Wie können kleine Goldschmiede im Zeitalter des E-Commerce mithalten?
Kaum irgendwo wird individuelles Design so sehr geschätzt wie beim Schmuck. Natürlich gibt es schon seit Langem billigen Modeschmuck aus industrieller Fertigung. Aber bei besonderen Stücken wie Eheringen, romantischen Herz Ohrringen oder Kommunionsschmuck legen immer noch viele Menschen Wert auf Unikate, die mit persönlichen Akzenten versehen sind. Dafür war der Gang zum Juweliergeschäft früher unerlässlich. Mittlerweile krempelt der E-Commerce aber auch diese Branche um. Die flexibilisierte Massenproduktion erlaubt es Online-Juwelieren, Individualisierung per Drop-down-Menü anzubieten. Und auch bei vollständig maßgefertigtem Schmuck können die Händler im Internet oft bessere Preise anbieten. Denn sie müssen keine teure Miete für ein Ladengeschäft in der Innenstadt zahlen und verfügen zudem über Technologien, die sich für kleine Goldschmiede nicht rentieren. Wer in diesem neuen Umfeld überleben möchte, muss sich etwas Besonderes einfallen lassen. Diese Ansätze versprechen Erfolg.
Geschichten erzählen
Storytelling nimmt im modernen Marketing eine zentrale Rolle ein. Traditionsbetriebe und kleine Familienunternehmen haben in dieser Hinsicht einen großen Vorteil gegenüber großen Firmen: Sie haben tatsächlich eine Geschichte zu erzählen, die den Kunden berührt. Wo ein Online-Shop mit einem Mission Statement aus der Retorte aufwartet, hat der kleine Goldschmied oft echte Emotionen und Werte zu bieten. Diesen Vorteil können kleine Betriebe ausnutzen, denn individuelle Schmuckstücke leben davon, dass sie eine Geschichte haben. Authentizität und kleine Details sind dabei viel wichtiger, als irgendein Schema zu erfüllen. Genauso wie der Schmuck darf auch der Juwelier einzigartig sein.
Ein Erlebnis bieten
Wer online ein Einzelstück bestellt, gibt seine Beschreibung ab, erhält eine Skizze zurück und empfängt den Schmuck irgendwann per Post. Wie jeder andere Online-Einkauf ist dieser Vorgang effizient – und läuft geradezu formelhaft ab. Für Schmuck, der verschenkt werden soll, ist das nicht weiter schlimm. Denn Herz Ohrringe vom Liebsten machen der Empfängerin eine Freude, egal ob sie nun aus dem Geschäft oder aus einem Online-Shop stammen. Richtig interessant wird es für Goldschmiede, wenn ihre Kunden Schmuck für sich selbst in Auftrag geben. Von der ersten Stilberatung bis zur Anprobe des fertigen Schmuckstücks im Hinterzimmer – dieses Erlebnis kann kein Internet-Händler ersetzen.
Auf Exklusivität setzen
Für viele Käufer ist ein günstiger Preis das ausschlaggebende Argument. Bei dieser Zielgruppe haben es kleine Betriebe schwierig, mitzuhalten. Es gibt aber auch Käufer, die genau das Gegenteil suchen: Größtmögliche Exklusivität, die sich auch auf den Preis niederschlägt. Bei dieser Strategie geht es nicht darum, so viele Kunden wie möglich zu gewinnen, sondern einen kleinen aber zahlungskräftigen Käuferkreis zu pflegen. Das funktioniert natürlich in einkommensstarken Großstädten besser als in kleineren Ortschaften. Wenn das Budget eine untergeordnete Rolle spielt, ist es aber umso leichter möglich, der Kreativität freien Lauf zu lassen und besondere Unikate zu erschaffen.
In die Gemeinde integrieren
Gerade in kleineren Städten geben viele Juweliere auf. Dabei ist es hier besonders gut möglich, sich als festen Bestandteil des Ortslebens darzustellen und in die Gemeinde zu integrieren. Goldschmiede können beispielsweise Schmuck mit einem besonderen regionalen Bezug herstellen, sich mit Vereinen oder der Kirchengemeinde vernetzen oder sich als Bereicherung für den Ortskern präsentieren. Je enger die Verbindung zur Zielgruppe, desto geringer die Wahrscheinlichkeit, dass sie zur Online-Konkurrenz abwandert.