Schachmatt
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Grundsätzlich dürfen sich die Schachspieler über die Pandemie nicht allzu sehr beklagen, schließlich wird seitdem weltweit mehr Schach denn je gespielt. Anfangs vor allem online, seit dem Riesenerfolg der Netflix-Serie The Queen’s Gambit aber auch wieder wie eh und je mit Brett und Figuren – die Verkaufszahlen von Schachspielen sind in die Höhe geschnellt. Und die Leute wollen schicke, hochwertige und stylische Schachbretter und Figuren mit einem individuellen Touch. Vor allem Abwandlungen der eigentlich alten Figuren werden heute sogar gezielt als „modern chess pieces“ vermarktet, daran haben viele Schachfreunde Geschmack gefunden.
Erwiesenermaßen ist Schach Psychologie und Design, und dabei nimmt das Spiel aufgrund seiner Komplexität und Dynamik an der Schnittstelle von Kultur, Wissenschaft, Sport und Spiel eine besondere Stellung unter allen kulturellen Aktivitäten ein. Es wird weltweit seit mehr als einem Jahrtausend gespielt und erzeugte immer ein enormes, weit über alle anderen Spiele hinausgehendes Echo in Gesellschaft, Kunst und Kultur. Die Europäische Union fördert die Einführung des Programms „Schach in der Schule“ in die Bildungssysteme der Mitgliedstaaten, da Schach ein leicht zugängliches Spiel ist. Schach soll den sozialen Zusammenhalt, die gesellschaftliche Eingliederung, den Kampf gegen Diskriminierung, die Verringerung der Kriminalitätsrate und sogar den Kampf gegen verschiedene Abhängigkeiten kämpfe.
Dabei sind Alter und Herkunft vollkommen irrelevant. Schach sorgt für eine bessere Konzentrationsfähigkeit, mehr Geduld und Durchhaltevermögen, mehr Sinn für Kreativität, eine bessere Intuition, ein besseres Gedächtnis, bessere analytische Fähigkeiten und eine bessere Entscheidungsfähigkeit sorgen. Außerdem können Entschlossenheit, Motivation und Fairness erlernt werden. Einige wissenschaftliche Studien belegten, dass Schachspielen vor allem bei Minderjährigen für die Persönlichkeitsentwicklung und als Förder- und Bildungsunterstützung von besonderer Bedeutung ist. Zudem ist Schach von hoher integrativer Wirkung, ein Spiel bei dem kaum ein Wort fallen muss, es kennt keine Sprache und somit auch keine kulturellen Grenzen.
Dass Schach und Wahnsinn aber auch nah beieinander liegen, mitunter sogar zwei verwandte Moleküle sind, ist nicht neu. Spätestens seit Stefan Zweigs berühmter “Schachnovelle” wohnt dem Genie in diesem Sport immer auch eine gewisse Veranlagung zur Tragik inne. Auch in der Netflix-Serie “Das Damengambit” liegen Genie und Wahnsinn nah beieinander. Diese Geschichte ist zwar fiktiv, die Parallelen zu realen Schachgenies sind jedoch durchaus gegeben. Die Größten in der Geschichte des Spiels der Könige waren nicht selten exzentrisch, psychisch labil oder schlichtweg verrückt.
Doch warum bewirkt Schach so viel im Körper? Das Besondere ist, dass beim Spielen das gesamte Gehirn herausgefordert wird. Laut einer deutschen Studie setzen Schachspieler sowohl die rechte als auch die linke Gehirnhälfte ein. Dadurch haben sie eine viel schnellere Reaktionszeit als Nicht-Spieler. Arbeitet beispielsweise die rechte Seite des Gehirns, wird die Kreativität verbessert. Eine Stimulierung des präfrontalen Kortex verbessert Selbstkontrolle und strategisches Denken. Und weil Schachspielen die Feinmotorik fördert, kann es sogar die Regeneration nach Schlaganfall oder Unfall voranbringen.