Bunker zu Wohnraum umbauen – ein neuer Trend in Deutschland?
Schon häufiger haben Entwicklungen und Erfindungen aus Kriegen sich später als segensreich für die Zivilgesellschaft erwiesen. Manchmal geht es auch darum, aus den Überresten oder Vermächtnissen des Krieges etwas Neues zu schaffen, was Schritt für Schritt den Blick von der Vergangenheit Richtung Zukunft lenkt.
1945 leisteten Trümmerfrauen in Deutschland diese Arbeit und bauten aus dem Schutt zerbombter Städte Stück für Stück die Republik wieder auf. Und im Bereich der Architektur gibt es einen weiteren Trend, der daran anknüpft. Vielerorts existieren in Deutschland noch Bunker aus dem zweiten Weltkrieg. Sie werden mancherorts zu Eigenheimen oder Mietwohnungen umgebaut.
Genehmigungen
Zunächst ist es wichtig, dass die Gebäude von der entsprechenden Behörde oder Verwaltung freigegeben werden. Dabei wurden die klobigen, äußerlich meist wenig reizvollen Nutzbauten häufig als Lagerhäuser oder Fabrikgebäude genutzt. Wer als privater Käufer einen Bunker oder ein ähnliches Nutzgebäude als Wohnraum erwerben will, sollte in diesem Zusammenhang sichergehen, dass dafür die entsprechende Genehmigung vorliegt. Zuständig ist in vielen Fällen das Bauamt. Dieses kann baurechtliche Bedenken äußern. So müssen die Behörden den Änderungen der Nutzung, beispielsweise eben der als Wohnraum, zustimmen.
Finanzierung, Planung
Ein weiterer wichtiger Punkt ist das zur Verfügung stehende Budget. Wenn ein Bunker bewohnbar gemacht werden soll, müssen zahlreiche Umbauten finanziert werden. Sind die notwendigen Maßnahmen mit dem Bauamt oder anderen Behörden, gegebenenfalls auch Nachbarn abgeklärt, sollten Privatleute die Einnahmen und Ausgaben realistisch und langfristig planen. Dabei werden häufig mehrere Einheiten, bei Hochbunkern sogar auf mehreren Stockwerken, eingerichtet. Diese dienen den Besitzern zur Vermietung.
Um bis zu 50 Wohneinheiten zu verwalten, können Vermieter dafür beispielsweise speziell dafür entwickelte Software wie QuickImmobilie 2015 (von den Entwicklern von Lexware) verwenden. In umgebauten Mietsgebäuden können nachträglich Verbesserungen an Heizungs- oder Wasserinstallationen Investitionen notwendig machen. Daher sollte man wie bei anderen größeren, vermieteten Objekten die Kostenentwicklung (Einnahmen, Ausgaben) im Griff haben. So kann man selbst planen und nicht zuletzt den Mietern eines umgebauten Bunkers gegenüber verlässliche, finanzielle Angaben machen.
Gestaltung: Beispiel des Hannoveraner Luftschutzbunkers
Generell bieten Bunker durchaus Gestaltungsmöglichkeiten. Dies zeigt das Beispiel eines Luftschutzbunkers in Niedersachsen, welcher von einer Privatfamilie zu einem Wohnhaus mit Dachterrasse umgebaut wurde, von der man einen schönen Blick auf den Fluss List hat. Einen Bericht dazu lieferte die Hannoversche Allgemeine (HAZ).
Wie viele andere Hoch- oder Luftschutzbunker in Deutschland wurde der Block mit vier Bunkergeschossen im Jahr 1940 erbaut. Er besitzt eine Fläche von 375 Quadratmetern und war für über 750 Personen konzipiert. Wie viele Bunker in der Bundesrepublik hat das kriegstaugliche Gebäude einen Vorteil: Es liegt meist in günstiger städtischer Lage. Schließlich sollten möglichst viele Menschen in einem stark besiedelten Umfeld vor Bombenangriffen oder sonstigen Gefahren geschützt werden. Darüber hinaus besitzen Bunker in der Regel keine tragenden Innenwände. Somit kann man die Räumlichkeiten frei aufteilen.
Mögliche Probleme
Allerdings ergaben sich beim Bremer Bunker auch Probleme, denen man sich als Investor bewusst sein muss. So müssen Mauern eingezogen und auch meist breitere Treppen, beispielsweise hier zwei bis drei Meter breite Stufen aus Beton, integriert werden. Noch größere Schwierigkeiten als die genannten Baumaßnahmen, die auch in anderen zu renovierenden oder sanierenden Objekten anfallen, bereiten die Fenster. In diesem Fall mussten die über einen Meter dicken Wände durchbohrt werden.
Um Bombenangriffen standzuhalten, sind die Bunker nicht nur aus Beton, sondern häufig – wie beim Luftschutzbunker in Hannover – zusätzlich mit Stahlstäben und harten Splintsteinen gefestigt. In Hannover wurde ein mit Diamanten besetztes Metallseil verwendet, mit dem es binnen zwei Tagen gelang, durch den Beton zu dringen. Für den Abtransport der Betonstücke ist ein Kran notwendig. Zusätzlich sind die normalerweise lediglich für einen kurzen Aufenthalt konzipierten Bunker häufig zu dämmen. In Hannover wurde die Beheizung durch eine Solaranlage und einen Gas-Brennwertkessel unterstützt. Sind die Probleme bewältigt, kann der Bunker letztendlich genutzt werden.
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