Zwischen seriös und ausgeflippt: Vorstellungsgespräche in der Kreativbranche
Wenn der BWLer zum Vorstellungsgespräch im Investmentunternehmen antritt, ist er sicherlich so nervös wie jeder andere in dieser Situation. Aber wenigstens bewegt er sich auf einem relativ klar definierten Terrain mit einem festen Verhaltenskodex. Solange das Businessoutfit dem allgemeinen Dresscode entspricht und das Gespräch freundlich und sachlich verläuft, ist man hier wenigstens nicht unangenehm aufgefallen.
In der Kreativbranche sieht das deutlich anders aus. Sie ist äußerst divers und entsprechend sind es auch die Anforderungen an Bewerber. Die müssen zwar herausstechen, aber trotzdem ins Konzept passen. Eine Gratwanderung, die nicht immer leicht einzuschätzen ist.
Die Frage nach dem Dresscode
Unwichtig ist der berühmte erste Eindruck nicht. Abseits sehr formeller Branchen messen Personaler dem äußeren Auftreten aber oftmals weit weniger Bedeutung bei als gemeinhin angenommen. Sauber und gepflegt sollte es natürlich sein und nicht gerade im Widerspruch zum Firmenimage stehen. Generell sollte man dem Outfit aber nicht übertrieben viel Aufmerksamkeit zukommen lassen, sondern den Fokus auf eine vorteilhafte inhaltliche Selbstpräsentation legen. (Eine Ausnahme bildet hier natürlich die Modebranche. Wer sich hier als Designer bewirbt, muss im wahrsten Sinne des Wortes ins Bild passen.) Nicht unterbewerten sollten Bewerber grundsätzlich den Wohlfühlfaktor, denn der gestaltet den eigenen Auftritt mit. Wer sich wohlfühlt, kann sicher und entspannt auftreten. Sich ständig darauf zu konzentrieren, ob der Bauch eingezogen ist oder der Hemdkragen richtig steht, wird hingegen schnell zum Störfaktor und bleibt auch dem Gegenüber nicht immer verborgen.
Es geht nicht darum sich möglichst vorteilhaft zu verkleiden, sondern darum ein authentisches Selbstbild abzugeben, das idealerweise mit den Stellenanforderungen harmoniert.
Personality ist gefragt
Die fachlichen Qualifikationen gehen aus den Bewerbungsunterlagen hervor. Wer zum Vorstellungsgespräch eingeladen wurde, kann davon ausgehen, dass er die schon mal erfüllt. Jetzt ist also vor allem Personality gefragt, besonders in der Kreativbranche. Denn hier geht es auch um Begeisterungsfähigkeit, Trendbewusstsein, Spontanität und Flexibilität. Aber wie zeigt man solche Eigenschaften im Bewerbungsgespräch und gibt sich dabei gleichzeitig professionell und seriös? Ein wichtiger Baustein ist definitiv gute Vorbereitung. Wer gut zum Unternehmen oder potenziellen Auftraggeber recherchiert, kann besser einschätzen was wirklich gefragt ist und entsprechend agieren.
Auch in der Kreativbranche ähnelt der Ablauf vom Bewerbungsgespräch dabei meist dem üblichen Muster aus Vorstellung und Fragen. Allerdings ist es oft weniger starr und vom floskelhaften Standartgespräch abzuweichen ist häufig nicht nur akzeptiert, sondern auch gewünscht. Es kann sich also lohnen, hier etwas mutiger zu sein und den persönlichen Antrieb ruhig etwas deutlicher zum Ausdruck zu bringen. Trocken und langweilig zu erscheinen, ist in so manchem Kreativjob ein größerer Fauxpas als ein etwas zu exzentrisches Auftreten.
Erwarte das Unerwartete
Häufig müssen Bewerber in der Kreativbranche mit unerwarteten Fragen oder Situationen rechnen, denn gerade hier wollen Personaler ihr Gegenüber gern mal aus der Reserve locken. Beliebt sind vor allem Kreativaufgaben oder sogenannte Brainteaser. Sie kommen in Interviews und bei größeren Unternehmen auch gern beim Assessment-Center zum Einsatz. Vom Kreieren eines Schmuckstücks aus Büroutensilien bis hin zur Frage warum Kanaldeckel eigentlich rund sind, ist hier eigentlich alles möglich. Darauf kann man sich nicht wirklich vorbereiten. Muss man aber auch nicht unbedingt, denn schließlich kommt es ja gerade darauf an kreativ und spontan zu denken.