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Maria Sturm interessiert sich für den Mensch. Insbesondere beschäftigt sie sich in ihren Arbeiten mit Jugend. Spannend also, dass sie, die den Fokus auf das Individuum legt, dies in einer Gesellschaft tut, in der Individualität im modernen Sinne nicht existiert. Umso mehr, da es sich auch um eine Gesellschaft handelt, die keinen Begriff für “Jugend” kennt, man ist dort entweder Kind oder Erwachsener.
In einfühlsamen Portraits versucht sie sich dennoch dem Einzelnen zu widmen. Sie zeigt junge Paare in oder vor ihren bunt eingerichteten Häusern, in denen sich pastellfarbene Teppiche mit neonfarbenen Plastikblumen kreuzen und für den typischen Kitsch sorgen. Dennoch ist immer zu erkennen, dass es sich um ärmliche Behausungen handelt, mit teilweise bröckelnden Wänden von denen die Farbe abblättert.
Die Dargestellten sind einfach und meist auch recht bunt gekleidet. Sie lachen nicht, wirken jedoch auch nicht unglücklich, sondern einfach ernst, ihr Leben akzeptierend.
Die Portraits wechseln sich mit symbolhaften, etwas Lynchesque wirkenden Blumenstillleben ab, die auf den Jungfrauenritus der drei “Blumen” auf dem weißen Nachthemd anspielen. Sie nähert sich auf diese Weise behutsam dieser Kultur und fängt die Stimmung in ihren Bildern ein. Einerseits heiter und bunt, aber niemals romantisierend, sondern ungeschönt. Andererseits leicht beklemmend und unangenehm, wie das Ritual der Kinderheirat empfunden werden muss. (Text: KATI WERKMEISTER – Kunsthistorikerin)
Das Buch hat beim diesjährigen New York Photo Award in der Kategorie “Student-Photobook” gewonnen.
Maria Sturm
http://www.mariasturm.com
Sascha Fronczek
http://www.saschafronczek.de
Sven Lindhorst-Emme
http://www. lindhorst-emme.de