Instrumentenbau: Design trifft Handwerkskunst
Gute Instrumentenbauer sind filigrane Handwerker. Damit ein Instrument die Töne so hervorbringt wie gewünscht, muss seine Form vollkommen sein. Für Design lässt das nicht viel Spielraum, oder? Doch tut es. Auch Instrumente bieten Spielfläche für Kreativität – nicht nur was den Klang angeht.
Design und Musik verschmelzen im Instrument
Ob Albumcover, Bandlogo oder in Form von Klanguntermalung – Design und Musik können in vielerlei Hinsicht eine fruchtbare Symbiose eingehen. Von Instrumenten allerdings erwartet man in erster Linie Funktionalität. Der Klang steht bei jedem Instrument im Vordergrund. Aber Musikinstrumente sind letztlich doch mehr als lediglich Werkzeuge für Musiker. Sie waren und sind Kultgegenstände, Symbole, Sammlerobjekte, Statussymbole, Dekorationsstücke oder Andenken. Und bei all dem spielt selbstverständlich auch die Optik eine Rolle. Das Spiel mit Materialien, Formen und Verzierungen kann Instrumente zu einmaligen Designobjekten und zu regelrechten Kunstwerken machen.
Bereits in der Renaissance war die Verbindung zwischen Ästhetik und Instrument gut erkennbar. Wer es sich leisten konnte, stellte besondere Stücke regelrecht aus. Vor allem Tasteninstrumente wurden gern reich geschmückt. Ihre Deckel boten Platz für aufwendige Malereien und die Beine zierten detailreiche Schnitzereien. Andere Instrumente aus Metall, Holz oder Bein boten Platz für Gravuren, Intarsien oder Brandmalereien.
Als schwieriger erwiesen sich Experimente mit ungewöhnlichen Formen oder Materialien, die den Klang beeinträchtigen konnten. Hier musste sich das Design letztlich meist der Funktionalität unterordnen.
Individuelle Note und Wiedererkennungswert
Allzu aufwendig gestaltete Musikinstrumente haben heute häufiger den Status eines Kunstobjektes, als dass sie praktische Anwendung finden. Dennoch legen manche Musiker Wert auf eine besondere Optik. Ein Beispiel sind die auffälligen Gitarren einiger Rockstars, die in der Szene Wiedererkennungswert besitzen. Das Modifizieren der Instrumente gilt dabei als eine Kunst für sich.
Doch auch in anderen Genres kann neben dem Klang die Optik eine Rolle spielen. Wer etwa eine Handpan kaufen möchte – ein ohnehin schon nicht ganz alltägliches Instrument – achtet mitunter auch auf eine schöne Optik. Für den Klang einer Handpan sind Form und Material entscheidend und so gibt es hier nicht viel Variation. Mit Farben und Gravuren lässt sich dem Instrument aber dennoch ein individuelles Design verleihen. Zur Klangästhetik kommt bei der Handpan ihre besondere Optik, die durch das Design noch zusätzlich betont werden kann.
Experimentieren ist erlaubt
Den perfekten Klang für ein ganz besonderes Design zu opfern, mag manchem Musiker widerstreben. Originell und künstlerisch wertvoll kann das Ergebnis dennoch sein. Ein kurioses und dennoch beeindruckendes Beispiel dafür ist etwa das Wiener Gemüseorchester. Hier ist der Name kein Scherz, denn die Musiker designen ihre Instrumente tatsächlich selbst aus frischem Gemüse. Lebensmittelverschwendung? Nein, durchaus nicht, denn nach jedem Auftritt gibt es Gemüsesuppe für das Publikum. Das Design ist hier also sogar besonders nachhaltig.
Eine Symbiose aus Kunst, Design und Musik ist auch der „Singing Ringing Tree“ im englischen Burnley. Er ist gleichermaßen Skulptur und Instrument. Drei Meter hoch und aus zahlreichen unterschiedlich langen Rohren bestehend, wird dieses besondere Instrument vom Wind gespielt.
Im Rahmen künstlerischer Freiheit sind dem Instrumenten-Design kaum Grenzen gesetzt. Im Hinblick auf die Definition kann das allerdings anders aussehen, denn darüber, wann ein Instrument aufhört, Instrument zu sein, lässt sich durchaus streiten.