „Scores“ – schriftliche, meist auf Schreibmaschine geschriebene, Anweisungen, wie eine Performance aufzuführen ist.
Agentur: Scholz & Volkmer
Projektleitung: Tim Sobczak
Design: Jörg Waldschütz, Philipp Tietze
Konzept/Text: Tim Sobczak
Technik: Peter Reichard, Niklas Armbruster
Project Management: Nadine Bücking
Künstler: Hannes Waldschütz