Die Entwicklung der Sportmode – zwischen Trend und Funktionalität
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Im Zusammenhang mit Fashion-Design denken die meisten Menschen an künstlerisch gestaltete und ausgefallene Kleidungsstücke, die im normalen Alltag aus praktischen Gründen wohl niemand tragen könnte. Große und schlanke Models, die in hohen Schuhen und abstrakten Gewändern über den Laufsteg stolzieren, prägen das Bild der High Fashion Shows, auf denen die neueste Haute Couture aus den hochwertigsten und teuersten Stoffen präsentiert wird.
Doch das Modedesign besteht in der heutigen Zeit aus weit mehr als nur aus künstlerischen Einfällen, denn seit dem Ende des 20. Jahrhunderts gewinnt neben den optischen Reizen auch die Frage nach der Funktionalität von Kleidung immer mehr an Bedeutung. Dabei hat sich besonders die Sportbekleidung im Laufe der Jahre rasant weiterentwickelt.
Sportbekleidung im 19. Jahrhundert
Im 19. Jahrhundert war es Friedrich Ludwig Jahn, der um 1811 als erster bekannter Turner in Deutschland einen Turnplatz in Berlin bauen ließ und den ersten Turnverein des Landes gründete. Während dieser Zeit trug man zum Turnen vor allem graue Leinen-Hemden und -Hosen, welche in der späteren Zeit durch Baumwollkleidung ausgetauscht wurde. Vermutlich waren es zunächst die Einfachheit, das vorhandene Material und die Bewegungsfreiheit der Kleidung, die sie zur offiziellen Sportkleidung machten.
Mit dem endenden 19. Jahrhundert gewannen auch Mannschaftssportarten in Deutschland immer mehr an Bedeutung. Die Schwierigkeit dabei lag jedoch darin, dass sich die Spieler optisch nicht voneinander unterschieden, weshalb ihre Oberteile in verschiedenen Farben eingefärbt und mit Nummern bestickt wurden. Auch das Vereinswappen fand einen Platz darauf. Die Geburtsstunde des Trikots, wie wir es heute kennen, war gekommen.
Es waren jedoch die Olympischen Spiele, die erstmals nach der Antike im Jahr 1896 in Athen wieder aufgenommen wurden, die für eine Weiterentwicklung der Sportbekleidung sorgte. Einheitlich waren die Kleidungsstücke jedoch nicht, da es bis zu diesem Zeitpunkt noch keine Kleiderordnung im Sport gab.
Entwicklung der Sportmode im 20. Jahrhundert
Erst 1908 gab es die ersten Bekleidungsvorschriften bei den Olympischen Spielen in London, bei denen festgelegte Trikots als Erkennungsmerkmal getragen werden mussten. Von da an bestanden die Trikots der Sportler bis in die 50er Jahre aus Baumwolle oder Jersey.
Der Beginn funktionaler Stoffe
In den Jahren zwischen 1930 und 1960 begann die Textilindustrie die Sportlermode zu revolutionieren, indem elastische Kunstfasern wie Nylon, Polyester und Elastan in die Kleidung eingearbeitet wurde. Ab diesem Zeitpunkt erkannte man auch den funktionalen Wert der Sportmode, da die neuen Stoffe nun reißfest, dehnbar, widerstandsfähig und damit langlebiger waren.
Bis zum Ende der 60er Jahre galt die Sportmode schließlich als Etikette der Sportler. Die Schnitte waren denen der Alltagskleidung sehr ähnlich, da vor allem von Frauen nicht zu viel Haut gezeigt werden durfte. So bestanden Schwimmanzüge bis gegen Ende des 20. Jahrhunderts aus Einteilern mit langen Ärmeln und Hosenbeinen, die den Sportlern das Schwimmen sogar erschwerten.
Die Entwicklung der Funktionskleidung
Erst zum Ende der 1960er Jahre war es Adidas als erste Marke möglich funktionale Sportbekleidung auf den Markt zu bringen, was letztlich auch das optische Design der Sportmode rasant vorantrieb. Mit der Emanzipierung der Frauen und der Weiterentwicklung der Sporttextilien wurde die neue hautenge Funktionskleidung nun auch für erotische Zwecke eingesetzt. Dies führte zu neuen modischen Designs, die nicht nur immer bequemer wurden, sondern auch die sportliche Figur von Frauen und Männern betonten.
Innovative Sportbekleidung des 21. Jahrhunderts
Sowohl der optische und modische Aspekt sowie die Bequemlichkeit und Bewegungsfreiheit der Sportbekleidung wurde bis in die Mode der heutigen Zeit weitergetragen. Heutzutage kommen jedoch auch weitere wichtige Aspekte wie der Schutz der Haut, die optimale Wärmeregulierung des Körpers sowie nachhaltige und langlebige Materialien hinzu. Denn durch die Erfahrungen von Sportlern und neueste Erkenntnisse der Wissenschaft, ist inzwischen bekannt, dass die richtige Bekleidung im Leistungssport genauso wichtig ist wie Vitamin C für das Immunsystem.
Inzwischen beschränkt sich die Sportmode jedoch auch nicht mehr nur auf den Fitness- und Outdoor-Sportbereich, sondern ist aufgrund ihrer Bequemlichkeit auch zu einer beliebten Freizeitkleidung geworden. Daher wachsen auch die Anforderungen an Modedesigner aus diesem Bereich, denn nun müssen Funktionalität, Optik und Bequemlichkeit miteinander kombiniert und aus möglichst nachhaltigen und umweltfreundlichen Materialien hergestellt werden. Daher hat die Entwicklung der Sportmode vermutlich noch lange kein Ende gefunden und wird auch in Zukunft noch eine große Bedeutung im Modedesign einnehmen.